„Ich werde ihn nicht anrufen“



Seit knapp drei Wochen befindet sich Fortuna Köln in der Vorbereitung auf die neue Saison. Trainer Uwe Koschinat spricht über Testspiele, Belastungssteuerung und Personalentscheidungen.

Seit dem 15. Juni schwitzen die Spieler des SC Fortuna Köln auf dem Trainingsplatz und bereiten sich auf den Start der Drittligasaison vor. Neben den Trainingseinheiten absolvierten die Südstädter bislang drei Testspiele gegen Samara (1:4), Hessen Kassel (1:0) und RW Oberhausen (0:1).

Nach einem Testspiel in Velbert (Freitag, 19 Uhr) und dem Blitzturnier in Bösinghoven (Samstag, 12 Uhr) legt die Fortuna eine Trainingspause ein, ehe der Südstadt-Tross ab dem 12. Juli für drei Tage ein Trainingslager in Leiwen bezieht. Als Höhepunkt der Vorbereitung wartet am 15. Juli das Testspiel gegen den 1. FC Köln auf die Fortuna.

Nach knapp drei Wochen Vorbereitung zieht Trainer Uwe Koschinat ein Zwischenfazit:

Uwe Koschinat über…

…das Testspiel gegen RW Oberhauen (0:1): In der ersten Halbzeit hat Oberhausen mit der Wunschformation gespielt, die sicherlich Drittliga-Qualität besitzt. Es war ein verteiltes Spiel. Wir haben zunächst mit nur einer Spitze gespielt, hatten dadurch im Zentrum zwar mehr Kontrolle, dafür hat uns vorne die Durchschlagskraft gefehlt. Bei diesen Temperaturen tut natürlich jeder Weg weh. Die Organisation war okay, ich bin nicht unzufrieden. Auch nach der Pause war die Leistung zunächst in Ordnung, auch wenn uns die Galligkeit gefehlt hat, unbedingt ein Tor machen zu wollen. Die Schlussphase war dann verheerend. Wir haben unsere Konterchancen und zahlreichen Standards schlecht ausgespielt und hatten zu große Lücken. Da hat mir die Hartnäckigkeit im Spiel gefehlt.

… die Rückkehr von Kristoffer Andersen: Er hat nach seiner langen Verletzungspause gegen Oberhausen einen sehr guten Eindruck gemacht, aggressiv Bälle gewonnen und mit Oliver Schröder auf der Doppelsechs schon gut harmoniert. Er ist ein absoluter Schlüsselspieler für uns.

…Neuzugang Can Serdar: Er geht viele richtige Wege und stellt sich gut an. Ich hoffe, er hebt nicht ab, sondern bleibt so hartnäckig.

Uwe Koschinat über…

…Neuzugang Oliver Schröder: Oliver war vom ersten Tag an jemand, der nicht durch Geschwätz, sondern durch Leistung vorangeht. Er hat eine sensationelle erste Halbzeit gegen Samara gespielt, da war er der Chef. Man sieht, dass er auch bei extremen Temperaturen bereit ist, sich zu quälen. Er macht im Training einen guten Eindruck und ist ein Spieler, zu dem die anderen aufschauen. Nicht nur aufgrund seiner Vita, sondern vor allem wegen seiner seriösen Einstellung.

…den Stand der Vorbereitung: Als Trainer hat man natürlich immer etwas zu meckern. Die Mannschaft ist insgesamt aber gut durch die ersten Wochen gekommen. Tobias Fink wird nach der Pause dazu stoßen und körperlich ebenfalls auf einem guten Niveau sein. Im fehlen dann natürlich die Spiele.

… die Vorbereitungspause in der kommenden Woche: Es ist eine Idee, die ich jetzt zum zweiten Mal konsequent durchziehen möchte. In den ersten drei Wochen ist das Ziel, einen geschlossenen Kader zu entwickeln, an der Spielidee zu arbeiten und diese konsequent in den Testspielen durchziehen, auch wenn es nicht immer gegnerpassend ist. Die vierte Woche der Vorbereitung ist in Sachen Trainingssteuerung schwer, weil Ermüdungserscheinungen auftreten, die nach den ständigen Leistungsüberprüfungen ganz normal sind.

