Langsame Rückkehr in die Normalität

Der bei einem Autounfall schwer verletzte Ozan Yilmaz von Fortuna Köln träumt von seinem Comeback im Dezember. Er schuftet täglich in der Reha und auf dem Trainingsplatz und ist gerührt von der großen Anteilnahme der Fans.

Köln. Ein paar Kilo fehlen ihm noch. Seine Bewegungen sind noch etwas unrund. Doch ein Blick in sein Gesicht macht eines deutlich: Dieser junge Mann ist optimistisch. Knapp vier Monate nach seinem schweren Autounfall ist ins Leben von Ozan Yilmaz wieder etwas Normalität zurückgekehrt. „Seit knapp zwei Wochen kann ich wieder ohne Krücken gehen”, berichtet der Mittelfeldspieler des Fußball-Regionalligisten SC Fortuna Köln. Die beiden vergangenen Heimspiele seines Teams konnte Yilmaz wieder im Südstadion verfolgen. Seine langsame Rückkehr hat begonnen.

Am 29. Oktober war Yilmaz in Hüls mit einem anderen Auto kollidiert. Der andere Wagen traf seinen mit voller Wucht auf der Fahrerseite. Knochenbrüche. Innere Verletzungen. Der 26-Jährige lag auf der Intensivstation, wurde mehrfach operiert. Ein Spezialist aus Mainz setzte sein zertrümmertes Becken mit Platten und Schrauben wieder zusammen. Hinter einer Rückkehr auf den von ihm so geliebten Fußballplatz stand ein sehr großes Fragezeichen. „Eine Woche lang habe ich das mit mir rumgeschleppt. Da haben die Ärzte das meiste mit meinen Eltern und meiner Freundin besprochen. Und die haben mir fast nichts gesagt”, erinnert sich Yilmaz. „Aber dann kam der Professor rein und hat gesagt: »Herr Yilmaz, das bekommen wir hin!«”

Der filigrane Techniker beweist Kämpfer-Qualitäten

Die Operationen verliefen allesamt gut, und die Prognosen wurden immer besser. Der eher filigrane Techniker bewies absolute Kämpfer-Qualitäten. „Mir wurde gesagt, dass ich wieder Leistungssport betreiben kann. Das hat sehr viel Auftrieb gegeben”, betont der Patient. Inzwischen hat sich Yilmaz sogar schon einen ungefähren Zeitrahmen für sein Comeback zurechtgelegt: „Ich habe mit meinem Physiotherapeuten aus der Reha gewettet, dass ich im Dezember wieder auf dem Platz stehen werde. Er glaubt, dass ich bis Januar oder Februar brauche. Es geht um ein Essen, mit unseren Frauen.”

So lange schuftet er täglich in der Reha statt auf dem Trainingsplatz. „Von der Muskulatur im linken Bein ist nicht viel übrig, die Muskeln wurden beschädigt. Daran arbeiten wir momentan, so eineinhalb Stunden. Dann mache ich meistens noch Krafttraining für den Oberkörper. Danach geht es ins Becken für ein paar Übungen”, erzählt Yilmaz. Die Rückkehr zu normalen Dingen wie laufen ist mühsam. Zwischen drei und vier Stunden dauert das Programm. „Das ist sehr, sehr anstrengend. Aber da muss ich halt durch.”

Leichtes Joggen ist in drei Monaten wieder geplant. Der schwere Crash hatte vor allem den linken Teil der Hüfte in Mitleidenschaft gezogen. Der, der nun von einer Menge Metall zusammengehalten wird. „Das bleibt auch bis auf Weiteres drin. Das Gewebe bildet sich drum herum, hat der Arzt gesagt”, so Yilmaz. „Ich habe auch einen Ausweis, den ich bei Metalldetektoren vorzeigen kann. Die ticken nämlich ganz schön aus.”

Überraschungsbesuch im Mainzer Krankenhaus

Seinen Humor hat der Fußballer längst wiedergefunden: „Ich bin ja ohnehin Rechtsfuß. Der Doktor hat das andere Bein zwar wieder sehr gut hinbekommen, aber mein Linker war schon vorher nur zum Stehen da.” Überwältigt ist der Mittelfeldspieler von der Unterstützung des Vereins, von Fans und Mitspielern. „Herr Ulonska hat arrangiert, dass ich in die Kölner Uniklinik gekommen bin. Von da aus hat man mich an die Experten in Mainz vermittelt”, sagt Yilmaz. Dort überraschten ihn dann ein paar Teamkollegen. „Die Jungs haben mich angerufen und gefragt, was ich so mache. Was sollte ich wohl machen? Rumliegen halt. Und plötzlich standen Ercan Aydogmus, Michael Kessel und Kushtrim Lushtaku bei mir im Zimmer”, erzählt Yilmaz grinsend. „Wenn man sieht, dass die Chaoten für mich nach Mainz gefahren sind, baut das auf. Im Krankenhaus hat man ja sonst nicht viel, auf das man sich freuen kann.”

Investor Michael W. Schwetje und Trainer Uwe Koschinat statten ihm ebenfalls Krankenbesuche ab. Und auch Fortunas Fans verdeutlichen Woche für Woche, dass sie Yilmaz nicht vergessen haben. „Ozan, komm bald zurück!” steht auf einem riesigen Banner, das die Anhänger vor jedem Spiel im Stadion anbringen. „Da merkt man erst, was für einen Status man hier hat”, sagt der 26-Jährige und wird etwas rührselig: „Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gutmachen kann. Bessere Unterstützung kann man sich nicht wünschen.”

An den Unfall Ende Oktober hat Yilmaz keine Erinnerung. „Als ich aus der Narkose aufgewacht bin, daran kann ich mich erinnern. Dann dachte ich: »Das war leider doch kein Traum«.” Der Unfallgegner blieb unverletzt, seine beiden Beifahrer trugen leichtere Blessuren davon. Die Untersuchung der Staatsanwaltschaft läuft noch, es ist unklar, wer der Schuldige ist. „Das kann auch noch eine Weile dauern”, sagt Yilmaz. Angst vor dem Autofahren hat Fortunas Mittelfeldspieler nach der schweren Kollision aber nicht. Am Mittwoch machte er sich auf den Weg nach Stuttgart, um sich einen neuen Wagen zu kaufen. „Automatik”, erzählt Yilmaz lachend, „da brauche ich den linken Fuß nicht.”

Zinke und Kessel fehlen

Am Samstag spielt der SC Fortuna Köln in der Fußball-Regionalliga West bei der SG Wattenscheid (14 Uhr). Einen Tag nachdem der Klub sein 66-jähriges Bestehen gefeiert hat, muss Trainer Uwe Koschinat auf den gelbgesperrten Sebastian Zinke verzichten. Auch Michael Kessel wird wegen Adduktorenproblemen ausfallen. Kapitän Daniel Flottmann ist nach auskurierten muskulären Problemen wieder fit und kehrt in die Innenverteidigung zurück.

Quelle : fupa.net