0:1 GEGEN FORTUNA KÖLN
Zweite Heimniederlage für müde Pokalhelden der Sportfreunde Lotte




Lotte. Die Pokalhelden waren müde. Vier Tagen nach dem Sensationssieg im DFB-Pokal über Bayer Leverkusen (6:5 n.E.) kam Fußball-Drittligist Sportfreunde Lotte beim 0:1 (0:0) im Frimo-Stadion gegen Fortuna Köln zu keiner Phase richtig in Schwung – und kassierte nach dem 0:1 gegen den FSV Frankfurt die zweite Heimniederlage nach dem Aufstieg.
Personelles: Zu drei Umstellungen ist SF-Lotte-Trainer Ismail Atalan sieben Tage nach dem Derbysieg über Preußen Münster (1:0) und vier Tage nach der Pokalsensation gegen Bayer Leverkusen (6:5 n. V.) gezwungen. Für die zuletzt formstarken Innenverteidiger Matthias Rahn (Kreuzbandriss), Spielmacher Kevin Pires-Rodrigues (5. Gelbe Karte) und Stürmer Bernd Rosinger (Grippaler Infekt) rücken Moritz Heyer, Tim Wendel und Luka Tankulic gegen Fortuna Köln in die Startelf.
Taktik: Nachdem die Sportfreunde gegen Bundesligist Leverkusen an ihre körperlichen Grenzen gegangen und in der Verlängerung reihenweise von Muskelkrämpfen geplagt waren, treten sie gegen Fortuna Köln zwar erneut im gewohnten 4-3-3-System, aber mit einer etwas ökonomischeren Ausrichtung als üblich ins dritte Heimspiel innerhalb von acht Tagen. In diesem betreiben Rechtsaußen Kevin Freiberger und Mittelstürmer Luka Tankulic ein Wechselspiel.

Besonderes: Alle Lotter Spieler tragen in der Aktivierungsphase vor dem Spiel Shirts mit der Nummer 5. Dies ist die Rückennummer von „Zuschauer“ Matthias Rahn, der gegen Leverkusen bekanntlich einen Kreuzbandriss erlitt, voraussichtlich in der kommenden Woche von Spezialist Dr. Ulrich Boenisch in Ausgburg operiert wird und monatelang ausfällt. *** Nach 14 Spielminuten wird Gästetrainer Uwe Koaschinat („Schiedsrichter - nur in eine Richtung ...“) von Referee Timo Gerach lautstark ermahnt, sich an der Seitenlinie zurückzuhalten. *** Als die Pausenrückstände der Derbyrivalen VfL Osnabrück und Preußen Münster (jeweils 0:1) bekanntgegeben werden, gibt es keinerlei Hohn auf der Lotter Tribüne. *** Nach 57 Minuten wird Nico Granatowski eingewechselt – sein Punktspiel-Saisondebüt nach langer Verletzungspause, bei dem er nach seiner „Privat-Fehde“ mit Daniel Flottmann nicht den Schlusspfiff auf dem Rasen erlebt.

Erste Halbzeit: Eine gute Viertelstunde lang ist es ein beiderseitiges Abtasten mit wenig Offensivszenen - auch weil Fortuna Köln strikt auf Konter ausgerichtet und nach langen Bällen vorne klar in Unterzahl und somit harmlos ist. Tim Gorschlüter gibt in der 18. Spielminute aus der Distanz einen ersten Warnschuss für die defensivstarken und trotz offensichtlich schwerer Beine klar feldüberlegenen Lotter ab. Auf Vorlage von Moritz Heyer ist der Abschluss von Luka Tankulic (20.) schon etwas gefährlicher. Dann zwingt André Dej den ehemaligen SFL-Keeper Andre Poggenborg zur ersten Glanztat (24.). Poggenborg ist auch zur Stelle, als Heyer Freiberger steilschickt (29.). Die größte Chance hat dann aber auf der Gegenseite fast aus dem Nichts Cauly Oilveira-Souza, der den Ball frei vor dem Tor an SFL-Rückhalt Benedikt Fernandez vorbei schiebt, ehe Rechtsverteidiger Alexander Langlitz kurz vor der Linie retten kann. (30.). Es folgt Langeweile bis zum Pausenpfiff (0:0).

Zweite Halbzeit: Atalan verzichtet vorerst auf einen Wechsel. Die Gäste nehmen das Heft in die Hand. Fortunas Linksaußen Oliveira-Souza lässt den gegen Münster und Leverkusen noch überragenden Alexander Langlitz ein weiteres Mal alt aussehen, aber Fernandez ist zur Stelle (48.). Drei Minuten später zwingt Oliveira-Souza den Keeper zu einer noch größeren Rettungstat. Dann sorgt Hamdi Dahmani mit seinem Schuss ins linkere, untere Eck für das 0:1 (52.). SFL braucht zwölf Minuten, um ein „Lebenszeichen“ zu senden. Der 20-Meter-Weitschuss von Nico Neidhart rauscht knapp über den langen, oberen Giebel hinweg (64.). Bei Lotte kommt Jaroslaw Lindner für Tankulic (73.). Doch die Sportfreunde kommen weiterhin nicht in ihr gewohntes höchst offensives Pressing. Wegen wiederholter Fouls kassieren in der Schlussphase Christopher Theisen (Köln) und dann Nico Granatowski (Lotte, wg. Schubser) nach erneutem Zwist mit Daniel Flottmann die Ampelkarte. Lotte versucht, sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen, doch bleibt in Torgefähr ohne die letzte Entschlossenheit ungefährlich.

Wertung und Auswirkungen: Das war nichts. In der Abwehrzentrale noch stabil, ging nach vorne kaum etwas bei den diesmal ungewohnt schlappen und entsprechend harmlosen Sportfreunden. Den taktisch geschickt, anfangs nach zwei Niederlagen noch ohne Selbstvertrauen agierenden Gästen genügten nach dem Wechsel fünf starke Minuten im Vorwärtsgang samt dem entscheidenden Treffer. Eine echte Drangphase hatte Lotte in Rückstand nicht, sodass das Ergebnis in Ordnung geht. Trotz der zweiten Heimspiel-Niederlage in der 3. Liga (zuvor 0:1 gegen FSV Frankfurt am 10. Spieltag) bleibt die Mannschaft von Trainer Ismail Atalan in der ungeheuer engen 3. Liga auf Rang vier.

Das sagt SFL-Trainer Ismail Atalan: “Wir wussten, dass die Fortuna sehr nervig in den Zweikämpfen ist. Mir war klar, dass die Mannschaft, die das erste Tor kassiert, es enorm schwer haben wird, hier zum Ausgleich zu kommen. Der Platz ist in einem katastrophalen Zustand. Man muss ein bisschen Verständnis für meine junge, unerfahrene Mannschaft haben. Nach dem Rückstand hat sie es versucht, ist angelaufen, doch die letzte Entschlossenheit fehlte. Da hat man doch gemerkt, dass die Spieler müde waren. Nico Granatowski muss aus seiner Gelb-Roten Karte lernen. Er war zu heiß nach seiner langen Pause. Nico war nach dem Rückstand aber auch der einzige, der mit seinen Dribblings für Gefahr gesorgt hat. Matthias Rahn fehlt uns ungemein. Sportlich hat ihn Moritz Heyer gut ersetzt. Aber Matze fehlt auch menschlich. Es tut weh, in die Kabine zu kommen - und sein Platz ist leer.“

noz.de