Simon Terodde

Nie mehr zweite Liga!

Einer freut sich ganz besonders auf die anstehende Bundesliga-Saison mit dem VfB Stuttgart: Mister Zweitliga-Torjäger Simon Terodde.

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Entspannung nach getaner Arbeit: Simon Terodde (li.) und Emiliano Insua fahren
mit dem Buggy vom Trainingsplatz zum Hotel.

Mutterseelenallein läuft Simon Terodde mit dem Ball am Fuß auf Torhüter Jens Grahl zu. Die Fußspitze leicht unter den Ball geschoben, und schon segelt die Kugel in hohem Bogen über Grahl hinweg ins Tor. Wunderschön. Wenig später dieselbe Szene nocheinmal. Der 29-Jährige probiert es erneut per Chip – und scheitert kläglich. Sanft landet der Ball ins Grahls Armen.

Die Szene aus dem Trainingslager des VfB Stuttgart am Chiemsee verdeutlicht: Ein Selbstläufer ist das Toreschießen selbst für Simon Terodde nicht. Auch wenn er, ein Kerl wie ein Baum, vermutlicht nichts besser beherrscht. Mit Links wie mit Rechts, mit dem Kopf wie mit dem Fuß, von nah und fern: Bei Terodde ist der Abschluss fest in seiner Fußballer-DNA verankert.

Bewiesen hat er das zur Genüge. Mit 25 Treffern schoss er den VfB vergangene Saison zurück in die Bundesliga und eroberte sich wie schon im Jahr zuvor in Bochum die Torjägerkanone der zweiten Liga. Mit 29 Jahren hat er sich nun den lang ersehnten Traum erfüllt: „Endlich kann ich mich mit den Besten messen.“

Auch er muss sich bei Hannes Wolf neu beweisen

Über 200 Spiele hat Terodde im Unterhaus absolviert, er kennt die Arenen von Fürth bis Bielefeld zur Genüge. Seine Leistungen erfüllen ihn mit Stolz, „ist ja nicht irgendeine Liga“, wie der einst beim SV Wehen-Wiesbaden durchs Probetraining gefallene Angreifer sagt. Jetzt will er ein neues Kapitel aufschlagen: Dortmund, Bayern, Schalke, endlich die großen Bühnen. Nie mehr zweite Liga – das Motto des ganzen Vereins –, für ihn gilt es ganz besonders.

„Die Vorfreude ist groß“, sagt er im Trainingslager am Chiemsee. Auch, wenn er sich noch gedulden muss. Die Vorbereitung, der Wiederaufbau nach vier Wochen Pause erfordert die ganze Kraft und Konzentration. Auch weil er spürt, dass die Meriten von gestern schon heute ihre Wertigkeit verloren haben. Trainer Hannes Wolf hat die Uhren auf Null gestellt. Auch für ihn, den Torgaranten und Führungsspieler, bedeutet das: Er muss sich neu beweisen.

Was seine Rolle in der Mannschaft angeht, vor allem aber auf dem Platz. Wolfs vormalige Lieblingsvariante mit einem zentralen Stürmer (Terodde) ist nur noch eine unter vielen. Im Testspiel gegen Dynamo Dresden (1:2) harmonierten Terodde und Torschütze Daniel Ginczek eine Halbzeit ganz gut miteinander. Aber es gibt ja auch noch den Drei-Millionen-Einkauf Anastasois Donis, der schon angedeutet hat, dass er nicht nur als Sparringspartner nach Stuttgart gewechselt ist. Dahinter scharren etliche offennsivstarke Talente mit den Hufen, die vielleicht noch keine Bundesliga-Erfahrung mitbringen, dafür umso mehr Willen. „Und Qualität haben sie auch,“ wie Terodde schon festgestellt hat.

Beim Wort Stammplatzgarantie stellen sich Chefrainer Hannes Wolf ohnehin die Nackenhaare senkrecht nach oben, das weiß Terrode. „Ein Messi oder ein Cristiano Ronaldo kann sich vielleicht mal auf Erfolgen ausruhen. Alle anderen nicht“, sagt er. Die Gefahr, dass sich der gelernte Industriemechaniker mal eine künstlerische Pause gönnen könnte, ist jedoch gering. Das zeigt sich in den Tagen am Chiemsee. Das 1,92-Meter-Kraftwerk, das sich als Fan von Giovane Elber und Mario Gomez bezeichnet, arbeitet unermüdlich und versucht auch den letzten Sprint des Tages noch voll durchzuziehen. So weit die Füße tragen eben.

Was sagt Terodde zu seinem Gladbach-Flirt?

Viel hätte aber nicht gefehlt, und der Musterprofi würde sich statt am Chiemsee ein paar Kilometer weiter am Tegernsee auf die kommende Saison in der Fußball-Bundesliga vorbereiten. In einem grünen statt einem roten Leibchen. Liga-Konkurrent Borussia Mönchengladbach hätte sich gerne seine Dienste gesichert, der Flirt unmittelbar nach dem Aufstieg durfte schon als ziemlich heiß bezeichnet werden.

Doch am Ende blieb Terodde dem VfB treu. „Ach“, winkt er nun mit einem Lächeln ab, „darüber gibt es doch gar nichts mehr zu sagen.“ Nur, dass er sich nach dem Ibiza-Trip mit der Mannschaft „unendlich gefreut“ habe, einen neuen Vertrag in Stuttgart zu unterschreiben. Eine Vereinbarung, die ihn nun bis 2019 an den Aufsteiger bindet und die ihm statt 750 000 Euro etwa das doppelte Jahressalär bietet.

Doppeltes Gehalt, aber auch ungleich höhere Anforderungen. Die Experten sind sich weitgehend einig, dass Terodde auch in der Bundesliga das Zeug für zehn bis 15 Tore hat. Wobei das natürlich stark von Erfolg oder Misserfolg der Mannschaft abhängt. Was er sich selbst zutraut? Schwierige Frage. „Wenn ich bescheiden und demütig bleibe, werde ich auch in der Bundesliga treffen.“ Da darf man auch noch mal ganz unbescheiden auf die zweite Liga zurückblicken: „Es reicht!“

Quelle: Stuttgarter Zeitung


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