Wunschspieler und Härtefälle – Kölns Neuzugänge im Check
Von Yannick Bakic

Wer Uwe Koschinat kennt weiß, dass er ein akribischer Trainer ist. Der 42-Jährige, der sich seit zwei Jahren als „Fußballlehrer“ bezeichnen darf, schärft selbst im größten Siegesrausch die Sinne auf anstehende Aufgaben. Der Last-Minute-Erfolg in der Relegation gegen die U23 des FC Bayern München und der damit verbundene Aufstieg in die 3. Liga war noch keine vier Stunden alt, da durchtrieben den Chefcoach der Fortuna schon die ersten Gedanken an die anstehende Saison. „Wir werden den Großteil der Mannschaft behalten, alle haben es sich verdient in der 3. Liga zu spielen. Es wäre unfair den Jungs gegenüber jetzt zwölf neue Spieler zu verpflichten“, so Koschinat auf der mehrstündigen Rückfahrt irgendwo auf einem Rastplatz zwischen Ingolstadt und Nürnberg.

Sechs Wochen später haben sich Koschinats Worte bewahrheitet. Mit Albert Streit (Karriereende) und Tobias Steffen (Rot-Weiss Essen) sowie Stipe Batarillo (Sportfreunde Lotte), Frederic Brill (SV Waldhof Mannheim) und Nils Dübbert (Ziel unbekannt) haben nur fünf Spieler den Verein in der Sommerpause verlassen. Mit Steffen, in der Hinrunde neun Toren und neun Torvorlagen zu Verzeichnen hatte, verlor das Team lediglich einen Leistungsträger.

Neuzugänge befeuern Konkurrenzkampf

Der Kern der Aufstiegsmannschaft wurde gehalten und konzeptbewusst ergänzt. Mit Johannes Rahn (28) und Lars Bender (26) für die offensiven Außenbahnen sowie Sascha Marquet (24) für das zentrale Mittelfeld standen sehr schnell die ersten drei Neuzugänge fest. Alle Drei waren “absolute Wunschspieler” des Cheftrainers und bringen die von Koschinat so bedingungslos gewünschten körperlichen Voraussetzungen mit. Zudem haben alle drei schon höherklassig gespielt und werden der Mannschaft mit ihrer Erfahrung in der 3. Liga helfen können.

Dino Bisanovic (24), der vierte Neuzugang, ist innerhalb der Mannschaft eigentlich ein alter Bekannter. Der Bosnier war in der Rückrunde über mehrere Monate Trainingsgast am Südstadion, erlebte die Aufstiegsdramaturgie rund um das Team hautnah mit und reiste selbst zum entscheidenden Relegationsspiel nach München mit dem Privat-PKW an. Laut Koschinat wurde mit der Zeit aus dem „Zufallsprodukt“ eine spielstarke Alternative für das zentrale Mittelfeld.

Nach der schweren Verletzung von Kapitän und Innenverteidiger Daniel Flottmann (Kreuzbandriss), welcher der Mannschaft auch weite Teile der kommenden Hinrunde fehlen wird, war klar, dass für die anstehende Drittligasaison auch der Abwehrverbund verstärkt werden muss. Boné Uaferro (22) und Leon Heine (19) heißen die beiden neuen Alternativen für die Defensivzentrale. Schon jetzt kann man bei diesen beiden Spielern von cleveren Verpflichtungen sprechen. Sowohl der Ex-Schalker Uaferro, der von seinen Teamkollegen liebevoll „Bones“ getauft wurde, als auch der ehemalige U19-Spieler von Bayer 04 Leverkusen Heine erfüllen die U23-Regel des DFB. Das gilt auch für Dennis Engelmann. Der 19-Jährige hinterließ im Testspiel gegen den FC Hennef 05 als Rechtsverteidiger einen guten Eindruck und wurde nun für ein Jahr von Bayer 04 Leverkusen ausgeliehen. Bleiben alle drei verletzungsfrei dürfte jeweils einer von ihnen an den Spieltagen mindestens zum Kader gehören.

In der Offensive komplettieren die beiden 19-Jährigen Daniel Isken und Marco Ban die bisherigen Neuverpflichtungen. Der wendige Isken, der in den kommenden Tagen einen Vertrag unterschreiben soll, kommt aus der eigenen U19 und fühlt sich im offensiven Mittelfeld am wohlsten. Ban genoss über vier Jahre lang die Ausbildung am Geißbockheim des 1. FC Köln und könnte in dem von Koschinat angestrebten Zwei-Spitzen-System den technisch versierten und schnellen Gegenpart zu Ercan Aydogmus, Thomas Kraus oder Thiemo-Jeromé Kialka bilden.

Härtefälle garantiert

Insgesamt erscheint es auf den ersten Blick sinnvoll den Kern der Aufstiegsmannschaft und damit auch die positive Mentalität des Teams zu behalten. Für das ausgerufene Ziel „Klassenerhalt“ wird Uwe Koschinat auch in der 3. Liga auf eine physische und kampfbetonte Spielphilosophie setzen. Mit den Neuzugängen befeuert der Cheftrainer nicht nur den Konkurrenzkampf um die Positionen, sondern erweitert gleichzeitig auch seine Planspiele in Puncto System. Die ersten drei Testspiele ließen erahnen, dass Koschinat auf ein 4-4-2 mit einer sogenannten „flachen Vier“ baut. In der vergangenen Regionalliga-Saison hat das Team allerdings auch bewiesen, dass es in einer Dreierkette erfolgreich sein kann.

Zwangsläufig wird es durch die U23-Regelung (mindestens vier Spieler müssen an Spieltagen im Kader stehen, die für eine DFB-Auswahlmannschaft spielberechtigt sind, und am 1. Juli der jeweiligen Spielzeit das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben) zu einigen Härtefällen kommen. Derzeit stehen 28 Spieler im Kader der Fortuna. Allerdings erfüllen mit den beiden Torhütern Monath und Wichman sowie mit den Feldspielen Uaferro, Engelmann, Heine, Stojanovic, Isken und Ban lediglich acht Akteure die U23-Regel. Selbst bei dem derzeitigen Verletzungstand (neben Flottmann laborieren auch Ozan Yilmaz und Sebsatian Zinke an langwierigen Verletzungen) werden sich an Spieltagen viele Akteure auf der Tribüne des Südstadions wiederfinden. Um das Saisonziel nicht durch persönliche Eitelkeiten einzelner Spieler zu gefährden ist hierbei ein positives Mannschaftsklima unabdingbar.

Quelle : liga3-online.de