Fortuna Köln trifft auf Dynamo Dresden und einen ehemaligen Angestellten

Es ist nicht irgendein Klub, der am Sonnabend um 14 Uhr zum allerersten Mal überhaupt bei Dynamo Dresden aufschlägt.

Es ist nicht irgendein Klub, der am Sonnabend um 14 Uhr zum allerersten Mal überhaupt bei Dynamo Dresden aufschlägt. Okay, der SC Fortuna Köln ist gerade erst aus der Regionalliga aufgestiegen. Aber der Verein aus der Kölner Südstadt blickt auf eine wahrlich bewegte Vergangenheit zurück.

Nur acht Tage jünger als der große Nachbar aus Müngersdorf hat die ebenfalls 1948 gegründete Fortuna auch schon erstklassig gekickt (1973/74). Und am Pfingstmontag 1986 verpasste der Klub des schillernden Präsidenten Jean Löring nur haarscharf die Rückkehr ins Oberhaus, weil BVB-„Kobra" Jürgen Wegmann im zweiten Relegationsspiel nur Sekunden vor dem Ende zugebissen hatte. Sein 3:1 im Westfalenstadion rettete die Dortmunder in ein drittes Spiel, in dem die entnervten Rheinländer mit 0:8 untergingen. So schrieben die Kölner weiter die Zweitliga-Geschichte mit und stehen nach 26 Jahren Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga (1974-2000) noch immer auf Platz zwei der Ewigen Tabelle. Nur Alemannia Aachen wohnte noch zwei Jahre länger im Unterhaus.

Der Vereinsname war für die Angestellten des eigenwilligen Patriarchen „Schäng" Löring nicht immer ein gu-
tes Omen. 1983 hatte sich Lörings „Vereinche" bis ins DFB-Pokalfinale gekämpft, um dann im ausverkauften Müngersdorfer Stadion ausgerechnet einer schwachen „Geißbock-Elf" mit 0:1 zu unterliegen. 1998/99 traf man sich an gleicher Stelle in einer Liga wieder.
Lörings Kicker besiegten den 1. FC Köln mit 4:2 und 3:0, um dann in der Endabrechnung doch hinter dem Lokalrivalen zu landen. Ein Jahr später stieg der „Eff-Zee" wieder auf und die unglückliche Fortuna ab.

Dabei hatte Löring sein ganzes Vermögen in den SC gepumpt, um die Wachablösung in der Domstadt zu schaffen. So hatte er u.a. 1990 Hans-Uwe Pilz, Matthias Döschner und Andreas Trautmann aus Dresden geholt, 1997 Heiko Scholz aus Bremen. Wenn es aber stockte, dann lief dem Unternehmer schon mal die Galle über. Im Dezember 1999 feuerte der Mäzen Trainer Toni Schumacher in der Halbzeitpause des Spiels gegen Waldhof Mannheim (1:5). 0:2 lag man zurück, als sich Löring den „Tünn" vorknöpfte: „Hau app in de Eiffel. Du määs minge Verein kapott. Du häss he nix mie zu sare, du Wichser."

„Löring kam gesetzten Schrittes in die Kabine, er hatte schon ein paar Bierchen getrunken und da nahm das Zwiegespräch zwischen den Herren seinen Lauf", erinnert sich Ralf Minge, damals Co-Trainer Schumachers, heute Dynamos Geschäftsführer Sport. Er verließ damals mit Schumacher das Stadion und ging zum Jahresende nach Leverkusen, obwohl Löring ihn als neuen Chef ausersehen hatte. „Ich habe ihm viel zu verdanken, er hat mich immer korrekt behandelt", will Minge auch nichts Schlechtes über das 2005 völlig verarmt an Krebs gestorbene Kölner Original sagen. Löring hatte Schumachers Rauswurf übrigens später so gerechtfertigt: „Ich als Verein musste ja reagieren."

Dass sich Schängs Erben vom Absturz bis in die Oberliga und der drohenden Insolvenz erholt haben, freut Minge: „Sie haben sich berappelt, davor muss man den Hut ziehen." Die Aufsteiger stehen als Zwölfter blendend da. Zuletzt fegten sie Energie Cottbus mit 3:0 aus dem Südstadion (15 000 Plätze). Dreifacher Torschütze war Johannes Rahn. Der 1,91 m große Rechtsaußen hat schon sieben Saisontreffer erzielt – nur zwei weniger als Dynamos Rakete Justin Eilers.

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