ACHT MONATE NACH KLAUS ULONSKAS TOD
Wie der SC Fortuna Köln ohne seine Vaterfigur funktioniert

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Der Fußball-Drittligist SC Fortuna Köln hat sich acht Monate nach dem Tod von Klaus Ulonska neu strukturiert. Am Sonntag tritt das Team beim Chemnitzer FC an.

Auch acht Monate nach seinem Tod ist Klaus Ulonska allgegenwärtig beim SC Fortuna Köln. Banner mit Widmungen an den am 14. März im Alter von 72 Jahren verstorbenen Klub-Präsidenten sind bei allen Heim- und Auswärtsspielen des Fußball-Drittligisten zu sehen. Ein Porträt Ulonskas hängt im Vereinsheim.

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Sehr emotional wird es mit Sicherheit noch einmal am 6. Dezember, wenn die Fortuna zur traditionellen Weihnachtsfeier lädt - erstmals ohne Ulonska, der dort für Fans und Mannschaft stets den Alleinunterhalter gab. Nach dem Schicksalsschlag im März machte der Klub schwere Zeiten durch. Es stellten sich existenzielle Fragen: Kann eine Fortuna ohne Klaus Ulonska als Präsident, Maskottchen und Hauptverantwortlicher für die Sponsoren-Akquise überhaupt existieren? "Rein finanziell hat sich nichts verändert, alle Sponsoren haben uns die Treue gehalten", betont Hanns-Jörg Westendorf, der Nachfolger Ulonskas. "Aber die Vaterfigur Klaus kann nicht ersetzt werden, das ging auch nicht spurlos an der Mannschaft vorbei", bemerkt Westendorf.

So legte die Fortuna ein sportlich desaströses Frühjahr 2015 hin und hatte den Klassenerhalt nur dank eines Polsters aus der Hinrunde und dem Punktabzug für die SpVgg Unterhaching frühzeitig sicher. Mit wenigen Ausnahmen setzte sich diese Krise auch in der neuen Saison fort und bekam neben Ulonskas Tod weitere Schübe: Führungsspieler verließen den Verein, Leistungsträger waren verletzt, und Neuzugänge schlugen nicht wie erhofft ein. Der Mannschaft von Uwe Koschinat schien der Zusammenhalt und die vom Trainer häufig gelobte "Galligkeit" abhandengekommen zu sein.

Schritte aus der Krise

Mitte Oktober, als der Frust beim damals Tabellenletzten Überhand zu nehmen drohte, riss sich das Team zusammen: Fünf der vergangenen sechs Pflichtspiele gewann Fortuna zumeist überzeugend und holte zehn Punkte aus den letzten vier Liga-Partien. "Ich freue mich, dass wir die Kurve gekriegt haben, die Leistungen stimmen mich optimistisch", erklärt Westendorf.

Der Tod der Südstadt-Ikone Ulonska machte zudem eine Neustrukturierung der Arbeit abseits des Platzes notwendig. "Wir sind weggegangen von Klaus' Omnipräsenz und haben die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt. Es ist professioneller geworden", resümiert Westendorf. Aus seiner Sicht habe die Fortuna aber gleichzeitig nichts von ihrem familiären Auftreten verloren.

Ein Widerspruch? Möglich, denn im Umfeld wird vereinzelt Gegenteiliges berichtet. Und es wäre auch nur logisch und eigentlich unvermeidlich, obwohl der berühmte Spendenball von verschiedenen Händen weiter durch die Tribünen des Südstadions getragen wird. Denn über Ulonskas Charisma verfügt niemand aus Fortunas Führungszirkel. Umso bemerkenswerter ist es, dass dem Verein der Schritt aus der Krise gelungen ist - auf und abseits des Platzes.

Sonntag in Chemnitz

Der SC Fortuna Köln tritt am Sonntag (14 Uhr) in Chemnitz an. Trainer Uwe Koschinat muss auf Kapitän Daniel Flottmann (Muskelfaserriss) verzichten. Kristoffer Andersen ist nach einer Fleischwunde am Oberschenkel wieder fit. Zudem hat Markus Pazurek seine Gelbsperre abgesessen. Auch Ozan Yilmaz, Michael Kessel und Tobias Fink stehen zur Verfügung.

ksta.de