Fortuna Köln widerlegt Kritiker

Vor der Saison handelten viele Experten Aufsteiger Fortuna Köln als klaren Abstiegskandidaten. Doch nach dem Beginn der Rückrunde liegt die Mannschaft von Trainer Uwe Koschinat im gesicherten Tabellenmittelfeld.



Im Sommer 2014 stiegen Fortuna Köln und die SG Sonnenhof Großaspach gemeinsam in die 3. Liga auf. Während die Fortuna sich in einem dramatischen Rückspiel bei Bayern München II in die dritthöchste deutsche Spielklasse zitterte, behielt Großaspach gegen den VfL Wolfsburg II knapp die Oberhand. Die beiden Aufsteiger mit ihren geringen Etats standen bei vielen Experten als mögliche Abstiegskandidaten ganz oben auf dem Zettel.

Gut ein halbes Jahr später hat Fortuna Köln nach dem 20. Spieltag der aktuellen Drittligasaison bereits acht Punkte Vorsprung auf den Mitaufsteiger und zehn auf den ersten Abstiegsplatz. Im direkten Duell am vergangenen Samstag (06.12.2014) fegte Köln Großaspach mit 4:0 vom Platz, feierte damit den dritten Zu-Null-Sieg in Serie und etablierte sich zu Beginn der Rückrunde im gesicherten Tabellenmittelfeld. 28 Punkte hat Köln inzwischen auf dem Konto, etwa 45 sind laut Trainer Uwe Koschninat für den sicheren Klassenerhalt nötig. Trotz der "aufregenden Halbserie" (Koschinat) lautet das Saisonziel weiter Klassenerhalt.

Rapolder: "Sie haben uns gnadenlos ausgekontert"

Gäste-Trainer Uwe Rapolder brachte nach der Partie auf den Punkt, was die Kölner bisher so stark macht. "Die Fortuna hat den Abstiegskampf angenommen und ist deshalb fast raus aus ihm. Die Kölner haben es uns vorgemacht. Sie haben uns gnadenlos ausgekontert, schnell und aggressiv gespielt", sagte Koschinats "Lehrmeister". Knapp drei Jahre arbeitete Koschinat als Co-Trainer der TuS Koblenz mit Rapolder zusammen.

Ein Schlüssel zum Erfolg ist die stabile Defensive, aus der heraus die Fortuna oft ihre überfallartigen Angriffe startet. In 20 Spielen musste Köln erst 18 Gegentore hinnehmen, was der drittbeste Wert der Liga ist. Die höchste Niederlage war bisher das 1:3 beim VfB Stuttgart II. Zudem ist Fortunas Offensive flexibel: Neben Torjäger Johannes Rahn (acht Tore) trugen sich bereits neun weitere Fortunen in die interne Torschützen-Rangliste ein. Der Schmied des Erfolgs, Trainer Uwe Koschinat, ist bescheiden und gibt Komplimente gerne weiter. "Was die Mannschaft in den letzten Wochen leistet, nötigt mir ganz, ganz großen Respekt ab", sagte der 43-Jährige. "Die Mannschaft zeigt einen unbändigen Willen."

Koschinat hat die Mannschaft konstant entwickelt. In seiner ersten Saison als Trainer belegte Fortuna Köln in der Regionalliga-Spielzeit 2011/12 einen hervorragenden siebten Platz, obwohl der Klub gerade erst aufgestiegen war und der Kader größtenteils für die Oberliga konzipiert war. Ein Jahr später wurde Fortuna Zweiter hinter den Sportfreunden Lotte, die eine überragende Saison hinlegten, den Aufstieg aber in der Relegation verspielten. Und in der Saison 2013/14 ließ Köln Lotte hinter sich.

Ausgeglichener Kader ohne Stars

Stars hat Fortuna keine, der Kader ist ausgeglichen zusammengestellt worden. Selbst die Ausfälle wichtiger Spieler wie die von Schaltzentrale Kristoffer Andersen (schwere Knieverletzung) und Mittelfeldspieler Sebastian Zinke (Bandscheibenvorfall) konnten kompensiert werden. Nach einigen Kurzeinsätzen bot Koschinat Zinke gegen Großaspach erstmals wieder von Beginn an auf, dieser leitete zwei der vier Fortuna-Treffer ein. Auch Angreifer Thiemo-Jerome Kialka, der sich im Sommer einen Innenbandriss zugezogen hatte, war nach seiner Einwechslung sofort im Spiel: Der 25-Jährige bereitete das 2:0 vor und erzielte das 3:0 selbst.

"Wir sind derzeit in einer absoluten Luxussituation", sagte Koschinat mit Blick auf die Rückkehr Zinkes. "Sowohl er als auch Markus Pazurek haben es verstanden, wie man in dieser Liga spielen muss. Das wird eine schöne Aufgabe für mich zu entscheiden, wer am Freitag in Mainz spielen darf". Dann tritt Fortuna beim zweiten Mitaufsteiger an.

Nico Karrasch / wdr.de