Fortuna wünscht sich das Serienaus
Fußball-Prominenz aus Unterhaching ist zu Gast im Südstadion

Jeder Soap-Darsteller fürchtet es wie der Teufel das Weihwasser: Das Serienaus. Uwe Koschinat hingegen wäre heilfroh, wenn die Erbsenzählerei endlich mal ein Ende finden würde. Am Samstag (14 Uhr) könnte die Fortuna im Südstadion gegen die SpVgg Unterhaching auf einen Schlag gleich drei wenig schmeichelhafte Statistiken beenden und dem Abstiegsgespenst auch mal einen gehörigen Schreck verpassen.

Momentan haben die nackten Zahlen auf den Aufsteiger und das Umfeld eher eine desillusionierende Wirkung. Fünf Niederlagen in Folge in Liga drei, seit 380 Minuten ohne Treffer und auch ein Sieg vor eigenem Publikum wollte in dieser Spielzeit noch nicht gelingen. Die Euphorie des Last-Minute-Aufstieges ist verflogen rund um den Jean-Löring-Sportpark. Selbst das Grinsen des stets fröhlich daher kommenden Präsidenten Klaus Ulonska wirkt in diesen Tagen nur noch halb so breit. „Es wird Zeit, dass wir punkten. Wir sind natürlich in einer großen Drucksituation“, räumt Koschinat freimütig ein.

Ein Team, das noch gar nicht richtig in Tritt gekommen ist, erwartet ein Team, das aus dem Tritt gekommen ist, so könnte man das Duell der Fortuna mit den Bayern bezeichnen. Unterhaching hat nach elf Punkten aus den ersten fünf Partien zuletzt „eine Ergebniskrise“, so Koschinat, erlebt. Der Fortuna-Coach nahm den morgigen Gegner beim 0:4 gegen Halle und beim 0:2 in Chemnitz unter die Lupe. Trotz der beiden jüngsten Rückschläge spricht Koschinat sehr positiv über den Verein, der mit Christian Wörns, Christian Ziege und Francisco Copado geballte Fußball-Fachkompetenz an der Seitenlinie hat. Aber auch auf dem Rasen. Zum Kader gehören die derzeit verletzten Fabian Götze und Jonas Hummels, die Brüder der Weltmeister Mario und Mats. Zudem legte der ehemalige Bundesligist im Laufe der Saison mit Sascha Bigalke, Yannic Thiel, Sascha Herröder und Markus Schwabl (Sohn von Präsident Manfred Schwabl) personell ordentlich nach. Und zu guter Letzt hat die SpVgg mit Torwart Michael Zetterer, Abwehrspieler Thomas Hagn und Stürmer Pascal Köpke drei aktuelle U-20-Nationalspieler in ihren Reihen. Pascal ist im Übrigen der Sohn von Ex-Keeper Andreas Köpke, womit sich der prominente Kreis in Haching schließt. „Unterhaching hat hervorragend die Kehrtwende geschafft, zu einem Ausbildungsverein. Dort ist ein ruhiges Umfeld. Die Trainer sind sehr erfahrene Ex-Profis, die den Jungs sicher noch einiges vermitteln können“, lobt Koschinat, den aber ganz andere Sorgen plagen.

Bloss nicht wieder einen Elfmeter gegen sich bekommen...

Denn Aufwand und Ertrag stehen in einem eklatanten Missverhältnis in der Südstadt. Größtenteils aber auch selbst verschuldet. Vier Elfer für die Gästemannschaft in vier Heimspielen stehen sinnbildlich dafür. „Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Gerade in diesen Situationen dürfen wir uns nicht mehr so dilettantisch anstellen“, betont der Trainer, dem auch das Auftreten seiner beiden zentralen Mittelfeldakteure zuletzt nicht mehr gefiel. „Erstaunlicherweise fehlt da derzeit die Abstimmung und die Harmonie, obwohl die beiden sich aus Aachen kennen. Das beste Beispiel dafür war die Szene bei den Kickers, als beide im eigenen Strafraum vor dem Ball weglaufen“, nimmt Koschinat die erhofften Leistungsträger Sascha Marquet und Kristoffer Andersen in die Pflicht.

Ansonsten wurde in den letzten Tagen im Umfeld mehr über die Spieler diskutiert, die nicht auf dem Platz standen als über den Stamm. Akteure wie Marco Ban, Dino Bisanovic und Lars Bender stehen für den ein oder anderen selbst ernannten Experten bereits exemplarisch für eine angeblich verfehlte Einkaufspolitik des Trainers. Der verteidigt sich. „Im Rahmen unseres Budgets habe ich diese Spieler geholt. Sie hatten alle gerade einen Karriereknick erlebt. Klar, hätte ich gerne noch die eine oder andere weitere Alternative gehabt. Aber spätestens, wenn in den Gesprächen das Thema Verdienstmöglichkeiten aufs Tablett kam, dann haben die Berater der Spieler nur noch müde gelächelt“, sagt Koschinat, der aber dennoch von seinen Verpflichtungen überzeugt ist. „Marco Ban ist ein total talentierter Stürmer, der weiß, wo das Tor steht, dem es aber noch an der Körperkraft fehlt. Dino Bisanovic war beim FC ein gestandener Regionalligaspieler und hat ein unglückliches Auslandsengagement hinter sich. Es dauert seine Zeit, bis er in dem notwendigen körperlichen Zustand ist. Und Lars Bender hat in Trier nach zuvor starken Jahren in Koblenz und Offenbach in der letzten Saison nicht überzeugt. Meine Aufgabe ist es, ihn wiederzubeleben. Ich bin zu hundert Prozent sicher, dass uns alle drei helfen können.“

Mehr als nur helfen, sondern mit Leistung vorneweg gehen, sollte ursprünglich auch Thiemo-Jerome Kialka. Angesichts von sechs Treffern in acht Partien (davon nur zwei aus dem Spiel heraus) sind die Kölner eigentlich auf seine Tore angewiesen. Doch der drittliga-erfahrene Stürmer tauchte in den letzten Wochen nicht mal mehr im 18er-Kader auf. Auf Kialka angesprochen verteilt Koschinat Zuckerbrot und Peitsche. „Thiemo hat die letzten beiden Wochen herausragend trainiert. Aber, er muss endlich mal den Finger aus dem Hintern nehmen. Er muss sich mit der notwendigen Ernsthaftigkeit an der Sache beteiligen. Es wird Zeit, dass er liefert!“

Autor: Stefan Kleefisch / rheinfussball