Fortuna Köln Farrona Pulido geht – der nächste Schöngeist scheitert

Von
Christian Krämer

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Köln - Als „Unterschiedsspieler“ wurde Manuel Farrona Pulido im Sommer 2017 von Uwe Koschinat vom 1. FC Magdeburg zum Fußball-Drittligisten SC Fortuna Köln geholt. Nach nur einem Jahr in der Südstadt scheint klar: Die Unterschiede zwischen dem technisch hoch veranlagten Angreifer und dem stets kampfeslustigen Trainer waren zu groß. Der Vertrag wurde aufgelöst, einvernehmlich, wie beide Seiten betonen – nach zehn Scorerpunkten in 26 Drittliga-Einsätzen. Zu den genauen Hintergründen wollte Koschinat sich nicht äußern. „Es war ja kein desaströses Jahr von ihm, auch wenn ich mir etwas mehr erwartet hätte“, sagte der Trainer, um dann doch noch einen fundamentalen Hinweis zu geben: „Einer der Rückschlüsse der Saison ist, dass für unser Spiel nur ein Künstler auf dem Platz stehen darf.“ Und das sei Regisseur Maik Kegel, dessen Grundtugenden nicht das permanente Anrennen und Geschwindigkeit im Allgemeinen sind. „Am Ende waren beide Seiten nicht mehr zufrieden, wir hatten ein bisschen andere Ansichten vom Fußball“, sagte Farrona Pulido. „Aber es gibt keinen Groll. Ich schätze Uwe Koschinat, ich weiß, wie gut er mit Spieler umgehen kann.“

Allerdings sprengte der fußballerische Schöngeist von Farrona Pulido Koschinats Konzept – obwohl er mit seinen herausragenden Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins für viele Highlights und einige Punkte sorgte. Doch seine Defizite in der Rückwärtsbewegung waren Koschinat offenbar zu groß. Das hatte sich schon während der Saison angedeutet, als der Trainer den 25-Jährigen mehrmals öffentlich kritisierte. Farrona Pulido gesellt sich zu Selcuk Alibaz oder Tobias Steffen: Vom Spielertyp her ähnliche Profis, die bei Koschinats Fortuna scheiterten. Als Gegenbeispiel dient Robin Scheu, der Musterschüler des Coaches. Er ist zwar technisch nicht so beschlagen wie Farrona Pulido, dennoch stark im Direktspiel. Der 23 Jahre alte Rechtsaußen kommt zudem dank Tempo und Zweikampfhärte ebenfalls an seinen Gegenspielern vorbei. Scheu vereint die von Koschinat geliebten Tugenden.

Thomas Bröker bleibt bei Fortuna Köln

Das Sommer-Vorhaben des Trainers, die Offensive seiner Mannschaft breiter aufzustellen, wird durch die Trennung von Farrona Pulido noch ein Stück komplizierter. „Natürlich wird ein Ersatz gesucht. Es macht keinen Sinn, die Kadertiefe verbessern zu wollen und sich dann von einem bei uns einzigartigen Spielertyp ohne Ersatz zu trennen“, sagte Koschinat.

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Wurde zwar verabschiedet, darf aber doch bleiben: Thomas Bröker (2. v. r.)
Foto: Bucco

Die Rolle rückwärts bei Thomas Bröker, der trotz Verabschiedung vor dem letzten Saisonspiel nun doch bei Fortuna bleibt, ist von der Personalie Farrona Pulido unberührt. „Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun“, erklärte Koschinat. Der Trainer hatte dem 33-Jährigen bereits Ende April vor dem Spiel in Magdeburg (0:2) erklärt, dass er nicht mehr mit ihm plane. „Allerdings hat er danach einige mitreißende Spiele gemacht und sich auch sonst komplett vorbildlich verhalten“, berichtete Koschinat. „Darum bin ich komplett zurückgerudert. Die Einigung gelang dann auch sehr schnell.“ Bröker – schnell, lauf- und einsatzstark, dafür fußballerisch limitiert – soll in der kommenden Saison eine größere Rolle spielen, als im vergangenen halben Jahr.

Fortuna verkündete zudem die zweite Beförderung für einen A-Jugendlichen. Nachdem sich am Saisonende bereits der 19 Jahre alte Linksverteidiger Alem Koljic präsentieren durfte, wurde nun der gleichaltrige Mittelfeldspieler Nico Ochojski mit einem Profivertrag ausgestattet.


– Quelle: https://www.ksta.de/30525188 ©2018