Vor der Partie des SSV Jahn Regensburg gegen Fortuna Köln sprach unser Stadionmagazin "Jahnzeit" mit dem Gästetrainer Uwe Koschinat über das bevorstehende Spiel. Wie er den Jahn am Samstag schlagen will erfahrt Ihr im folgenden Interview:


Seit fünf Jahren Cheftrainer der Fortuna - Uwe Koschinat (Foto: S.C. Fortuna Köln)

Jahnzeit: Hallo Herr Koschinat! Sie sind nun schon seit fünf Jahren der Chefanweiser bei Fortuna Köln – eine ungewöhnlich lange Zeit im schnelllebigen Fußballgeschäft. Warum passt die Mischung Koschinat und Fortuna aus Ihrer Sicht so gut?

Koschinat: Aus meiner Sicht passt die Mischung hier sehr gut. Mir wurde von Anfang an sehr viel Vertrauen entgegen gebracht. Das hat sich sehr schnell erhärtet, da von Anfang an gute Leistungen gebracht wurden: Im zweiten Jahr in der Regionalliga sind wir aus dem Stehgreif eine Spitzenmannschaft geworden, haben den Sportfreunden Lotte einen harten Kampf um den Relegationsplatz geliefert und zudem noch den Pokal geholt. Im Folgejahr sind wir spektakulär gegen die Amateure von Bayern München aufgestiegen. All das sorgt in meinen Augen für ein wechselseitiges Vertrauen.
Darüber hinaus mag ich die Konstellation in der Kölner Südstadt: Wir haben sehr kurze Entscheidungswege und die Beziehung mit dem Geschäftsführer und Ansprechpartner Michael Schwetje ist jetzt über die Jahre eine lange und vertrauensvolle.
Die Fortuna ist hier in Köln die Nummer zwei und steht daher im Vergleich zu anderen Drittligisten nicht im direkten Fokus der Medien. Das ist zwar manchmal schade, weil sich da nicht so die ganz große Euphorie entwickelt. Es hat aber den Vorteil, dass in schlechten Phasen nicht alles gleich kritisiert und in Frage gestellt wird. Das gilt besonders für die Trainerposition, aber auch für die Zusammenarbeit mit der Mannschaft. Mit vielen der Spieler arbeite ich seit 3-4 Jahren. In dieser Zeit wächst man zusammen und so kann man in schwierigen Zeiten aufeinander bauen.

Ähnlich wie der SSV Jahn ist auch Ihr Team gut in diese Saison gestartet. Was kann man von der Fortuna in diesem Jahr erwarten?

Ich glaube wie für 2/3 der Vereine in dieser Liga steht für uns der Klassenerhalt über Allem. Diese 3. Liga ist so eng und ausgeglichen, dass es immer wieder zu Überraschungen kommen kann – nach oben aber auch nach unten. Im letzten Jahr haben wohl die Wenigsten Magdeburg und Großaspach eine solche Saison zugetraut. Auf der anderen Seite hatten die Wenigsten wohl Cottbus und die Stuttgarter Kickers als Absteiger auf dem Zettel. Insofern gilt unsere Zielsetzung neben dem Klassenerhalt auch in einer schrittweisen Weiterentwicklung, sodass ich das Ziel ausgegeben habe, die Klasse mit 50+ Punkten zu halten.

Mit Königs und Biada haben den Verein zwei wichtige Offensivkräfte im Sommer verlassen. Wie schwierig ist es, diese Spieler zu ersetzen?

Ja sehr schwer, das haben wir in der letzten Transferphase gemerkt. Wir hatten viele kreative Ideen im Kopf, konnte diese jedoch nicht so umsetzten, wie ich mir das vorgestellt habe. Das Anspruchsdenken war insofern groß, weil ich weiß, dass die beiden absolute Schlüsselspieler in der letzten Saison waren und man aktuell sieht, dass sie ihre Leistungen auch in der 2. Liga abliefern können.
Wenn man auf die Tabelle schaut, kann man sagen, dass es uns bisher gut gelungen ist, andere Optionen zu finden. Wir stehen deutlich kompakter und haben bereits dreimal zu Null gespielt. Dies ist die Basis und nach vorne sind wir über die zweite Reihe und Standardsituationen deutlich torgefährlicher geworden. Mit Maik Kegel und Selcuk Alibaz haben wir Qualitätsspieler hinzubekommen, die uns neue Möglichkeiten geben. Wir arbeiten daran, diese umzusetzen.

Mit 69 Gegentreffern stellte die Fortuna in der abgelaufenen Saison die schwächste Abwehr der Liga dar. Wie wollen Sie dieses Problem in den Griff bekommen?

Wir haben nicht überreagiert und extreme personelle Wechsel durchgeführt, weil wir wissen, dass dieselbe Abwehrformation im Jahr zuvor 14 mal zu Null gespielt hat. Das Grundvertrauen war daher gegeben. Unser Fokus lag darauf die Spieler in einen starken körperlichen Zustand zu bringen und darüberhinaus individuelle Fehler abzustellen. Die intensive Vorbereitung mit vielen Testspielen auf Wettkampfniveau und die Erfolgserlebnisse in den ersten beiden Spielen, die wir zu Null gewinnen konnten, geben den Spielern dann eine gewisse Sicherheit. Zwar gab es auch zwei Rückschläge und man sieht wieder ein Auf und Ab. Insgesamt sehe ich in der Defensive aber bislang schon eine deutliche Steigerung.

Die Fortuna war 2015 der letzte Gegner des SSV im altehrwürdigen Jahnstadion. Sind Sie gespannt auf die neue Heimat des Jahn, die Continental Arena?

Ich hab nur phantastisches über das neue Stadion gehört. Die Zuschauerzahlen sind enorm nach oben gegangen und ich glaube, dadurch sieht man wie stark die Verbindung zwischen der Stadt und dem Verein ist. Ich bin sehr gespannt, wie die Atmosphäre sein wird, aber ich denke durch die moderne und sehr enge Arena, wartet auf uns ein weiteres Highlightspiel. Hoffentlich mit einem anderen Ausgang als im letzten Spiel im alten Jahnstadion.

Wie muss die Fortuna spielen, damit in Regensburg ein Sieg herausspringt?

Der Drittligafußball ist ein sehr enges und schnelllebiges Geschäft. Man sieht durch den starken Saisonbeginn von Jahn Regensburg und der Euphorie im Umfeld, was alles möglich sein kann. Hinzu kommt, dass man es sich in Regensburg zutraut, mit vielen starken Individualisten die Dinge fußballerisch zu lösen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr man von einem Aufstieg getragen werden kann und wie sehr dieses Ereignis das Team zusammenschweißt. Wir müssen mit unserer männlichen Art des Fußballs dagegen gehen und unsere Tugenden auf den Platz bringen. Am Ende haben wir genug Erfahrung, um mit so einer Kulisse umzugehen und diese Spiele zu genießen, anstatt davor zusammenzuzucken.

Quelle: ssv-jahn.de