Feuerwerk unter Flutlicht
Fortuna fertigt den Favoriten aus Osnabrück mit 3:1 im Südstadion ab



Dies hatten der Fortuna in dieser Form wohl nur die wenigsten zugetraut. Insbesondere in den ersten 45 Minuten brannten die Kölner am Freitagabend vor 2.296 Zuschauern im Südstadion ein fußballerisches Feuerwerk ab. Am Ende besiegte die Mannschaft von Uwe Koschinat den seit neun Spielen in Folge ungeschlagenen VfL Osnabrück verdient mit 3:1.
In der ersten Hälfte fanden die Gäste fast gar nicht vor des Gegners Tor statt. Andre Poggenborg musste einmal reaktionsschnell Kandziora den Ball vom Fuß spitzeln (37.) und ein Kopfball von Groß flog nach einer Ecke knapp am langen Pfosten vorbei (45.). Das war es aber auch vom VfL, der zu Recht zum Pausentee mit 0:2 hinten lag. Und das obwohl die Kölner bereits nach 17 Minuten Bone Uaferro ersetzen mussten, der sich am Fuß verletzte und bei dem zugleich der Rücken blockierte. Für den Innenverteidiger kam Kapitän Daniel Flottmann nach zuvor nur zwei kompletten Trainingseinheiten aufs Feld. Dies konnte die Hausherren aber an diesem Abend nicht von ihrem Weg abbringen. Die Fortuna drehte wieder einmal unter Flutlicht auf ordentlich auf. Nach einem langen Einwurf stand urplötzlich Julius Biada blank am Fünfmeterraum und er hatte keine Mühe den Ball an Keeper Schwäbe vorbei zum 1:0 ins Tor zu schießen (27.). Nach 598 Minuten! hatte Osnabrück mal wieder einen Gegentreffer kassiert.

Überragend dann kurz vor der Pause die Vorarbeit zum 2:0 durch Kristoffer Andersen. Der Mittelfeldstratege der Fortuna umkurvte auf der linken Seite drei Gegenspieler wie Slalomstangen und gab die Kugel scharf und flach herein, wo erneut Biada sicher vollstreckte (44.). Nur eine Minute nach dem Wechsel nahmen die Kölner dem Gegner dann endgültig den Wind aus den Segeln. Willers passte im Aufbau zu Syhre, dieser wurde stark von hinten bedrängt und der Ball landete bei Marco Königs, der freistehend vom Elfmeterpunkt aus das 3:0 erzielen konnte. Danach übernahm Osnabrück mehr und mehr die Initiative, aber mehr als das 1:3 (70.) durch Hohnstedt nach einem schönen Flugkopfball gelang den Niedersachsen nicht mehr. Die Fortuna holte aus den vier Heimspielen zu Hause unter Flutlicht nun insgesamt 10 Punkte und verbesserte sich zunächst auf den zwölften Tabellenplatz.
Stimmen zum Spiel: Kristoffer Andersen (Fortuna, Vorbereiter zum 2:0)
„Es war für uns sehr wichtig heute zu gewinnen. Nach den beiden Auswärtsniederlagen in Chemnitz und in Aue war es wieder sehr eng geworden in der Tabelle. Bis zum 3:0 haben wir super gespielt. Nach dem 3:1 wieder rein zu kommen und Gas zu geben, das war nicht einfach. Jetzt müssen wir nächste Woche nachlegen. Wir starten zu Hause immer sehr stark. Da ist dann von einer Krise keine Spur. Wenn wir auswärts ein Gegentor kassieren, und dann das Spiel machen müssen, dann tun wir uns sehr schwer. Da müssen wir noch eine Lösung finden, denn wir können uns nicht darauf verlassen, dass wir alle unsere Heimspiele gewinnen.“
Julius Biada (Fortuna, zweifacher Torschütze)
„Wir hatten uns vor den eigenen Fans besonders viel vorgenommen. Heute stand ich richtig und habe die Tore gemacht. Wer die Tore macht, ist aber egal. Ich denke, wir haben den Zuschauern heute einiges bieten können. Wenn wir Woche für Woche unseren Job machen, brauchen wir gar nicht so sehr auf die anderen schauen. Die Qualität ist auf jeden Fall da. Wenn wir das konstanter abrufen können, haben wir mit dem Abstieg nichts zu tun. Ich verstehe mich sehr gut mit Marco Königs, das sieht man auch auf dem Platz. Es ist geil unter Flutlicht zu spielen. Wenn es ginge, würden wir am liebsten alle Spiele so bestreiten. Man denkt immer so ein bisschen an die Champions League. Die spielen ja auch am Abend. Das ist ein ganz besonderes Flair. Man kann sich den ganzen Tag drauf vorbereiten.“
Daniel Flottmann (Kapitän Fortuna)
„Das spielen unter Flutlicht hat was. Das wirkt dann wie richtiger Fußball. Ich weiß nicht, ob wir immer erst mit dem Rücken zur Wand stehen müssen, um zu kapieren, um was es hier geht. Damit wir die letzten Kräfte mobilisieren. Wenn ich das zum Beispiel an Cauly festmache, der war ja wie ausgewechselt. Ein Brasilianer bei den Temperaturen, da denke ich, ja eher nicht. Aber das war ja heute kein Brasilianer, das war ein richtiger deutscher Arbeiter. Als Bone verletzt auf dem Boden lag, hatte ich einen Puls von 200. Ich war mir nicht sicher, ob das bei mir alles so hält. Aber ich wollte gegen meinen Ex-Klub unbedingt dabei sein. Das war mein Ziel vor fünf Wochen. Jetzt bin ich kaputt, aber glücklich.“
Joe Enochs (Trainer VfL Osnabrück)
„Es war das erwartet schwere Spiel. Wir sind nicht gut in die Partie rein gekommen. Beim 1:0 haben wir nicht aufgepasst. Die Qualitäten von Kris Andersen kennen wir, das 2:0 vor der Halbzeit ist natürlich tödlich. Nichtsdestotrotz hatte ich das Gefühl, das wir zurückkommen können. Das 3:0 spielte in Köln in die Karten. Danach war die Reaktion der Mannschaft aber positiv. Hier zu spielen ist nicht einfach. Glückwunsch an Uwe zum verdienten Sieg."
Uwe Koschinat (Trainer Fortuna)
„Wir haben in den ersten 45 Minuten grenzwertig gut gespielt für unsere Verhältnisse. Das Spiel war auf einem schnellen Niveau, was uns entgegenkommt. Unser Sturmduo war in der ersten Halbzeit kaum zu kontrollieren, in beide Richtungen. Das ist eine Trumpfkarte für uns. Mit dem 3:0 war die Vorentscheidung gefallen. Danach hatten wir auch einen gewissen Kräfteverschleiß und wir haben die Flügel nicht mehr zu bekommen. Wenn Osnabrück um die 80. Minute rum das 2:3 macht, kann das Spiel kippen, das wäre nach Großaspach der Super-Gau gewesen. Ich bin sehr froh, dass wir die Hinrunde mit 22 Punkten abgeschlossen haben. Das ist auch ein schöner Gruß meiner Mannschaft an die wenigen Dummschwätzer, die von einer fehlenden Weiterentwicklung sprechen. Gegen diesen VfL Osnabrück so eine Halbzeit hinzulegen, das ist aller Ehren wert.“

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