Spiel in Köln wird zu einer Frage der Ehre

Der Worte sind wahrlich genug gewechselt. Jetzt müssen Taten folgen. Der FC Rot-Weiß braucht endlich wieder einen Erfolg, um eine Saison, die hoffnungsvoll begann, nicht mit einem Trauma zu beenden. Nach zuletzt acht Niederlagen in Folge reist das Team am Wochenende zu Aufsteiger Fortuna Köln (Samstag, 14.00 Uhr, Kölner Südstadion) um genau diesen Erfolg anzustreben. Die Fortuna hat zwar zuletzt auch nicht unbedingt Bäume ausgerissen (nur ein Sieg in den letzten neun Begegnungen), aber bislang doch eine grundsolide Serie gespielt. Das Saisonziel Klassenerhalt ist fast erreicht. Wenn sie am Samstag gegen uns drei Punkte einfahren würden, könnten sie unter dieses Thema jedenfalls vorzeitig einen Strich machen.

Doch genau das darf nicht passieren. Denn hinter dem Gastspiel am Rhein, das als das vermeintlich leichteste der noch vier ausstehenden Begegnungen erscheint, warten noch drei Aufgaben auf den RWE, die es in sich haben. Mit den dann folgenden Spielen gegen Duisburg und bei den Stuttgarter Kickers treffen wir noch auf Teams, die den Aufstieg vor Augen und rein gar nichts zu verschenken haben. Das gilt ebenso am letzten Spieltag für Unterhaching, die sich womöglich dann noch mit allen Kräften wehren werden, um bei uns noch die Klasse zu sichern. Nicht nur uns selber, sondern der gesamten Liga sind wir es schuldig, uns zum Ende hin noch mal von der besten Seite zu zeigen. Das Spiel in Köln und die drei noch folgenden Begegnungen werden mithin zu einer "Frage der Ehre".
Christian Preußer, der nun wahrlich einen schweren Einstand hatte, zeigte sich auf der heutigen Pressekonferenz aber kämpferisch und alles andere als resigniert. "Ich gebe zu, im Bielefeld-Spiel hatte ich den Eindruck, dass nicht mehr jeder voll bei der Sache war. Wir haben daher in dieser Woche viele Einzel- und Gruppengespräche geführt. Ich möchte sie als gut und konstruktiv bezeichnen. Jeder Spieler muss aber jetzt zeigen, dass er mich verstanden hat. Ansonsten schließe ich nicht aus, dass der eine oder andere Spieler sich bald mit der Tatsache konfrontiert sehen wird, dass Rot-Weiß Erfurt auf seine Dienste ab Sommer nicht mehr zurückgreifen wird. Es ist hohe Zeit Charakter an den Tag zu legen und sich zu empfehlen. Ich betone auch noch mal, was ich bereits mehrfach gesagt habe: Es macht keinen Sinn sich mit Schlagzeilen wie "Noch eine Niederlage und der Negativ-Rekord der Liga ist eingestellt" zu beschäftigen. Wir sollten nicht auf die zurückliegenden Spiele oder das Restprogramm, sondern nur auf Köln schauen, auch wenn ich weiß, dass jeder Spieler anders mit der aktuellen Krise umgeht". Verteidiger Luka Odak, der nach seiner Sperre am Samstag wieder zum Einsatz kommen wird, bat trotz der aktuellen Situation um Verständnis für die Mannschaft: "Jeder versucht alles. Wir trainieren super. Keiner macht mit Absicht Fehler. Aber wenn man plötzlich in so einem Strudel steckt schwindet das kollektive Selbstbewußtsein einer Mannschaft. Die Böcke, die wir dann schießen, sehen von außen dann zugegebenermaßen zuweilen dumm aus. Zu zetern ist dann einfach, aber bringt nichts. Es wäre schön, wenn wir mal den Laden dicht halten und nicht immer einem Rückstand hinterherhecheln müssten". Ob es finnziell bedrückend sei, dass man seit Wochen keine Punktprämie mehr erhalten hätte, wollte ein Journalist von ihm wissen. Luka: "Das ist nicht schön, aber wir leben ja nicht am Existenzminimum".
Der Trainer wollte zur Aufstellung, außer dass er Luka in der Startelf sieht, weiter noch nichts sagen. Aber möglich ist, dass Preußer im Kölner Südstadion ein Zeichen setzen und auch einem Spieler aus der U23 eine Chance geben wird. Einige Kandidaten aus der RWE-Reserve haben jedenfalls in der vergangenen Woche bei den Profis mittrainiert. Immerhin fehlen dem Trainer weiterhin mit Gohouri, der wohl in dieser Saison wegen seiner anhaltend schmerzhaften Hüftprellung nicht mehr zum Einsatz kommen wird und Menz, der frühestens zum letzten Saisonspiel gegen Unterhaching wieder mitmischen könnte, zwei wichtige Leute. Womöglich muss mit Kammlott noch einer passen. Der Kapitän bekam im Training einen Ball an den Kopf und hat möglicherweise eine Netzhautverletzung davon getragen hat. Er ist in ärtzlicher Behandlung.
Mit dem Gegner hat sich der Trainer auch eingehend beschäftigt. "Die Fortuna ist schnell zu einer soliden Drittligamannschaft gereift. Das Team ist mit einfachen Mitteln erfolgreich. Auffällig war, dass sie zuletzt Woche für Woche immer wieder 4-5 neue Spieler in der Startaufstellung stehen hatten. Wir müssen den Kampf Mann gegen Mann annehmen und besser verteidigen". Kölns Trainer Uwe Koschinat bemängelte selbst zwar kürzlich "wir benötigen in der Offensive mehr Durchschlagskraft", aber mit Rahn hat er immerhin einen Stürmer, der schon 11 Tore erzielt hat, also die ganze Aufmerksamkeit unserer Innenverteidigung verlangen wird.

Die möglichen Aufstellungen:
Fortuna: Poggenborg - Engelman, Flottmann, Uaferro, Kwame - Glockner, Hörnig, Dahmani, Kessel - Rahn, Kialka
Rot-Weiß: Klewin - Odak, Laurito, Kleineheismann, Eichmeier - Bichler, Tyrala, Möhwald, Aydin - Brandstetter, Kammlott (?)

Die Begegnung wird vom WDR-Fernsehen im Livestream angeboten. Überdies berichten MDR-Info und das RWE-Radio live aus dem Kölner Südstadion

rot-weiss-erfurt.de