Kühles Wetter, eiskalte Fortuna

Die Kölner besiegen Münster bei Wind und Regen durch ein spätes Joker-Tor verdient mit 2:1



Die Fortuna feiert weiter Fußball-Feste unter Flutlicht. Auch vom zwischenzeitlichen Ausgleich ließ sich die Mannschaft von Uwe Koschinat nicht beirren und sicherte sich am Dienstagabend vor 1.960 Zuschauern im Südstadion einen verdienten 2:1-Erfolg gegen Preußen Münster. Es war nass, kalt und windig, aber die Art und Weise wie die offensiv agierenden Kölner die Punkte 37 bis 39 einfuhren und sich wieder auf Rang acht in der 3. Liga verbesserten, erwärmte die Herzen der heimischen Anhänger.
Es begann indes mit einer Unachtsamkeit. Schon in der ersten Minute musste Andre Poggenborg am kurzen Pfosten einen Schuss des Ex-Fortunen Abdenour Amachaibou abwehren. Nach sechs Minuten war Hamdi Dahmani zu eigensinnig, anstatt auf den frei stehenden Julius Baida quer zu legen, scheiterte er an Münsters Keeper Niklas Lomb. Nach 20 Minuten machten die beiden es dann besser. Diesmal bediente Dahmani seinen Mitspieler und Fortunas Shootingstar traf überlegt flach in die rechte Ecke zum 1:0. Eine folgenschwere gelbe Karte kassierte Marco Königs sieben Minuten danach, als er einen Tick zu spät kam und Lomb mit dem Fuß am Kopf traf. Der Torjäger ist nun in Großaspach gesperrt.

Königs hatte dann noch das 2:0 auf dem Fuß, aber sein Schuss ins kurze Eck war zu harmlos und schwach (34.). Insgesamt trat die Fortuna aber mit der Dreierkette Uaferro, Flottmann, Hörnig sehr souverän auf, Münster hatte wenige Abschlüsse. Andreas Glockner spielte trotz Rückkehrer Kristoffer Andersen im zentralen Mittelfeld und überzeugte nicht nur seinen Trainer. „Für mich war Andreas Glockner heute der überragende Mann. Was er noch tief in der 80. Minute an Sprints auf den Platz gebracht hat, wie präsent er war, und wie gut er im Übergangsspiel den Ball immer wieder in die Spitze gespielt hat, das hatte wirklich Qualität. Er wurde lange Zeit sehr kritisch gesehen, aber er hat sich nie eingegraben, sondern er war immer fokussiert“, lobte ihn Koschinat.

Erneut Dahmani verpasste die Vorentscheidung. Mutterseelenallein schoss der Mittelfeldspieler vom Elfmeterpunkt aus weit über das gegnerische Tor (48.). Es kam, wie es oft in solchen Fällen kommt. Münster traf zum 1:1, nachdem die Kölner schon längst das 2:0 hätten erzielen müssen. Eine Flanke von Stephane Tritz köpfte Joker Adriano Grimaldi zum Ausgleich ins Netz (73.). Die Preußen hatten nun auch eine Viertelstunde Oberwasser, bis Cauly Oliveira Souza seinen großen Auftritt hatte. Glockner schickte ihn gekonnt auf die Reise. Der eingewechselte Brasilianer griff über rechts an, hatte aber einen spitzen Winkel zum Tor, er verzögerte geschickt und knallte die Kugel aus fünf Metern mit Karacho unter das Gebälk zum vielumjubelten Siegtreffer (86.). „Der Cauly hat in der Situation eine gehörige Portion Egoismus an den Tag gelegt. Ein Querpass auf Johannes Rahn wäre mit Sicherheit eine sinnvollere Variante gewesen. Aber der Junge hat so viel Qualität im Fuß, dass er das Ding dann reingehauen hat. Und dann sollte man ihn im Nachhinein auch nicht kritisieren, sondern loben“, konstatierte Koschinat.
Stimmen zum Spiel: Andreas Glockner (Fortuna)
„Wir haben das umgesetzt, was wir wollten. Wir haben das Spiel zu einem physischen gemacht. Wir sind mittlerweile als Mannschaft gewachsen. Die Abläufe sind aus dem Training drin. Im Endeffekt spielt es keine Rolle, wer mit wem spielt. Kris und ich verstehen uns auch neben dem Platz sehr gut. Es hat Spaß gemacht mit ihm zu spielen, er ist ein super Fußballer. Dass ich den Siegtreffer vorbereitet habe, ist umso schöner. Ich denke, wir haben am Ende auch verdient gewonnen.“
Cauly Oliveira Souza (Fortuna)
„Der Winkel war spitz. Ich habe einfach drauf gezogen und mein Bestes versucht. Zum Glück ist der Ball rein gegangen. Nach der klaren Niederlage in Dresden war der Sieg wichtig. Die Flutlichtspiele sind immer eine extra Portion Motivation für uns. Irgendwie klappt es auch immer wieder sehr gut.“
Daniel Flottmann (Kapitän Fortuna)
„Der Sieg war unter dem Strich verdient. Aber spätestens nach der vergebenen Chance von Hamdi zu Beginn der zweiten Halbzeit dachte ich, nicht, dass sich das noch rächt. Ich bin froh, dass ich mal nicht Recht hatte. Da haben wir heute mal die Regel gebrochen. Das tut uns auch richtig gut, weil wir sehr viel investiert haben. In Dresden waren wir auch schon mutig, da ist es aber leider nach hinten losgegangen. Heute haben wir uns dafür belohnt. So kann es gerne weiter gehen.“
Horst Steffen (Trainer Münster)
„Beide Mannschaften haben immer wieder versucht, sich Torchancen zu erarbeiten. Und beide waren eher offensiv denkend. Wir waren gerade in der ersten Halbzeit in einigen Situationen nicht schnell genug da. Die Mannschaft wollte nach dem Ausgleich noch ein bisschen mehr und wir haben uns dann einen Fehler zu viel geleistet im Spielaufbau. Aufgrund der größeren Torchancen hatte die Fortuna das auch verdient. Aber, so wie das Spiel lief, kann es auch mal in die andere Richtung gehen. Die Fortuna hat vorne enorme Qualität, und das war auch permanent zu spüren. Bei uns fehlte vorne wie hinten die Entschlossenheit, um den Gegner ernsthaft in Gefahr zu bringen.“
Uwe Koschinat (Trainer Fortuna)
„Mit nur einem Punkt oder einer Niederlage hätte ich heute schwer leben können. Weil es mir für meine Mannschaft leidgetan hätte, die in dieser zweiten englischen Woche wahnsinnig viel investiert hat. Wir haben den Mut gehabt, wieder sehr offen zu spielen. Wir hatten heute auch eine sehr hohe Präsenz bei eigenen Standardsituationen. Anfang der zweiten Halbzeit hätten wir das Spiel zu machen können. Nach dem 1:1 hatte ich große Angst, dass wir nicht mehr die Reserven haben, um nochmal zurückzuschlagen. In Summe haben wir verdient gewonnen. Wenn ich mir die Leistung meiner Mannschaft in den letzten Wochen anschaue, dann tragen wir zur Attraktivität eines Spiels eine ganze Menge bei. Das Spiel hat heute trotz der kalten Witterung auch von außen beim Zuschauen viel Spaß gemacht.“

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