FORTUNA-KÖLN-AUFSTIEG
„Nee, minge Nerven!“

Im überfüllten Vereinsheim von Fortuna Köln haben zahlreiche Fans am Sonntagnachmittag die Zitterpartie um den Aufstieg verfolgt. Wir waren beim Public Viewing der Partie dabei, die für manchen wichtiger war als die anstehende WM. Von Clemens Schminke

"Nee, minge Nerven“, lautet der Kommentar einer Frau, die im Hof vor dem Fortuna-Vereinsheim steht, in der Nähe des Grills. Da ist die erste Halbzeit des Relegations-Rückspiels zwischen den Kölner Kickern und dem FC Bayern II im Grünwalder Stadion gerade vorbei – und alles offen. Mit deutlicher Tendenz zu einem Heim-Sieg der Elf des FCB, denn für sie steht es – zweifellos verdient – 1:0.

Trotzdem zeigen sich die Fortuna-Fans unverdrossen zuversichtlich. „Es könnte ein Geduldsspiel werden“, sagt Martin Schneer (39). „Wenn wir in der 60. oder 70. Minute den Druck erhöhen, kann es noch was werden.“ Ähnlich äußert sich Karl Schmitz, und zwar „verhalten optimistisch. Wenn in der zweiten Halbzeit Ercan Aydogmus reinkommt, bindet der drei Abwehrspieler von Bayern, dann ist ein Treffer gut möglich“.

Zunächst müssen die Zuschauer, die dicht gedrängt im Clubhaus stehen oder sitzen und die Partie auf zwei Flachbildschirmen verfolgen, weiter bangen. Mehr noch: in der 87. Minute zerknirscht das das 2:0 für die Münchner zur Kenntnis nehmen. Da ist Aydogmus zwar eingewechselt, aber wegen Platzverweis für Andersen spielen die Kölner in Unterzahl. Der Traum vom Aufstieg in die Dritte Liga scheint ausgeträumt.

„Das Spiel ist für uns wichtiger als die WM“, hat Alexander Lackler vor dem Anpfiff gesagt. Zusammen mit seiner Frau Marlies, Pächterin des Vereinsheims, hat er das „Public Viewing“ unter roten Deckenbalken organisiert. Was er als Eventualität angekündigt hat, tritt schon in der 10. Minute ein: Das Bild der Internetübertragung von Fortuna steht, also wird zur Live-Reportage des FC Bayern gewechselt, gleichsam zum „Feinsender“. Klingt die Stimme des Kommentators begeistert, kontrastiert dies mit der Stimmung.

Riesig ist der Jubel, als in der Nachspielzeit Laux das entscheidende Tor schießt. Lackler hatte mit einer Prognose kurz vor 14 Uhr also Recht: „Wir werden auf jeden Fall aufsteigen.“

Quelle : ksta.de