Saisonfazit Fortuna Köln – Die Feuertaufe „3.Liga“ bestanden!
Von Yannick Bakic

Am Ende der ersten Drittligasaison landete der S.C. Fortuna Köln als bester Aufsteiger auf dem 14. Tabellenplatz. Bei einem Torverhältnis von 38:47 erspielte sich die Mannschaft von Trainer Uwe Koschinat 46 Punkte. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison von Fortuna Köln genauer an.


Das lief gut

Die Defensivarbeit – Ohne Wenn und Aber ist sie das Filetstück in der Spielphilosophie der Fortuna. Mit lediglich 47 Gegentoren stellen die Kölner die beste Defensive unter den Mannschaften in der unteren Tabellenhälfte. Obwohl das Team von Cheftrainer Uwe Koschinat im Laufe der Saison aufgrund von Verletzungen mit vielen unterschiedlichen Konstellationen in der Abwehrkette spielen musste, bewies der Aufsteiger über 38 Spieltage lang eine immense Konstanz. Schlussmann Andre Poggenborg blieb insgesamt beeindruckende 14 Spiele ohne Gegentor. Letztendlich stellte die herausragende Defensivarbeit die Basis für den angestrebten Klassenerhalt dar.

Die Weiterentwicklung einzelner Spieler – Die Fortuna startete mit einem Kader in die Saison, der sich zum größten Teil aus Regionalligaspielern zusammensetzte bzw. nur wenig Drittligaerfahrung aufwies. Die fehelende Profierfahrung war vor der Saison unter den Fans ein vieldiskutiertes Risiko. Akteure wie Hamdi Dahmani, Michael Kessel und Kusi Kwame oder auch die jungen Spieler wie Cauly Oliveira Souza, Boné Uaferro und Dennis Engelmann haben allerdings in der letzten Spielzeit auf sich aufmerksam gemacht. Alle kamen im Laufe der Saison auf über 20 Einsätze und hatten einen großen Anteil am Klassenerhalt.

Die Reaktion in Krisenzeiten – Neben der sportlichen Krise im Laufe der Hinrunde musste die Fortuna besonders den Verlust von Präsident Klaus Ulonska verkraften, der im März diesen Jahres überraschend an einem Herzinfarkt verstarb. Die Ruhe und Seriosität die der Verein in solch schwierigen Zeiten ausstrahlt, ist eine große Stärke und in der heutigen Zeit alles andere als Selbstverständlich. Sowohl in sportlichen Krisen, als auch bei dem tragischen Tod von Ulonska sind Verein und Mannschaft nicht auseinandergebrochen, sondern noch enger zusammengerückt. Die Kraft aus diesem Zusammenhalt muss auch in Zukunft ein wichtiger Baustein für die Entwicklung des Vereins sein.

Das lief schlecht

Die Torausbeute – Die Zahlen lügen nicht, 38 Treffer bedeuten den schlechtesten Angriff in der 3.Liga. Die mangelnde Torgefahr bzw. die fehlende Effektivität beim Abschluss war der Schwachpunkt der Fortuna in der abgelaufenen Saison. Lediglich Johannes Rahn traf in der Hinrunde konstant und konnte am Ende eine zweistellige Torausbeute verzeichnen (11 Tore). Insbesondere in der ersten Saisonhälfte nährte sich die Mannschaft von der Treffsicherheit des 29-Jährigen. Kein anderer Angreifer im Kader konnte zu keinem Zeitpunkt der Saison eine ähnliche Torgefahr entwickeln – Thomas Kraus, Ercan Aydogmus und Thiemo-Jerome Kialka kamen zusammen auf lediglich neun Treffer. Für die kommende Spielzeit strebt Koschinat besonders in diesem Bereich personelle Veränderungen an.

Der Saisonstart – Voller Aufstiegseuphorie stürzte sich die Fortuna in das Abenteuer 3. Liga. Der Schwung des Aufstiegs hielt allerdings nicht besonders lange. Bereits im September steckte die Mannschaft in der ersten sportlichen Krise. Lediglich vier Punkte verzeichneten die Südstädter aus den ersten acht Spielen. Koschinat erkannte später, dass die Mannschaft „zum Auftakt noch zu sehr in der Vergangenheit gelebt hat.“

Wenige Punkte nach Rückstand – Zu Regionalliga-Zeiten war es über zwei Jahre lang die große Stärke der Mannschaft eine Partie nach einem Rückstand noch zu gewinnen. Diese Qualität ist der Fortuna in der 3. Liga komplett abhanden gekommen. In den 16 Spielen in denen die Mannschaft in Rückstand geriet holte sie lediglich zwei magere Punkte. Eine Partie komplett in einen Sieg zu drehen gelang ihr nicht. Für die kommende Saison gilt es diesen negativen Trend entgegenzuwirken.

Bester Spieler

Andre Poggenborg – Der Schlussmann war in dieser Spielzeit der Rückhalt für seine Mannschaft. 14 Mal spielte der gebürtige Münsteraner zu Null. Nur Kiels Schlussmann Kenneth Kronholm (18) und Bielefelds Torwart Alexander Schwolow (16) hatten in dieser Saison eine bessere Bilanz. Poggenborg war der einzige Spieler im Kader, der seine herausragende Form über die gesamte Spielzeit halten konnte.

