Gute 88 Minuten sind nicht genug
Die Fortuna kassiert gegen Zwickau unverdient den späten Ausgleich

Zwei Minuten vor dem Ende sank [Linked Image] die Temperatur bei Uwe Koschinat unter Null. Der Treffer von Joker Eisele zum 1:1-Endstand vor 1.405 Zuschauern im Kölner Südstadion versetzte den Trainer in Schockstarre. 88 Minuten war die Fortuna die bessere Elf gewesen. Sie schlug aber aus ihrer Überlegenheit kein Kapital. Das wurde böse bestraft am Samstag. Trotz des zweifachen Punktverlustes bleiben die Südstädter aber Vierter in Liga drei.

Nach der Sperre von Markus Pazurek und dem Fehlen von Cedric Mimbala musste Koschinat seine Viererkette stark umbauen. „Cedric war Anfang der Woche krank. Und aufgrund seiner Leistungen in den letzten Wochen hatte ich nicht den Eindruck, dass eine Kombination aus geschwächtem Körper und diesen vielen Rückschlägen uns in irgendeiner Form hilft. Deswegen war er heute nicht dabei“, begründete der Trainer das Fehlen des Innenverteidigers im 18er-Kader.

Für Mimbala bekleidete Christopher Theisen erstmalig die Abwehrmitte mit Lars Bender. Hinten links verteidigte Cimo Röcker. „Wenn wir heute mit 14,15 Punkten gegen Zwickau gespielt hätten, dann hätte es vielleicht nicht so gut funktioniert. Aber alle anderen Spieler vor den beiden sind derzeit sehr selbstbewusst und autoritär. Ein Trainer kann viel quatschen, aber die beiden haben durch ihre Handlungsweise sehr souverän agiert. Das hat ausgesehen, wie ein richtig gutes Drittliga-Duo“, konstatierte Koschinat nach Schlusspfiff.

Von Beginn an hatte die Fortuna den Taktstock in der Hand. Robin Scheu prüfte als Erster den Zwickauer Keeper Brinkies (22.). Nach einem Freistoß von Maik Kegel brachte Theisen den Ball mit der Brust in Richtung gegnerisches Tor. Brinkies wehrte in letzter Sekunde ab (32.). Nach einem zuvor starken Antritt von Michael Kessel legte der angespielte Kegel den Ball im Strafraum mit einem Kurzpass zu Scheu, der überlegt mit rechts in die lange Ecke zum 1:0 einschoss (36.). Und Scheu scheiterte ein weiteres Mal noch an Brinkies (42.). Kurz vor der Pause legte Scheu dann den Zwickauer Lange auf Höhe des 16-Meter-Raumes. Dafür bekam er die fünfte gelbe Karte. Der rechte Mittelfeldspieler wird nächste Woche in Paderborn schmerzlich vermisst werden. Den anschließenden Freistoß von Lange holte Tim Boss aus dem Winkel und auch den Nachschuss von König parierte er artistisch.

Nach dem Wechsel verflachte die Partie zusehend. Die Fortuna machte nicht mehr als nötig. Versuche von Scheu (52.) und Daniel Keita-Ruel (60.) zeitigten keinen Erfolg. Zwickau fand offensiv fast gar nicht statt. Bis zur 88. Minute. Dann konnte Nico Brandenburger die Flanke von Könnecke von der rechten Seite nicht verhindern. Die Fortuna war in der Mitte unsortiert und Eisele erzielte den unverdienten Ausgleich für die Zwickauer.

Stimmen zum Spiel: Uwe Koschinat (Trainer Fortuna)

„Von den bisher 32 Punkten haben wir viele glücklich geholt. Aber wir haben in dieser Saison noch nie so unglücklich zwei Punkte verloren. Wir haben nach vorne ein gutes, attraktives Spiel gemacht. Die Chancen waren keine Zufallsprodukte. Es wäre sicher möglich gewesen, das Spiel vorzeitig zu entscheiden. In der zweiten Halbzeit waren nicht aktiv genug. Die gesamte Woche haben wir mangels sehr starker körperlicher Innenverteidiger die Flucht nach hinten trainiert. Normalerweise wäre ein 1:1 gegen Zwickau und der 32. Punkt tief im Winter kein Drama. Aber, wenn du mal da oben stehst, willst du unter dem Weihnachtsbaum auch eine attraktive Ausgangsposition haben für das kommende Jahr. Da verlieren wir momentan so ein bisschen den Anschluss. Das tut weh.“

Torsten Ziegner (Trainer Zwickau):

„Es war ein glücklicher Punkt. Die Fortuna hatte über die 90 Minuten mehr, und klarere Torchancen. Durch den Lucky Punch in der vorletzten Minute hatten wir das Glück auf unserer Seite. Wir wollten das spielstarke Mittelfeld der Fortuna unter Druck setzen. Deshalb haben wir ein Stück weit die Flucht nach vorne gesucht. Der Punkt tut uns gut. Dank der fehlenden Konsequenz der Fortuna vor unserem Tor.“

Robin Scheu (Fortuna)

„Wir haben in der ersten Halbzeit super gespielt und überragend gekämpft. In der zweiten Halbzeit haben wir einmal gepennt und dann fangen wir uns das Tor. Wir haben am Ende zu wenig gemacht. Die Chancen waren da. Wenn wir das 2:0 machen, passiert hier gar nichts mehr. Dann spielen wir das ruhig zu Ende. Bitter, aber es geht weiter. Wir wollten den Dreier zu Hause, das ist leider nicht gelungen. Wir stehen aber immer noch gut da. Direkt nach meiner fünften gelben Karte habe ich mich geärgert, weil ich so ein dummes Foul begangen habe. Ich hätte gerne gegen Paderborn gespielt. Meinen Bändern tut die Pause aber auch mal ganz gut.“

Lars Bender (Fortuna)

„Das Gegentor kurz vor Schluss ist bitter. Wir hätten den Sack eher zu machen müssen. Wir waren in der einen Situation unachtsam und dann fällt der rein. Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Ich war Königs zugeordnet, wollte ihn stören, im Augenwinkel habe ich dann den anderen Stürmer gesehen, der frei war. Aber, so schnell konnte ich nicht mehr reagieren, so ist er dann reingerutscht. Das Zusammenspiel der Viererkette hat sehr gut funktioniert, obwohl wir das bisher nur im Training gemacht hatten. Wir haben viel miteinander gesprochen, man hat nicht gemerkt, dass wir neuformiert waren.“

Nico Brandenburger (Fortuna)

„Klar, macht das keinen Spaß. Wir hätten vorher das 2:0 machen müssen, dann wären wir durch gewesen. Ich wollte nach dem Einwurf die Flanke verhindern, ich komme aber nicht ran und das Timing in der Mitte war auch nicht gut, dann ging er rein. Wir haben 88 gute Minuten gemacht und uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir den Sack nicht zugemacht haben. Das wurde bestraft.“

Quelle: http://rheinfussball.de/artikel/gute-88-minuten-sind-nicht-genug/