Ich habe ein sehr gutes Gefühl, die Spieler mit individuellen Trainingsprogrammen nochmal auseinandergehen zu lassen. Ich habe Zeit, mich in Ruhe mit den Erkenntnissen der ersten drei Wochen zu beschäftigen. Die Spieler kommen mit einer wahnsinnigen Freude zurück und die Testspiel-Gegner sind in der Endphase so gewählt, dass wir entscheidende Leistungsnachweise erbringen können.

…das Auftaktprogramm: Wir werden sofort extrem geprüft. Die Stuttgarter Kickers haben eine tolle Entwicklung genommen und zählen für mich klar zu den Aufstiegsanwärtern. Es wird ein Genuss sein, im neuen Stadion zu spielen, zumal beide Vereine aufgrund der langen Tradition eine Fanfreundschaft verbindet. Unser erster Heimspielgegner Aalen ist sehr schwer einzuschätzen. Sie haben viele gestandene Spieler, die einzeln über eine hohe Qualität verfügen. Danach kommen mit Rostock, Cottbus und Kiel permanent ambitionierte Gegner. Da erwartet uns auswärts wie zuhause in allen Spielen eine fantastische Atmosphäre.

Uwe Koschinat über…

…Talente aus dem eigenen Nachwuchs: Wir haben in den Testspielen eine hohe Zahl an jungen Spielern auf dem Platz, brechen ergebnistechnisch aber nicht ein. Man muss sich bewusst machen, dass die A-Jugend zwar aufgestiegen ist, die Jungs aber eben nicht die absoluten Top-Talente der Bundesliga-Leistungszentren sind.

Es ist verständlich, dass sie gerade auf dem Zahnfleisch gehen und sich in gewissem Maße einer Reizüberflutung ausgesetzt sehen. Das ist normal und gehört zum Entwicklungsprozess dazu. Unter diesen Umständen machen die Jungs es wirklich sehr sehr gut, bieten sich an und wachsen mit der Aufgabe. Das ist ein wichtiger Faktor. Es ist aber utopisch zu glauben, nur weil sie jetzt ein Drittliga-Trikot tragen, sind sie auch sofort Drittliga-Spieler.

…die Suche nach einem vierten Stürmer: Die Suche dauert noch an. Ich habe derzeit auch keine Idee, die mir so richtig gefällt. Wir haben durch unsere wirtschaftlichen Zwänge kaum Möglichkeiten, mit Spielern in Verhandlungen zu treten, die sich noch auf Vereinssuche befinden. Wir sollten aber auch nicht den Fehler machen und uns ausschließlich auf einen Stürmer fokussieren.

Vor zwei Jahren war ich in der Vorbereitung der Meinung, wir brauchen noch einen Offensivspieler. Wir haben mit Kris Andersen zu einem späten Zeitpunkt dann einen Achter geholt, der ein wichtiger Schlüssel zum Aufstieg geworden ist. Entsprechend gehen wir unvoreingenommen an die Sache ran, lassen eine Kaderstelle offen und schauen, was der Markt hergibt. Fakt ist: Ich bin mir relativ sicher, dass wir auch in der aktuellen Konstellation eine richtig starke Drittliga-Truppe haben.

…Cauly Oliveira Souza: Cauly hat sich in den Urlaub verabschiedet, mit dem Hinweis, dass die Berater bei ihm das Heft des Handelns in der Hand halten. Sie waren sich relativ sicher, dass eine andere Konstellation vielleicht günstiger ist. Ich habe nicht gehört, dass er irgendwo trainiert, geschweige denn bei einem Verein unterschrieben hat. Ich weiß nicht, welches Eisen die Berater möglicherweise noch im Feuer haben.

Tatsache ist, dass Cauly ein Spieler ist, an dem ich ganz viel Freude entwickelt habe. Er ist hochveranlagt und sehr fußballintelligent. Es tut mir ein bisschen leid, dass er anscheinend keine eigenen Entscheidungen trifft. ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn er mich anruft, aber ich werde es nicht tun. Wir haben schon Anfang des Jahres zwei hervorragende Vertragsmöglichkeiten auf den Tisch gelegt. Es kam keine Reaktion, weder positiv noch negativ. Ich würde mich freuen, wieder über das Thema nachdenken zu können, aber derzeit erübrigt sich die Frage.

koelnsport.de