Derbypleite im Pokal Wut und Enttäuschung bei Fortuna Köln

Von
Christian Krämer

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Köln - Wer nach dem Schlusspfiff des Mittelrheinpokal-Halbfinals zwischen dem FC Viktoria und dem SC Fortuna sowie dem 3:0-Erfolg der Höhenberger nach Verlängerung am Dienstagabend nur einige Szenen aus der Ferne gesehen hätte, würde sich wohl über so viel Herzlichkeit im Duell der Erzrivalen wundern. Es wurde sich abgeklatscht, teilweise umarmt. Und die Profis des unterlegenen Drittligisten aus der Südstadt ließen sich von ihren Fans im Sportpark Höhenberg feiern.

Doch ein Blick in die Gesichter der Fortunen ließ erahnen, wie tief Frust, Enttäuschung und Wut nach dem abermaligen Pokal-Scheitern wirklich saßen. „Es tut einfach nur weh, wir haben alles gegeben“, sagte Maik Kegel. Seine Teamkollegen äußerten sich ähnlich. Wille und Einsatz waren – anders als zuletzt oft in der Liga – in 110 Minuten, bis zum 0:1 in der Verlängerung, deutlich sichtbar. Doch zu einem Erfolg reichte es wieder nicht.

Platzverweis gegen Christoph Menz

Wohl vor allem, weil Christoph Menz, bereits mit Gelb vorbelastet, nach einer halben Stunde aus unerfindlichen Gründen im Mittelfeld nach dem Ball griff und dann vom Platz flog – seine Kollegen mussten 90 Minuten in Unterzahl agieren. „Ich kann es nicht erklären, es war ein Reflex“, sagte Menz hörbar niedergeschlagen.

Trainer Uwe Koschinat hatte nach dem hitzigen und hochemotionalen Derby Mühe, die Fassung zu wahren. Zwar akzeptierte er die aufgrund der vielen Torchancen der Viktoria verdiente Niederlage, doch zu viel mehr reichte es nicht. „Ich will immer zu allen Menschen ehrlich sein“, sagte Koschinat. „Deswegen kann ich der Viktoria weder viel Glück fürs Endspiel noch viel Glück fürs Wochenende wünschen. Dafür ist die Rivalität zu groß.“

Fortuna agierte nach Wochen des Liga-Leerlaufs von Beginn an hochmotiviert. Kaum ein Zweikampf kam ohne harte Grätsche aus, kaum eine Diskussion ohne Rudelbildung. Fast immer mittendrin: Viktorias Kapitän Tobias Willers und Fortuna-Coach Koschinat. Der Spieler des Regionalligisten bedrängte das ohnehin schon nervöse Schiedsrichtergespann fast pausenlos und forderte Gelbe und Rote Karten – was Koschinat auf die Palme brachte und schließlich in wüsten Beschimpfungen zwischen beiden Bänken mündete.

„Ich glaube, dass Tobias Willers eine sehr komische Vorstellung hat, was zum Fußball dazugehört“, sagte der Trainer mit Blick auf die Vergangenheit des Abwehrspielers beim VfL Osnabrück, wo er aufgrund des Versuchs der Spielmanipulation für drei Monate gesperrt wurde. „Da hat er seine Mannschaft verraten“, sagte Koschinat, er würde keiner Vorbildfunktion nachkommen. Bei einem Fortuna-Profi mit düsterer Vergangenheit, der von Viktoria-Seite offenbar als Vergleich angeführt wurde, sei dies anders: Daniel Keita-Ruel saß nach Raubüberfällen mehrere Jahre im Gefängnis, doch habe sich nun „überhaupt nichts mehr zuschulden kommen lassen“, bekräftigte Koschinat.

Samstag gegen den SC Paderborn

Der Südstadt-Klub muss sich nach Meisterschafts-Misere und dem dramatischen Pokalaus nun erst einmal sammeln. Die Saison dürfte trotz Punkte-Bestmarke in keiner guten Erinnerung bleiben. Einzig ein kleiner Stimmungsaufheller ist noch möglich, wenn am Samstag der künftige Zweitligist SC Paderborn ins Südstadion kommt (13.30 Uhr). Die Ostwestfalen brauchen einen Sieg in Köln, um noch eine Chance auf den Meistertitel zu haben, gleichzeitig dürfte Magdeburg nicht gegen Absteiger Chemnitz gewinnen. Zum Stimmungsbild der Fortuna würde eine unerwartete Paderborner Party in Köln allerdings passen.


– Quelle: https://www.ksta.de/30148354 ©2018