Schwächster Spieler

Sascha Marquet – Gemessen an den Erwartungen in seine Person war der Mittelfeldmann der schwächste Spieler der Saison. Koschinat hatte sich erhofft, mit dem 25-Jährigen den passenden Baustein zu Kristoffer Andersen im zentralen Mittelfeld gefunden zu haben. Allerdings erwies sich die Kombination Andersen/Marquet am Anfang der Saison als großes Missverständnis und war einer der Gründe für die frühe sportliche Krise. Insgesamt konnte Marquet in den letzten zwölf Monaten auf seiner Wunschposition in der Zentrale zu selten überzeugen. Selbst in der Rückrunde, in der Andersen verletzungsbedingt ausfiel, kam der ehemalige Aachener nur auf zwei Startelfeinsätze. In der kommenden Saison wird Marquet nicht mehr für die Südstädter spielen.

Saisonhighlight

Das erste Heimspiel im Jahr 2015 – Damals gewann die Fortuna sensationell mit 3:0 gegen den späteren Drittligameister Arminia Bielefeld. In dieser Partie zeigte die Mannschaft alles von dem was sie auszeichnet. Schnörkeloser, aber zielstrebiger Fußball gepaart mit bedingungslosen Kampf und Leidenschaft. Bielefeld hatte an diesem Tag zwar die Qualität dagegenzuhalten, allerdings fehlte die nötige Mentalität.

Negatives Saisonhighlight

Auch wenn die Fortuna in dieser Saison gleich mehrere sportliche Krisen überstehen musste, so überschattete in dieser Spielzeit der plötzliche Tod von Vereinspräsident Klaus Ulonska alles. Am 14. März, wenige Stunden vor dem Spiel gegen die U23 von Borussia Dortmund verbreitete sich die Nachricht. Nicht nur der Verein, die Mannschaft und die Fans, sondern die ganze Stadt stand unter Schock. Die Fortuna verlor mit Ulonska die „Seele des Vereins“. Der Verarbeitungsprozess dieser Tragödie dauerte mehrere Wochen. Der Mannschaft ist es um so höher anzurechnen, dass sie trotz dieser Extremsituation den Klassenerhalt frühzeitig sicherte.

Bewertung der getätigten Transfers

Bei der Fortuna ist das Budget für Spielertransfers knapp bemessen. Trotz des engen finanziellen Rahmens haben die Verantwortlichen auch in diesem Jahr wieder ein feines Gespür bei den Neuzugängen bewiesen. Voll eingeschlagen haben in dieser Saison Boné Uaferro, Dennis Engelmann, Johannes Rahn und Cauly Oliveira Souza. Im Winter stieß noch Julius Biada dazu. Lars Bender und Andreas Glockner besitzen für die kommende Saison noch Steigerungspotential. Sascha Marquet konnte dagegen seine Qualitäten nur selten abrufen und gilt als Fehleinkauf. Marco Ban und Dino Bisanovic kamen nur ganz selten zum Einsatz und werden den Verein bereist nach einer Saison wieder verlassen.

Bewertung des Trainers

Bei der Fortuna geht Uwe Koschinat im Sommer in seine fünfte Saison. Im deutschen Profibereich sind derzeit nur vier Trainer länger bei einem Verein unter Vertrag als der 43-Jährige. Koschinat steht für Kontinuität und prägt derzeit eine Ära bei dem Traditionsverein. Aus den begrenzten finanziellen und strukturellen Möglichkeiten quetscht der Fußball-Lehrer alles raus. Die Mannschaft trägt seine Handschrift und auch in dieser Saison hat er es geschafft einzelne Spieler und das Team weiterzuentwickeln. Aufgrund seiner Authentizität und Offenheit besitzt er ein hohes Ansehen bei den Anhängern. Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2018. Fortuna Köln ohne Koschinat ist derzeit nur schwer vorstellbar.

Fazit

Mit dem Klassenerhalt hat die Fortuna ihr Saisonziel erreicht. Die vorhersehbaren Probleme, die man als Aufsteiger früher oder später in der 3. Liga erfährt, hat die Mannschaft bravourös gemeistert. Selbst Extremsituationen wie der tragische Tod von Vereinspräsident Klaus Ulonska brachten die Kölner nicht von ihrem Kurs ab. Neben dem sportlichen Ziel schaffte es die Mannschaft auch ihre eigene Identität innerhalb der Liga zu festigen. Bei vielen Konkurrenten hinterließ die „eklige Spielweise“ des Aufsteigers einen nachhaltigen Eindruck.

Ausblick

Auch in der kommenden Saison wird es für die Fortuna ausschließlich um den Klassenerhalt gehen. Im Vergleich zu dieser Spielzeit aber mit veränderten Spielermaterial. Koschinat betonte zuletzt selbst, dass er „Mentalität für Qualität tausche.“ Sechs essentielle Leistungsträger aus der Aufstiegsmannschaft werden (Kraus, Kialka, Aydogmus, Sievers) bzw. haben die Fortuna schon verlassen (Laux, Zinke). Mit Blick auf die fortführende Professionalisierung des Vereins ist es ein logischer Schritt. Für Koschinat besteht in der kommenden Saison die Aufgabe darin bei gleichbleibenden, geringen finanziellen Mitteln eine qualitative Steigerung der sportlichen Performance hinzubekommen. Gleichzeitig darf die Mannschaft dabei ihre eigene Identität nicht verlieren. Auf die Fortuna wartet ein schwieriger Balanceakt.

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