HFC-Gegnerporträt
Fortuna ist der Gegenpol zu Köln
VON OLIVER LEISTE

Am Mittwoch spielt der Hallesche FC gegen Aufsteiger Fortuna Köln, den kleinen Verein aus der Kölner Südstadt. Blogger SurfGuard hat sich in den 90er Jahren in den Verein verliebt – auch weil er ein angenehmer Gegenpol zur Stadt Köln ist.

Klein, unaufgeregt, leise, entspannt – mit diesen Worten beschreibt der Blogger SurfGuard Fortuna Köln. Der Verein bilde damit einen angenehmen Gegenpol zum sonst eher hektischen Fußballgeschehen. Auch im rasanten Kölner Alltag genießt der Verein damit eine Sonderstellung. Und selbst beim 1. FC Köln, fußballerisches und ebenfalls hektisches Aushängeschild der Stadt, gibt es viele Fortuna-Sympathisanten. Die Entspanntheit war es auch, die den Blogger in den 90er Jahren zum Fan werden ließ, nachdem ihn ein Freund zu einem Spiel mitgenommen hatte.

Eng verwoben mit "Jean" Löring

Der Kölner Geschäftsmann Hans „Jean“ Löring war seit 1966 Präsident von Fortuna Köln und gleichzeitig größter Förderer des Vereins. Als er im Jahr 2000 in finanzielle Schwierigkeiten geriet, begann auch der Niedergang der Fortuna. Nach dem Ausflug in die Bundesliga in der Saison 1973/74 spielte der Verein bis zum Jahr 2000 durchgehend in der zweiten Liga. Anschließend stürzte der Verein bis 2005 in die Verbandsliga Mittelrhein ab und kämpfte sich seitdem langsam wieder zurück in den Profifußball. 2008 sorgte die Fortuna mit dem Projekt „Dein Fußball-Club“ für Aufsehen. Dabei sollten alle wesentlichen Entscheidungen des Vereins per Abstimmung direkt von den Mitgliedern gefällt werden. Während die Fortuna seit 2008 sportlich im Aufwind war, hielt sich der Erfolg des Projekts in Grenzen. 2012 wurde es beendet.

SurfGuard
Der Blogger SurfGuard möchte seinen Realnamen lieber nicht im Internet lesen. Er betreibt den Blog „the boy in the bubble“ und schreibt Medien, Fußball und Politik. Und Fortuna Köln. Ursprünglich wollte er zu Dingen, die ihn beschäftigen, eine eigene klare Meinung finden und schrieb sie deshalb auf.

Auch SurfGuard hat in der Zeit des Absturzes die Fortuna aus den Augen verloren. Doch irgendwann im Jahr 2006 ging er aus einer Laune heraus mal wieder zu einem Spiel und wurde erneut gepackt. Das Stadion hatte sich nicht groß verändert und seitdem geht er wieder regelmäßig zu den Heimspielen. „Das Südstadion ist irgendwie aus den 90er Jahren übrig geblieben“, sagt der Blogger. „Es ist altertümlich und an normalen Spieltagen eher zu groß. Aber dadurch entsteht eine familiäre Atmosphäre, die den Verein auch ausmacht.“

Das Familiäre ist aber auch ein Nachteil, denn die Zahl der regelmäßigen Besucher im Südstadion ist überschaubar. „Den harten Kern bilden vielleicht 500 Fans“, sagt SurfGuard. Zum Heimauftakt gegen die Mainzer Reserve waren es immerhin 1.650 zahlende Gäste. Glaubt man dem Blogger, sahen diese ein eher mäßiges Spiel. Sascha Marquet und Kristoffer Andersen mussten verletzt ausgewechselt werden und können auch gegen den Halleschen FC wohl nicht spielen.

Abwehr bereitet Sorgen

Gerade im Fall von Andersen scheint das ein erheblicher Verlust zu sein, denn SurfGuard beschreibt ihn als zentrale Figur im Kölner Spiel. Zudem sollte der HFC ein Auge auf den Dauerläufer Thomas Kraus und auf den Stürmer Ercan Aydoğmuş haben. Zwar beherrsche der Angreifer nur einen Trick, aber der reichte zumindest in der Regionalliga immer, um am Gegner vorbei zu kommen.

Sorgen bereitet dem Blogger dagegen die Abwehr: „Ich hatte das Gefühl, dass die Verteidigung schon in der abgelaufenen Saison am Rande ihrer Möglichkeiten agierte. Aber da ist es meistens noch gut gegangen.“ Die Eindrücke der ersten beiden Punktspiele bestätigen diese Sorge durchaus. Trotzdem glaubt Surf Guard, dass die Fortuna in Halle mindestens einen Punkt mitnehmen wird: „Ich hoffe auf ein 2:1 für Fortuna, tippe allerdings auf ein 1:1. So viele Tore wie Arminia wird Fortuna dem HFC wohl nicht schenken, und auswärts auf Konter zu spielen liegt der Mannschaft ohnehin ganz gut.“ (mz)

mz-web.de