Ein verdienter Last-Minute-Sieg
Fortuna gewinnt in Überzahl mit 2:1 gegen Werder Bremen II



Als Kristoffer Andersen bereits in der vierten Minute nach einem Foul von Jesper Verlaat mit einer klaffenden Wunde oberhalb des Knies ausgewechselt werden musste, schwante vielen der 1.422 Zuschauer am Samstag im Kölner Südstadion ohne den Turbomotor im zentralen Mittelfeld Böses. Aber nicht nur dessen Ersatz, Andreas Glockner, sondern vor allem ein überragender Hamdi Dahmani sprangen für ihren Denker und Lenker wagemutig in die Bresche, so dass am Ende unterm Strich ein vom Spielverlauf her glücklicher, aber dennoch mehr als verdienter 2:1-Heimsieg gegen Werder Bremen II heraus sprang.
Die Gäste mussten ab der 22. Minute nach einer Roten Karte gegen Innenverteidiger Patrick Mainka wegen einer Notbremse mit einem Mann weniger auskommen. Mit dem Schlusspfiff markierte der eingewechselte Cauly Oliveira Souza mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze aus den Siegtreffer. „Steh auf, war mein erster Gedanke, als ich dann gemerkt habe, es geht nicht, dann war mir klar, dass aufgrund seiner Trainingsleistungen Andreas Glockner die erste Alternative ist. Er hat für mich heute ein ausgesprochen gutes, mutiges Spiel mit unheimlich vielen Kilometern gemacht. Somit haben wir es heute mal geschafft Kris nicht nur punktetechnisch zu ersetzen, sondern auch in Bezug auf die Spielanlage“, gab Uwe Koschinat nach dem Abpfiff einen kleinen Einblick in seine Gefühlswelt und vergaß dabei auch nicht, den an diesem Tag wohl besten Mann auf dem Platz. „In den ersten 30 Minuten war das der beste Hamdi Dahmani, den ich je im Fortuna-Trikot gesehen habe. Er war unfassbar aktiv, jede Entscheidung war die richtige.“ Immer wieder kam der Linksaußen auch zum Abschluss, mal hatte er Pech, mal zielte er zu ungenau und mal wehrte Eric Oelschlägel im Kasten der Gäste gekonnt ab (89.).

Und einmal trat Dahmani auch nach einem Einwurf von Glockner mutterseelenallein zwei Meter vor dem Tor am Ball vorbei. Doch angesichts des Spielausganges grämte er sich darüber später nicht mehr. „Ich habe spekuliert und wollte ihn direkt nehmen, dann habe ich den Ball aber nur seitlich getroffen, das war bitter. Ich hätte ihn auch noch annehmen können, aber da denkst du nur, mach das Tor und dann hat es leider nicht geklappt. Wir haben von Anfang an das Heft in die Hand genommen. Mit der Überzahl und dem 1:0 hatten wir auch eigentlich alles unter Kontrolle. In der zweiten Hälfte haben wir den Fehler begangen und haben den Gegner zu sehr kommen lassen. Wir hatten nicht mehr so den Zugriff. Auch nach dem 1:1 wussten wir aber, hier ist noch was drin für uns. Wir haben bis zum Schluss gefightet, so ein Sieg ist auch mal was Geiles“, freute er sich.

Nach 34 Minuten erntete die Fortuna den Lohn für eine sehr überzeugende erste Hälfte. Eine gut getimte Flanke von Dahmani nickte Marco Königs mit dem Kopf zum 1:0 über die Linie. Es war sein achter Saisontreffer. Und das war auch gleichbedeutend mit dem Pausenstand. In Halbzeit zwei ließen die Kölner die Zügel dann etwas schleifen, ohne allerdings ernsthaft in Gefahr zu geraten. Der Ausgleich fiel aus heiterem Himmel. Der Bremer Hilßner schlug einen Freistoß weit in den gegnerischen Strafraum, wo ihn Verlaat mit dem Hinterkopf in hohem Bogen zum 1:1 ins Netz beförderte (72.). Die Fortuna wurde kurzzeitig hektisch und agierte kopflos. Am Ende sorgte dann aber Joker Oliveira Souza für ein kollektives Glücksgefühl auf den Rängen. Die Fortuna hat sich nun als Zwölfter insgesamt drei Punkte von der Abstiegsregion entfernt. Und hat mit 19 Zählern sogar einen Punkt mehr als zum selben Zeitpunkt in der Vorsaison.
Weitere Stimmen, Alexander Nouri (Trainer Werder Bremen II)
„Das Spiel hat die ganze Klaviatur der Emotionen geboten. Die Rote Karte haben wir durch einen eigenen Fehler provoziert, das war unnötig. In der ersten Hälfte hatten wir Schwierigkeiten, in der zweiten Halbzeit haben wir aber eine richtig gute Mentalität gezeigt. Da haben wir mit viel Leidenschaft dagegen gehalten und wir hätten in Unterzahl auch einen Punkt verdient gehabt."
Uwe Koschinat (Trainer Fortuna Köln)
„Wir sind sehr gut und sehr aktiv in das Spiel reingekommen. Leider haben wir sehr häufig im gegnerischen Strafraum den letzten Ball nicht optimal gespielt. Trotz alledem war das in der Hinführung gut. Die Rote Karte war nicht unbedingt ein Vorteil für uns, weil wir danach ein Stück weit nachgelassen haben. Vor vier Wochen war alles noch eine Katastrophe und wir waren nicht Konkurrenz fähig in dieser Liga. Wir haben die Nerven nicht verloren, was gefehlt hat, war die Galligkeit das 2:0 zu machen. Wenn man sich die Chancen anschaut, haben wir verdient gewonnen, aber natürlich aufgrund des späten Zeitpunktes an dem das 2:1 fällt, auch sehr glücklich."
Andreas Glockner (Fortuna Köln)
„In eine funktionierende Mannschaft zu kommen ist nie so schwer. Ich denke, dass ich mich gut in die Rolle reingefunden habe. Der Sieg war insofern glücklich, wie er zustande gekommen ist, aber wir haben trotzdem dominant gespielt. Die Überzahl verleitet dich dazu, immer einen Schritt weniger zu machen. Aber wir hatten viele Ballkontakte. Wir hätten das 2:0 machen müssen, wir hatten die Chancen dazu, dann hätten wir eher Ruhe gehabt. So ein Gegentor kannst du immer mal bekommen.“

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