Fortuna Köln im Check: „De Schängs“ Erben greifen wieder an

Über Fortuna Köln gibt es viele Geschichten zu erzählen. Die meisten beginnen mit dem früheren Präsidenten Jean Löring, der den Klub aus der Kölner Südstadt mit viel Engagement, ungewöhnlichen Entscheidungen und mehreren Millionen Mark Investment über Jahrzehnte im Profifußball verankert hatte. 1983 führte der Mäzen, den alle „de Schäng“ nannten, „seine“ Fortuna ins DFB-Pokalfinale gegen den Stadtrivalen 1. FC Köln (0:1).

Als legendär gilt Lörings Entscheidung, 1999 während der Halbzeitpause des Spiels gegen Waldhof Mannheim Trainer Toni Schumacher zu kündigen. Anschließend begründete der Boss: „Ich als Verein musste reagieren.“ Nach einem verlorenen Match soll Löring voller Wut auf den Spielbericht gekritzelt haben: „Alles gelogen!“ Die folgende Stadionsperre habe er dann im Weihnachtsmann-Kostüm umgangen. Der 2005 verstorbene Unternehmer konnte jedoch den Absturz der Fortuna nicht verhindern.

Nach einer Talfahrt, die den Traditionsklub bis in die Mittelrheinliga führte, haben sich die Kölner jetzt in der 3. Liga zurückgemeldet. In einer packenden Aufstiegs-Relegation gegen die Zweitvertretung des FC Bayern München gelang dem Meister der Regionalliga West das Comeback.

Für die Geschichten ist schon seit 2006 Klaus Ulonska zuständig. Der volksnahe Präsident ist dafür bekannt, die Fans bei Heimspielen per Handschlag auf der Tribüne zu begrüßen. Das soll beim Gastspiel der Zebras im Südstadion am Samstag (14 Uhr) nicht anders sein. Herzlich ist die Atmosphäre in Köln, aber die Punkte holen wollen die Domstädter natürlich auch. Bislang wartet das Team von Trainer Uwe Koschinat noch auf den ersten Heimsieg, nach dem jüngsten 0:1 am Dienstag gegen Osnabrück rutschte Köln auf einen Abstiegsplatz. Sportlich soll es eine Mannschaft richten, die von ihrer Kompaktheit lebt und bereits zu überzeugen wusste. Ihre Qualitäten hat die Fortuna unter anderem beim 2:0-Erfolg in Halle unter Beweis gestellt.

DER TRAINER Uwe Koschinat feierte mit dem Aufstieg in die 3. Liga den vorerst größten Erfolg seiner Trainer-Laufbahn. Der 42-Jährige ist seit 2011 an der Kölner Seitenlinie präsent, arbeitete zuvor unter anderem in Koblenz. In der Saison 92/93 bestritt Koschinat drei Zweitliga-Einsätze für den VfL Wolfsburg.

DER STAR Echte Stars gibt es keine im Kölner Kader, der vom Teamgeist lebt. Zwei frühere Duisburger waren allerdings maßgeblich am Aufschwung der jüngeren Vergangenheit beteiligt. Keeper Andre Poggenborg, der in der Bundesliga-Saison 2005/06 auf der MSV-Bank saß, ist seit Jahren ein sicherer Rückhalt bei der Fortuna. Im Angriff wirbelt der inzwischen 35 Jahre alte Ercan Aydogmus. Der Stürmer hatte schon einige Stationen, darunter den VfB Homberg. Seine ersten Kniffe erlernte er einst im Nachwuchs der Zebras.

DIE GESCHICHTE 26 Jahre war Fortuna Köln fester Bestandteil der 2. Fußball-Bundesliga, für eine Saison spielten die Südstädter sogar erstklassig. Doch der Absturz konnte nicht verhindert werden. 2000 aus der 2. Liga abgestiegen, entging der Verein fünf Jahre später nur knapp der Insolvenz und trat bis 2008 in der Mittelrheinliga an. Mit viel Engagement aus dem Umfeld hat der Traditionsclub vergangene Saison den Aufstieg in die 3. Liga geschafft.

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