FORTUNA-KEEPER POGGENBORG IM INTERVIEW
„Nicht nur ich bin frustriert“

Fünf Spiele in Folge hat Fortuna Köln in der 3. Liga zuletzt verloren. Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ spricht Keeper André Poggenborg über die Stimmung in der Mannschaft und einen möglichen Ausweg aus der Krise.

Bei Fortuna Köln ist nach einer Niederlagenserie in der 3. Liga die Euphorie nach dem Aufstieg verflogen. Fortuna-Keeper André Poggenborg spricht im Interview über den Umgang mit der Pleitenserie und den Weg aus der Krise.

Herr Poggenborg, Fortuna Köln hat fünf Niederlagen in Folge kassiert und ist seit 380 Minuten ohne Torerfolg. Wie ist die Stimmung im Team, knapp drei Monate nach dem Relegations-Wunder von München?

André Poggenborg: Klasse (lacht). Das kann sich natürlich jeder mit gesundem Menschenverstand an fünf Fingern abzählen, wie gerade die Stimmung in der Mannschaft ist. Sie ist natürlich niedergeschlagen, aber noch weit entfernt von Resignation.

Aus Ihren beiden erfolgsverwöhnten Regionalliga-Jahren in Köln kennen Sie so eine Situation überhaupt nicht.

Poggenborg: Aber wir sind ja alles Realisten in der Mannschaft und keine Tagträumer. Von daher war es jedem klar, dass es von Anfang an knallhart gegen den Abstieg gehen wird. Dass so eine Niederlagenserie jetzt an den Nerven nagt und sich viele auch Gedanken machen, ist ganz normal. Wir wussten aber, dass wir hier niemanden an die Wand spielen und drei Siege im Monat holen. Wir haben ein Primärziel: Wir wollen irgendwie drei Mannschaften hinter uns lassen. Und da bringt es die Sache mit sich, dass wir mit Sicherheit deutlich mehr Spiele verlieren als gewinnen werden. Aber wir sind auch erst am achten Spieltag. Wir sollten nicht anfangen, den Teufel an die Wand zu malen.

Als Torwart mussten Sie in den vergangenen Spielen tatenlos mit ansehen, wie die Kollegen vorne reihenweise gute Chancen vergaben. Sind Sie in solchen Situationen frustriert?

Poggenborg: Ach, es geht. Das hat für uns hoffentlich einen Lerneffekt. Wir sind im Moment halt eine Mannschaft, die vorne eine mangelnde Chancenverwertung hat und hinten zu viele Fehler macht. Das bricht uns immer wieder das Genick. Daran gilt es zu arbeiten.

Wie halten Ihre Mitspieler Sie aktuell aus? Sie waren ja früher auch nach Siegen teilweise nicht ansprechbar, wenn Ihnen etwas im Spiel missfallen hat.

Poggenborg: Nicht nur ich bin frustriert, das gilt ja für die ganze Mannschaft. Gerade das Spiel gegen Duisburg war unglaublich bitter. Da spielst du 60 Minuten in Überzahl, verschießt noch einen Elfmeter, bist klar die bessere Mannschaft, hast sogar noch mehr gute Chancen und verlierst am Ende trotzdem mit 0:1. Das nagt natürlich. Kurz und klein geschlagen habe ich aber noch nichts (lacht).

Was muss passieren, damit die Fortuna aus der Misere herauskommt?

Poggenborg: An sich ist es relativ einfach, aber es ist natürlich leichter gesagt, als getan. Wir müssen effektiver werden und unsere Fehlerquote am besten gegen null minimieren, oder zumindest exorbitant runterschrauben. Wenn man ganz groß denkt, könnte man natürlich sagen: Wir spielen zu schlechten oder zu wenig Fußball. Aber man kann doch nicht Schritt fünf vor Schritt eins angehen. Wir müssen erst einmal wieder unsere Spiel-DNA finden, mit der wir zwei Jahre lang erfolgreich waren. Fußballerisch war die vergangene Saison auch nicht brillant.

Glauben Sie nach wie vor, dass die Mannschaft in ihrer aktuellen Zusammensetzung Drittliga-Niveau hat?

Poggenborg: Zu 100 Prozent. Wir werden nicht absteigen, das sage ich hier und jetzt. Ich bin in meiner Karriere noch nie abgestiegen, und das soll auch so bleiben.

Was erhoffen Sie sich für das Heimspiel am Samstag (14 Uhr) gegen die SpVgg Unterhaching?

Poggenborg: Einen Sieg. Wir müssen gewinnen, und wenn es irgendwie mit einem 1:0 ist und wir sonst nur die Bälle aus dem Stadion schießen. Das wäre mir total egal.

Von Christian Krämer / ksta