Fortuna Köln hilft den Adlern, fliegen zu lernen
Ein Gegentreffer nach einem Standard beschert Münster einen glücklichen 1:0-Erfolg



2.452 Zuschauer sahen am Samstag im Südstadion lange Zeit ein typisches Null-zu-Null-Spiel. Weder die Fortuna noch die Gäste aus Münster vermochten es an diesem Nachmittag unterhaltsames auf den Rasen zu zaubern. Am Ende waren es dann aber die Adler, die hoch flogen. Zwölf Minuten vor dem Ende traf Benjamin Schwarz für die Preußen zum unverhofften und ersten Auswärtsdreier der Saison. Während die Elf von Trainer Benno Möhlmann damit die Rote Laterne an Mainz II weiter reichte, rutschte das Team von Uwe Koschinat auf Platz zehn ab.
Schon nach vier Minuten hatten die Kölner, bei denen lediglich Markus Pazurek den gesperrten Christopher Theisen ersetzte, eine Schrecksekunde zu überstehen, als Bone Uaferro über den Ball trat und Andre Poggenborg gegen den anstürmenden Jesse Weißenfels Kopf und Kragen riskieren musste. Es war wenig Fluss im Spiel während der ersten Hälfte. Ein Distanzschuss von Al-Hazaimeh (9.), eine mit Gelb geahndete Schwalbe von Tritz im 16-Meter-Raum (15.) und auf der Gegenseite ein Fernschuss von Hamdi Dahmani (45.), viel mehr war es nicht.

In Halbzeit zwei machte zunächst der Münsteraner Rühle zu wenig aus einer guten Abschluss-Position (48.). Zehn Minuten später verfehlte ein Kopfball von Cedric Mimbala nach einer Ecke nur knapp das Lattenkreuz. Und ungefähr ab diesem Zeitpunkt wurde die Fortuna auch deutlich forscher und zielstrebiger. 20 Minuten vor dem Abpfiff schickte Schiedsrichter Martin Petersen den lautstark reklamierenden Uwe Koschinat auf die Tribüne, was dieser später sarkastisch kommentierte: „Ich wollte auf die Tribüne, weil ich von da das Spiel besser sehen kann. Deswegen habe ich den Schiri gefragt, er hat gesagt, ist in Ordnung.“

Und trotz einer gewissen Feldüberlegenheit verpasste Münster den Hausherren in dieser Phase den Todesstoß. Nach einer Ecke von rechts gelangte der Ball am langen Pfosten zu Münsters Schwarz, der die Kugel sicher versenkte. Beteiligt an dieser Szene war Lars Bender, der den Gegentreffer folgendermaßen erlebte: „Der Eckball tippt einmal auf, prallt mir gegen das Schienbein und springt dem Torschützen genau vor die Füße und er schießt ihn halt rein.“

Danach war die Fortuna nicht mehr in der Lage in die gefährliche Zone des Tabellenletzten zu gelangen. Münster verteidigte den knappen Vorsprung. In der Nachspielzeit sah Preußen-Spieler Danilo Wiebe noch die Gelb-Rote Karte.
Stimmen zum Spiel, Lars Bender (Fortuna)
„Das war kein tolles Spiel von beiden Seiten. Wenn wir den Fehler in Anführungszeichen nicht machen, geht es Null zu Null aus. So stehen wir mit leeren Händen da. Das ist sehr ärgerlich, dass wir durch eine Standardsituation den Gegentreffer bekommen haben und dadurch das Spiel verloren haben. Münster hatte hinten ein paar Klötze drin stehen, das war schon schwierig am Ende durch lange Bälle zum Torabschluss zu kommen.“
Marc Brasnic (Fortuna)
„Heute hat eine Aktion gereicht. Einmal nicht aufgepasst. Wer das erste Tor schießt, gewinnt auch das Spiel. Und so war es dann auch. Beide Gegner standen tief. Wir haben auf die eine Chance gewartet. Aber wir haben uns schwer getan, nach vorne zu spielen. Ich muss weiter an mir arbeiten, irgendwann kommt es.“
Oliver Schröder (Fortuna)
„Es war ein relativ zerfahrenes Spiel. Es war ein Null-zu-Null-Spiel. Münster stand mit dem Rücken zur Wand. Wir haben uns gewehrt. Aus dem Nichts machen sie das Tor. Da waren wir gerade gut drin, ohne die richtigen Chancen zu haben. Im Moment fehlt uns ein wenig das Selbstverständnis.“
Benno Möhlmann (Trainer Münster)
„Wir sind sehr froh über den ersten Auswärtssieg. Das Spiel gab unsererseits nicht unbedingt einen Sieg her. Wir haben es 60 Minuten lang geschafft, sehr wenig zuzulassen. Wir haben gut gestanden. Es gab auch eine Phase, in der wir zu weit hinten standen. Beim Tor hatten wir nach der Ecke sicher auch etwas Glück, weil der Ball da durchrutschte. Ich hätte heute auch mit einem Unentschieden zufrieden sein müssen.“
Uwe Koschinat (Trainer Fortuna)
„Das ist eine ganz bittere Niederlage. In der ersten Hälfte haben wir zu wenig Laufleistung auf den Platz gebracht. Unsere Versuche hinter die letzte Linie zu kommen, waren nicht drittligawürdig, weil wir es dem Gegner viel zu leicht gemacht haben, diese Situationen abzufangen und zu bereinigen. Ab der 60. Minute hatten wir eine ordentliche Drangphase, als wir deutlich höher verteidigt haben. Uns fehlt aktuell die Durchschlagskraft, wenn der Gegner tief steht. Wir geben zum wiederholten Mal ein Heimspiel nach einer Standardsituation ab. Das war gefühlt die schlechteste, die Münster herein gebracht hat. Es gibt bei uns klare Zuteilungen. Wenn man so leicht Spiele herschenkt, in denen ein Unentschieden für uns wie ein Sieg gewesen wäre, dann werden wir große Probleme bekommen. In Bezug auf die letzten Heimspiele gibt es einen extrem negativen Trend.“

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