Fünf Böllerschüsse versenken die Hansa-Kogge
Fortuna stürmt gegen Rostock mit Karacho auf Platz sechs



Unmittelbar vor dem Anpfiff gab es am Freitag ein kleines Feuerwerk in direkter Nähe des Südstadions. Nach dem Anstoß ließ es vor 3.289 Zuschauern dann die Fortuna gegen Rostock so dermaßen ordentlich krachen, dass es den meisten Zuschauern trotz klirrender Kälte und Dauerregen dennoch warm ums Herz wurde. Mit fünf Böllerschüssen versenkte die Mannschaft von Trainer Uwe Koschinat die Hansa-Kogge an diesem Abend eindrucksvoll. Die Südstädter verbesserten sich durch das 5:1 auf den zwischenzeitlichen sechsten Tabellenplatz in Liga drei.
„Ich bin sehr erleichtert. Das Spiel war für uns richtungweisend“, sagte Uwe Koschinat, der schon vor dem Anstoß mit einer Überraschung aufwartete. Daniel Flottmann, Bone Uaferro und Florian Hörnig bildeten eine Dreierkette im Abwehrbereich. Lars Bender und Tobias Fink besetzten die Seiten im 3-5-2-System. „Ich hatte mich heute entschieden, das Spielsystem des Gegners möglichst zu spiegeln. Diese Maßnahme hat gegriffen. Wir hatten in der letzten Reihe mit drei hoch gewachsenen Spielern die absolute Lufthoheit. Wir haben das Spiel von hinten heraus sehr beschleunigt. Und vor allem haben wir dadurch Kris Andersen in der Übergangsposition frei gekriegt. Wir haben über die gesamte Spielzeit einen schnellen, attraktiven Konterfußball gespielt.“

Im Grunde genommen brauchten die Hausherren gerade mal sechs überragende Minuten, um den Dreier unter Dach und Fach zu bringen. Den Auftakt bildete das Kopfballtor von Julius Biada in der 15. Minute zum 1:0, der eine Flanke von Andersen am langen Pfosten zu seinem siebten Saisontreffer einnickte. „Die Tore haben es viel einfacher gemacht. Mit der Sicherheit im Rücken konnten wir befreit aufspielen. Das hat heute sehr gut geklappt“, sagte Hamdi Dahmani, der als Wegbereiter für beide Tore von Marco Königs in Erscheinung trat. Das 2:0 (16.), bei dem Fortunas Torjäger ins kurze Eck einnetzte, bereitete er mit einem feinen Pass vor. Beim 3:0 (21.) holte er den Elfmeter raus, den Königs mit Karacho ins linke obere Ecke jagte. „Das war eine klasse Schiedsrichterleistung. Er hat kurz zum Linienrichter geschaut. Mein Gegenspieler hat mich im Sechszehnmeterraum festgehalten“, kommentierte Dahmani den Pfiff des erfahrenen Wolfgang Stark. „Wir haben von der ersten Minute an gezeigt, dass wir das Ding hier heute gewinnen wollen. Wir waren ganz klar die bessere Mannschaft. Mit dem 5:1 können wir gut leben“, versicherte Königs, der nun bereits ein Dutzend Tore in dieser Spielzeit gemacht hat. „Hätte mir das vor der Saison jemand zu diesem Zeitpunkt prognostiziert, hätte ich das sofort unterschrieben. Man merkt, dass ich mich hier in Köln wohl fühle.“

Gar nicht wohl in seiner Haut fühlte sich hingegen Christian Brand. „Wir haben das Spiel heute in sechs Minuten hergeschenkt. In der ersten Halbzeit waren wir gar nicht auf dem Feld und haben unfassbare Fehler gemacht. Dieses Gesicht der Mannschaft kannte ich noch nicht“, war der Gäste-Trainer bedient. Zwar kam Hansa durch einen aus 20 Meter direkt verwandelten Freistoß von Tobias Jänicke kurz vor der Pause noch zum 1:3 (44.). In die Kabine gingen die Rostocker aber in Unterzahl. Denn nach dem Halbzeitpfiff sah Marco Kofler Gelb-Rot. Der bereits verwarnte Österreicher reklamierte zu heftig und sah dafür von Stark den zweiten Karton. Im zweiten Spielabschnitt kam der Sieg der Fortuna bis auf eine Chance von Michael Gardawski (53.), der zu lange mit dem Abschluss zögerte, nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Auf der Gegenseite stach ein Joker gleich doppelt. Cauly Oliveira Souza kam nach 62 Minuten für Biada und traf dann im Zehn-Minuten-Takt. Zuerst schnappte er sich den Ball weit vor dem gegnerischen Tor und erzielte nach feinem Solo das 4:1 (72.). Und dann verwertete der Brasilianer eine Flanke von Lars Bender zum 5:1-Endstand (82.).

Mit 31 Punkten ist die Fortuna nunmehr nur noch vier Punkte vom Relegationsplatz zur 2. Liga entfernt. Doch der Trainer schiebt etwaigen Hirngespinsten sogleich einen Riegel vor: „Man kann nicht verhehlen, dass wir jetzt aus zehn Spielen 22 Punkte geholt haben. Das hat sich die Mannschaft erarbeitet. Die Basis dafür ist die unfassbare Heimbilanz. Derzeit laufen viele Dinge für uns. Wir haben auch das Matchglück. Aber als ich eben von dem 1:1 der Kickers gegen Aue gehört habe, war mein erster Gedanke, der Vorsprung auf Stuttgart hat sich erhöht und nicht der Rückstand auf Aue hat sich verkürzt. Das ist wirklich Blödsinn. Und unserer Situation und unseren Möglichkeiten nicht angemessen.“

rheinfussball.de