Magdeburg: Wie lange hält die Aufstiegseuphorie?

“Der 1. FC Magdeburg erlebt gerade das wohl größte sportliche Hoch seit der Wiedervereinigung“, fasste MDR-Sportreporter Eik Galley kurz vor Abpfiff der Partie gegen den Chemnitzer FC treffend zusammen. Nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg über die Himmelblauen rangiert der FCM mit elf Punkten aus fünf Spielen mindestens vorübergehend auf dem ersten Tabellenplatz. Das sind alles Punkte für den Klassenerhalt – so die Meinung vieler bodenständiger Anhänger. Aber warum sollte für den Aufsteiger nicht mehr drin sein?

Aufsteiger eilt von Sieg zu Sieg

Defensive Stabilität, eine gesunde Grundordnung und eine hohe Zweikampfquote in der eigenen Hälfte – diese Werte zeichneten den 1. FC Magdeburg bereits in der Vorsaison der Regionalliga Nordost aus. Viele bangten jedoch um den Start in der höheren Liga, stehen doch mit Felix Schiller, Nils Butzen, Jan Löhmannsröben, Christian Beck, Manuel Farrona-Pulido oder Marius Sowislo in der Mehrzahl Akteure in der Startelf, die in der jüngeren Vergangenheit noch keine Minute Drittliga-Luft geschnuppert haben. Doch momentan staunen die Fans ein ums andere Mal ob der Leistungsfähigkeit ihrer Kicker, die speziell vor heimischer Kulisse von Sieg zu Sieg eilen.

Ob gegen Erfurt zum Auftakt, in Unterzahl gegen den Rivalen vom Halleschen FC oder jüngst gegen den inoffiziellen Mitfavoriten aus Chemnitz – die Ostderbys scheinen Trainer Jens Härtel und seinen Mannen zu schmecken. Besser kann sich ein Neuling in einer höheren Spielklasse eigentlich kaum etablieren. Und tatsächlich wäre sogar die unglaubliche Quote von fünf Siegen aus fünf Spielen für die Magdeburger möglich gewesen, hätte der FCM nicht beim FSV Mainz 05 II einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt und gegen die Reserve des SV Werder Bremen in letzter Sekunde noch den Ausgleich kassiert. Doch wen stört dies an der Elbe momentan? Elf Punkte sind schließlich schon gesammelt, mit den letzten drei Rängen muss sich in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts momentan niemand befassen.

CFC beißt sich an Magdeburger Beton die Zähne aus

Dass der FCM spielerisch noch längst nicht auf dem Niveau von Mannschaften wie Dynamo Dresden, Holstein Kiel oder auch dem CFC angekommen ist, haben die Anhänger dabei längst realisiert. Doch Magdeburg hat offenbar verstanden, wie gegen vermeintliche stärkere Gegner wie den Chemnitzer FC gespielt werden muss. “Technisch begnadete Spieler und 70 Prozent Ballbesitz bringen aber nichts, wenn eine gut sortierte Abwehr keine Chancen zulässt, die Räume eng macht und dazu Christian Beck vorne die Tore macht“, fasste ein neutraler Zuschauer treffend zusammen. In der Tat präsentierte sich der 1. FC Magdeburg auch im dritten Heimspiel wieder einerseits effektiv und andererseits clever: Der Gegner rennt an, beißt sich die Zähne aus – und produziert irgendwann einen entscheidenden Fehler. In diesem Fall ließen die Himmelblauen Niklas Brandt zu viel Raum vor dem eigenen Sechzehner. Ein fataler Fehler, sollte doch ein jeder um die Distanzschuss-Qualitäten Brands nach einem gewissen DFB-Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen bestens informiert sein.

Doch wohin führt die Reise des 1. FC Magdeburg? Obgleich sich alle Fans und Verantwortlichen früher oder später sehnlichst eine Rückkehr ins Bundesliga-Unterhaus wünschen, ist die Rede von einem Durchmarsch natürlich noch verfrüht. Nach dem Gastspiel bei Fortuna Köln in der kommenden Woche warten gleich zehn (!) potenzielle Aufstiegskandidaten in Folge auf den FCM, darunter die Zweitliga-Absteiger sowie Dynamo Dresden, Holstein Kiel oder die Stuttgarter Kickers. Sollte sich aber herauskristallisieren, dass der FCM sein Spielsystem auch gegen diese Gegner erfolgreich auf den Platz bringen kann und damit entsprechende Erfolge erzielt, dann steht dem Träumen am Heinz-Krügel-Platz vorerst nichts mehr im Wege.

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