Materialschlacht mit den Störchen
Fortuna reist mit frisch gewonnenem Selbstvertrauen nach Kiel

Der erste Saisonsieg war der perfekte Stimmungsaufheller. Uwe Koschinat wirkte nicht mehr gereizt, sondern gelöst. Nicht nur dem Trainer sondern auch den Spielern der Fortuna waren am Freitagabend nach dem 3:0-Heimsieg gegen Energie Cottbus Zentnerlasten vom Herzen gefallen. „Der Blick auf die Tabelle bereitet nicht mehr so schlimme Bauchschmerzen. Wir schwimmen jetzt irgendwo im unteren Bereich mit. Das Erfolgserlebnis war sehr wichtig“, konstatierte der Kölner Fußballlehrer nach dem ersten Dreier im vierten Spiel und vor der Auswärtspartie am Dienstag (19 Uhr) bei Holstein Kiel.

Die Gäste hingegen dürften sich wie einst die Bayern bei Auftritten am berüchtigten Lauterer Betzenberg gefühlt haben. Damals wollte Paul Breitner die Punkte am liebsten gleich mit der Post schicken. Das wäre für die Elf von Trainer Kramer angesichts von 0:13-Toren und null Punkten in fünf Begegnungen wohl auch so langsam eine denkbare Alternative vor Spielen im Südstadion.

Nach nur einem Zähler zuvor war die Fortuna nicht mit breiter Brust im Heimspiel aufgelaufen. Vor allem die Art und Weise der Gegentore hatte nicht zur Sicherheit beigetragen. Die Südstädter gingen sehr defensiv ausgerichtet an die Sache ran und versuchten immer wieder durch diagonale Pässe auf Johannes Rahn, den Ball festzumachen und dann überfallartig in Räume zu stoßen, die ihnen der Gegner bot. Bestes Beispiel dafür war der Treffer zum 1:0 durch Julius Biada. „Das gibt uns Selbstvertrauen für die englische Woche. Mit einem 3:0 geht man besser in das Spiel in Kiel, als mit einem Punktverlust. Wenn jeder bei 100 Prozent und ein Stückchen drüber ist, dann reicht es einfach“, betonte der Torschütze. Spätestens nach dem 2:0 durch eine Standardsituation trauten sich die Kölner mehr zu, die Konter wurden gut ausgespielt. Dieses neu gewonnene Selbstvertrauen und der Umstand, dass der nächste Gegner einen Tag später in Chemnitz antreten musste, nährt die Zuversicht von Koschinat für die Partie im Holstein-Stadion. „Ich habe die Hoffnung, dass uns die kürzere Regenerationszeit ein paar Körner mehr gibt. Der Gegner hatte bei hohen Temperaturen eine weite Rückreise. Es ist irgendwo auch eine Materialschlacht. Ich hoffe, dass sich der eine Tag mehr Erholung ein Stück weit auswirkt.“

Gegen Cottbus wirkte sich vor allem eine taktische Maßnahme von Koschinat positiv aus. In einem 4-1-4-1-System mit Markus Pazurek als einzigem Sechser stellten sich die Kölner den Gästen entgegen. Der 26-Jährige nahm im Dreieck mit Hörnig und Uaferro Energies Spielmacher Mattuschka immer wieder auf und bekämpfte ihn wirkungsvoll. „Das war die halbe Miete“, so Pazurek. Ebenfalls ein wichtiger Faktor war die starke Leistung von Dennis Engelman, der mit Sven Michel einen der besten Linksaußen der Liga beinahe neutralisierte. Und natürlich gab die Rückkehr von Johannes Rahn dem Team einen enormen Schub. Im Verbund mit den emsigen Biada und Königs war der letztjährige Torjäger gegen Cottbus eine echte Waffe. Natürlich gab es auch Härtefälle bei der Aufstellung, wie die Zurücksetzung von Lars Bender, Kapitän Daniel Flottmann oder Oliver Schröder ins zweite Glied. „In der Innenverteidigung war es eine hauchdünne Entscheidung. Vorher hatte nun mal kein Duo wirklich komplett überzeugt. Boné und Flo haben aber in der Vorsaison so gut harmoniert, deshalb habe ich so entschieden. Natürlich lässt man den Kapitän ungern draußen.“ Im Falle von Routinier Schröder hatte Koschinat „nicht diese brutale Griffigkeit der Vorbereitung“ ausgemacht. Dass Linksverteidiger Tobias Fink nach abgelaufener Sperre ebenfalls ins Team drängt, macht die Auswahl für Koschinat nicht leichter. Auf Befindlichkeiten seiner Spieler wird der Fußballehrer dabei aber logischerweise keine Rücksicht nehmen: „Für mich macht es keinen Sinn, zwangsweise zu rotieren, nur um Spieler zufriedenzustellen.“

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