Röttgers Tor trifft Fortuna bis ins Mark
Kölner geben eine 2:0-Führung bis zur 87. Minute noch aus der Hand



87 Minuten lang lief es am Mittwochabend bei der Fortuna wie am Schnürchen. Überaus verdient führten die Kölner im Heimspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach bis zu diesem Zeitpunkt mit 2:0 vor 980 Zuschauern im Südstadion und dies seit der Gelb-Roten Karte gegen Hamdi Dahmani (70.) sogar in Unterzahl. Doch dann traf zunächst Pascal Breier zum Anschluss (87.), und in der vierten Minute der Nachspielzeit schoss der eingewechselte Ex-Viktorianer Timo Röttger den 2:2-Ausgleich und traf die Südstädter damit bis ins Mark. Die einen haderten nach den zwei verlorenen Punkten mit der eigenen Chancenverwertung die anderen mit den in der Tat des Öfteren fragwürdigen Entscheidungen des Referees Patrick Schult.
„Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute alles rausgehauen. Der schlechteste Mann war heute der Schiedsrichter. Das hat jeder im Stadion gesehen. Es ist auffällig und ärgerlich, wenn er so lange nachspielen lässt, bis wirklich was passiert, zudem haben wir zwei mögliche Elfmeter nicht bekommen“, war Julius Biada unmittelbar nach dem Abpfiff noch sehr angefressen. Drei Minuten hatte der Referee angezeigt. Daraus wurde am Ende unerklärlicherweise eine volle Zeigerumdrehung mehr. Der Angreifer der Fortuna berief sich unter anderem auf eine Szene eine Viertelstunde vor Schluss, als er von der linken Seite in den Strafraum eindrang und ein Großaspacher Spieler ihn über die Klinge springen ließ. Eine Kann-Entscheidung. Ein Muss wäre allerdings ein Pfiff in der 71. Minute gewesen, als Josip Landeka Marco Königs im eigenen 16er vehement am Trikot festhielt und diesen damit zu Fall brachte. Ein glasklarer Elfer. Dass Referee Schult stattdessen dem Fortuna-Stürmer gelb wegen einer Schwalbe zeigte, machte das Ganze zu einer Slapstick-Nummer und sorgte dafür, dass die Volkseele ordentlich kochte. „Das war ein ganz klarer Elfmeter, er zieht mich runter. Aber diese Entscheidungen haben sich durch das ganze Spiel gezogen. Das ist für uns natürlich ganz bitter, dass wir jetzt nur mit einem Punkt da stehen“, haderte Königs mit dem Schicksal.

Beide hätten dem Schiedsrichter allerdings vorher auch ein Schnippchen schlagen können, denn sowohl Biada (43.) als auch Königs vergaben ebenso wie Cauly Oliveira Souza (47.) und Lars Bender (61.) jeweils hundertprozentige Möglichkeiten zum 2:0 gegen den starken Gäste-Torwart Kevin Broll. Das vermeintlich entscheidende 2:0 für eine aufopferungsvoll kämpfende Fortuna markierte dann nach 66 Minuten Oliveira Souza. „Wir haben uns heute selber nicht belohnt für die ganze Arbeit die wir da reinstecken. In der letzten Situation laufen wir zu dritt aufs Tor, dann macht man entweder das Tor oder man hat ein Riesenproblem, weil es dann in die andere Richtung geht, da muss man zur Eckfahne gehen, dann ist das Spiel gelaufen. Das ist keine Kritik, sondern das ist Lehrgeld, das wir zahlen. Aber, dass wir heute wieder unsere alten Tugenden gezeigt haben, das beruhigt mich einigermaßen“, hatte Kapitän Daniel Flottmann einen anderen Ansatz, warum es am Ende in die Hose gegangen war für die Hausherren.

Dabei ging es für hellwache Kölner durch das frühe 1:0 von Hamdi Dahmani (2.) perfekt los. Die Fortuna zeigte mit Sicherheit eines der besten Saisonspiele. Trotz der dünnen Personaldecke überzeugte der Tabellen-18. vom Anpfiff weg mit einem leidenschaftlichen Auftritt. „Wir haben über 90 Minuten die Aggressivität und Laufbereitschaft sehr hoch gehalten. Aber es versäumt, das vorentscheidende 3:0 zu machen. Am Ende der Saison werden wir sicher nicht lange drüber nachdenken müssen, wo wir Punkte liegen gelassen haben. Ganz eindeutig heute. Mit einem Punkt bewegst du dich nicht sehr viel weiter. Zumindest haben wir das Minimalziel, das Verlassen eines Abstiegsplatzes, erreicht“, analysierte Uwe Koschinat die 90 Minuten. Das Thema Schiedsrichter sparte er zunächst aus, um dann auf Nachfrage folgendes zu erwidern: „Mir steht es nicht zu diese Leistung in irgendeiner Form zu bewerten, weil möglicherweise sitzt ja bei uns auf unserer fantastischen Tribüne jemand der sagt, Mensch, der hat absolut top gepfiffen. Deswegen halte ich besser meinen Mund, weil ich davon keine Ahnung habe.“

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