Bundesliga

Stevens liefert Slapstick-Show ab

Für Huub Stevens wird es nach dem Unentschieden in Hannover immer enger. Doch der Coach des VfB Stuttgart reagierte ebenso eigenwillig wie Sportdirektor Robin Dutt.


VfB-Trainer Huub Stevens hat nach dem 1:1 seines Teams bei Hannover 96 gescherzt,
gelacht und das Publikum und sich selber mit teils grotesken Sprüchen amüsiert.

Wirklich ernst zu nehmen war Huub Stevens nach dem weiteren Abrutschen im Abstiegskampf nicht. Der vom Rauswurf bedrohte Coach des VfB Stuttgart lieferte nach dem 1:1 (0:0) in Hannover eine im Kampf um den Klassenerhalt wohl einmalige Slapstick-Show. Der Niederländer scherzte, lachte und amüsierte das Publikum und sich selber mit teils grotesken Sprüchen. Und das nur wenige Minuten, nachdem sein Team das siebte sieglose Spiel nacheinander abgeliefert hatte und der Abstand des Letzten zu den rettenden Plätzen der Fußball-Bundesliga noch größer geworden war.

Krönung der Trainer-Comedy war, als sich Stevens in Ermangelung einer Brille von einem Journalisten eine Lesehilfe reichen ließ, um die Tabelle zu analysieren. Fünf Punkte Abstand zum sicheren Platz 15 musste er da lesen. Doch Stevens versprühte überraschend gute Laune. Der niederländische Coach witzelte, obwohl es für ihn immer enger wird. Und obwohl es angesichts des Auftrittes und der Tabellensituation keinen Grund zur Fröhlichkeit gibt.

„Es gab komische Fragen von Journalisten, da musste ich lachen und komische Antworten geben“, sagte der 61-Jährige, der sich in seiner langen Bundesliga-Karriere den Spitznamen „Knurrer aus Kerkrade“ rechtschaffen erarbeitet hat.

Das viele Lachen wirkte teilweise lächerlich. Oder wie Galgenhumor. Denn seine Mannschaft hat durch den Hertha-Sieg gegen Augsburg eine noch schlechtere Ausgangsposition als vor dem 22. Spieltag. Spätestens gegen jene Berliner hat Stevens am kommenden Freitag sein Endspiel - oder der dritte VfB-Coach der laufenden Saison sein Debüt.
Auch Dutt überraschte mit merkwürdigem Humor

VfB-Sportdirektor Robin Dutt konterte die Fragen nach der Zukunft von Stevens zunächst ebenfalls mit merkwürdigem Humor. „Ich gebe ein Bier aus für eine neue Frage“, antwortete der Stuttgarter Sportdirektor, als er zum Trainer befragt wurde. In seiner eigenwilligen Art sagte Dutt zur Trainerdiskussion auch: „Nachvollziehen kann ich sie, weil wir auf dem 18. Platz sind.“ Ein eindeutiges Wort, um den Trainer zu stützen, vermied der Sportdirektor indes und sagte: „Wir arbeiten gut zusammen und können uns nicht an den Spekulationen beteiligen.“

Auch Stevens wich den Fragen aus, reagierte mit Gegenfragen und seinem neuen Humor. „Welche Diskussion? Diese Diskussion ist aus den Medien gekommen. Das ist bei euch, nicht bei uns“, sagte der Niederländer den Journalisten. Der Trainer tat so, als wenn das Führungspersonal des VfB nur zuschauen und nicht über die sich verschärfende Krisensituation reden würde. „Ich kenne das Geschäft, das ist nicht mein erster Tag in der Bundesliga“, sagte Stevens in einem seiner ernsteren Momente: „Ich weiß doch, wie da spekuliert und auch fantasiert wird.“ Er habe aber vom Verein „noch kein Zeichen bekommen“. Und er habe „noch immer Kraft“ und „einen Vertrag bis zum Saisonende“. Grinsend schob Stevens hinterher: „Die vier Monate schaffe ich auch noch.“

Solch hohen Unterhaltungswert gab es nur nach dem Spiel. Der VfB hatte zuvor ebenso wie Hannover 96 demonstriert, warum die beiden Clubs im Kampf um den Klassenverbleib stecken und die schlechtesten Teams der Rückrunde sind.

Immerhin, bei seiner Mannschaft scheint Stevens noch Rückhalt zu besitzen. Zumindest der Kapitän stärkte - anders als Dutt - den angeschlagenen Coach. „Er ist der, mit dem wir dem Klassenerhalt schaffen“, sagte Christian Gentner. „Ich würde den Abstiegskampf gerne mit Huub Stevens bestreiten und bestehen“, betonte der Kapitän, der die Führung (52.) erzielt hatte. Für Hannover schoss Lars Stindl (70.) den Ausgleich, ehe er in der Schlussphase wie Martin Harnik vorzeitig vom Platz geschickt wurde. Der doppelte Platzverweis war der unrühmliche wie emotionale Höhepunkt eines schwachen Spiels.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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