Intelligenztest und ein Schweinespiel

Fortuna mit Oliveira Souza und Sascha Marquet gegen Schlusslicht Regensburg


Der Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Er birgt Gefahren. Dessen ist sich Uwe Koschinat vor dem Heimspiel am Samstag (14 Uhr) gegen Jahn Regensburg mehr als bewusst. „Klar, hat das 1:0 bei Wehen Wiesbaden uns für diese Partie den größten Druck genommen, aber das stellt uns als Fortunen gleichzeitig auch vor einen extremen Intelligenztest“, betont der Coach und bezieht Mannschaft und Fans gleichermaßen mit ein.


„Wer von meinen Spielern denkt, in Hinführung auf dieses Spiel etwas verändern zu können, der begeht schon den ersten Fehler. Und wer dann im Spiel noch einen drauf setzt, der macht den nächsten. Das sind dann Meter, die uns fehlen. Und wer von unseren Anhängern nach 20 Minuten vielleicht pfeift, weil es noch 0:0 steht, der begeht ebenfalls einen Fehler“, so Koschinat, dem klar ist, dass sich die Erwartungshaltung im Umfeld nach dem Erfolg beim Tabellenführer gesteigert hat vor dem Duell mit dem Tabellenletzten, der lediglich eines seiner acht Auswärtsspiele erfolgreich bestritten hat und sowohl den schlechtesten Angriff als auch die schwächste Defensive der 3. Liga aufweist. Aber angeschlagene Boxer sind gefährlich. Koschinat weiß, was für den Gegner auf dem Spiel steht. „Das wird ein Schweinespiel. Wenn Regensburg bei uns nicht punktet, dann weiß ich nicht, wie die den Abstieg noch verhindern wollen. Ich war mal mit Koblenz in einer vergleichbaren Situation. Dann hast du nach der Winterpause einen unfassbaren Ergebnisdruck und du musst einen Zweier-Punkte-Schnitt holen, das schafft derzeit ja nicht mal der Tabellenerste.“

Trotz allem hat Koschinat das 1:0 beim SVWW natürlich mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. „Solche Spiele brauchst du, wenn du am Ende drin bleiben willst. Das war das erste Mal in der ganzen Saison, wo selbst ein Remis noch glücklich für uns gewesen wäre. Da hatten wir ganz, ganz viel Glück.“ Glück und Poggenborg könnte man auch sagen, denn Fortunas Torwart packte am vergangenen Wochenende die Kraken-Arme aus. „Er agiert seit dem ersten Spieltag auf ganz hohem Niveau. Er hatte noch keine negativen Ausreißer. Er ist der Garant dafür, dass wir bisher wenig Gegentore bekommen haben. Er gibt uns unheimlich Stabilität“, verteilt Koschinat ein Fleißkärtchen mit Sternchen an seinen erfahrenen Keeper. Ebenso positiv äußert sich der Kölner Fußballlehrer über Kristoffer Andersen. Der 28-Jährige Mittelfeldstrage der Fortuna wird allerdings nun mehrere Monate ausfallen. Nach einer Kniearthroskopie wurde bei ihm ein Knorpeldefekt im rechten Kniegelenk diagnostiziert. „Er ist nicht Eins zu Eins zu ersetzen. Sein Ausfall schmerzt aufgrund seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten sehr.“
Die Rückkehr des K&K-Sturms?
In die Bresche springen, soll für Andersen nun Sascha Marquet. Der Ex-Aachener war vor Saisonbeginn als Eckpfeiler im System Koschinat vorgesehen. Aber das Duo Andersen/Marquet passte taktisch nicht zusammen. Markus Pazurek spielte sich stattdessen überraschend in den Vordergrund. Nun schlagen die eineinhalb Stunden für Marquet auf der Achter-Position. „Diese Rolle müsste ihm liegen. Er ist sehr ambitioniert. Mal sehen, wie es funktioniert“, sagt der Trainer. Ebenfalls beginnen wird gegen Regensburg Cauly Oliveira Souza. In Wiesbaden tauchte der talentierte Mittelfelddribbler gar nicht erst im Kader auf, weil ihm Koschinat eine Ruhepause verordnet hatte. Nach dem Ausfall von Michael Kessel (Erkältung) kann er sich wieder beweisen. „Cauly war bei uns von Null auf Hundert gestartet. Es gibt in der Liga nur zwei, drei Spieler in seinem Alter, die ähnlich viele Einsatzzeiten haben. Ihm war etwas die Leichtigkeit verloren gegangen. Das hat ihm gut getan“, erklärt Koschinat seine Vorgehensweise.

Gegen Regensburg kann der Trainer zudem wieder mit seinem in der Regionalliga bewährten K&K-Sturm planen. Bei Thomas Kraus platzte zuletzt dank des Siegtreffers endlich wieder der Knoten. Dem Kapitän war in letzter Zeit das gewohnte spitzbübische Grinsen aufgrund seiner Torflaute abhandengekommen. „Er hat 30 Tore in zwei Jahren gemacht. Und nun fiel ihm das Tore schießen nicht mehr so leicht. Das beschäftigt einen. Er hat eine eigene Erwartungshaltung. Aber ich habe immer betont, dass ich seinen Wert für die Mannschaft nicht an Toren messe.“ Und Thiemo-Jerome Kialka ist rechtzeitig fit geworden, für das Duell mit seinem Ex-Klub, auch Tobias Fink und Florian Hörnig schnürten im Übrigen bereits die Schuhe für den SSV Jahn. Eine Option wäre Kraus oder Johannes Rahn auf den Flügel zu ziehen und Kialka in die Zentrale, aber Koschinat tendiert eher zu einer moderaten Veränderung der Aufstellung. „Da bin ich mir noch etwas unschlüssig. Thiemo trainiert super, er hat nochmal eine Schippe drauf gepackt“, lobt ihn der Coach.

Stefan Kleefisch/rheinfussball.de