Kölns Kapitän versenkt den Kieler Kreuzer
Daniel Flottmann erzielt beim 1:0-Erfolg das 100. Drittliga-Tor der Fortuna



Die Fortuna hat am Ende der englischen Woche reüssiert. Vor 1.874 Zuschauern im Kölner Südstadion gab die Mannschaft von Trainer Uwe Koschinat am Samstag eine eindrucksvolle Antwort auf die Anwürfe nach dem 0:3 am vergangenen Dienstag in Wiesbaden. Durch einen 1:0-Erfolg über das hoch eingeschätzte Holstein Kiel kletterten die Südstädter nach dem dritten Zu-Null-Spiel der Saison nach dem vierten Spieltag wieder auf einen beachtlichen zweiten Tabellenplatz. Daniel Flottmann erzielte den Treffer des Tages. Zugleich markierte der Kapitän damit auch den insgesamt 100. Treffer für die Fortuna in der 3. Liga.
Uwe Koschinat hatte in seiner Aufstellung eine Überraschung parat. Marc Brasnic rotierte rein, Johannes Rahn blieb drin, dafür erwischte es den zuletzt oft überzeugenden Lars Bender. „Ich wollte heute auf den Halbpositionen eher fußballerische Typen haben, die den Weg nach innen suchen mit Souza und Dahmani, um für den sehr laufstarken Rahn Wege frei zu räumen. Wir wollten immer wieder seitliche Bälle in Richtung Ecke spielen, um Jo mit seinem Laufvermögen in Eins-gegen-Eins-Duelle zu bringen und um die Innenverteidiger rauszuziehen. Weil Lars ein sehr linearer Spielertyp ist, habe ich ihn geopfert“, erklärte der Trainer seine Wechsel.

Während Kiel trotz mehr Ballbesitz zunächst keine geeigneten Mittel gegen die Kölner Abwehr hatte, nutzten die Hausherren einen Fauxpas der Gäste gnadenlos aus. Flottmann spekulierte im Aufbauspiel der Kieler 30 Meter vor dem gegnerischen Tor auf eine schlechte Ballkontrolle von Lewerenz, er köpfte den Ball zu Rahn, der hob ihn in Richtung Kieler Strafraum, wo der durchgelaufene Flottmann frei vor Keeper Kronholm die Nerven behielt und aus zehn Metern flach zum 1:0 (21.) traf. Kiel drängte nun noch mehr auf einen Treffer. Sieben Minuten später düpierte Drexler über rechts Bone Uaferro spielte nach innen, wo der freistehende Lewerenz aus acht Metern an Tim Boss scheiterte. Das hätte normalerweise der Ausgleich sein müssen. Zehn Minuten vor der Pause hatte erneut Lewerenz nach Doppelpass mit Bieler über rechts eine sehr gute Einschussmöglichkeit. Aber Boss wehrte den Schuss in die kurze Ecke gekonnt mit dem Fuß ab.

In der zweiten Hälfte verteidigte die Fortuna deutlich besser und konzentrierter. Kiel kam kaum noch gefährlich zum Zug. Das Sommerwetter machte beiden Teams zu schaffen. Bemerkenswert war in den zweiten 45 Minuten eigentlich nur noch der Platzverweis des in der 70. Minute eingewechselten Sane. Innerhalb von sechs Minuten (74., 80.) sah der Kieler Angreifer zweimal Gelb, hartes Foul an Mimbala und Halten von Kegel, durch Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus. Die Ampelkarte war gerechtfertigt. Weiter geht es für die Fortuna nun aufgrund des kommenden Pokal-Wochenendes erst am 27. August in Erfurt.
Stimmen zum Spiel, Tim Boss (Fortuna)
„Das Spiel war Kampf pur. Die Rettungsaktionen in der ersten Halbzeit waren wichtig für mich und auch für die Mannschaft, damit wir mit dem 1:0 in die Pause gegangen sind. In der zweiten Hälfte muss ich der Mannschaft ein Riesenkompliment aussprechen, da haben sie stark verteidigt, nichts mehr zugelassen und auch verdient gewonnen. Über meine Position möchte ich nicht reden. Ich bin zufrieden mit den Spielen, die ich gemacht habe. Ich denke, das war alles souverän, den Rest macht der Trainer.“
Maik Kegel (Fortuna)
„Beim 1:0 profitieren wir von einem Fehler der Kieler. Danach lassen wir nochmal zwei hochkarätige Chancen zu und haben Riesenglück und Tim hält auch überragend. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann defensiv sehr gut gemacht und so gut wie gar nichts mehr zugelassen. Für uns ist das natürlich ein überragender Start. Die Punkte kann uns keiner mehr wegnehmen. Die Pause tut uns nach der englischen Woche jetzt mal ganz gut.“
Daniel Flottmann (Fortuna)
„Es wird uns ja immer vorgeworfen, dass wir nach Siegen in alte Muster verfallen, das werfen wir uns aber auch selber vor. Das war heute die richtige Antwort. Heute mussten richtig ackern. Kiel hat uns alles abverlangt. Nach dem Dienstag-Spiel gab es Gesprächsbedarf. In der ersten Halbzeit haben wir zwei, drei Fehler gemacht, die uns nicht passieren dürfen. Bei meinem Tor habe ich spekuliert, dass Lewerenz den Ball nicht richtig annimmt. Und dann weiß Jo, dass ich in die Tiefe gehe…(lacht). Ich war da vorne nicht überfordert, aber es war auf jeden Fall aufregend.“
Karsten Neitzel (Trainer Kiel)
„Wir stehen wieder mal mit leeren Händen da, was schlecht ist, überhaupt keine Frage. Die Mannschaft hat es in der ersten Halbzeit gegen die langen Bälle und Einwürfe und einen kopfballstarken Gegner sehr gut gemacht. Der erste Annahmefehler wurde bestraft. Dann wurde das Spiel schwerer für uns. Trotz alledem hat die Mannschaft nach dem Rückstand gut reagiert und Möglichkeiten gehabt, das Spiel zu drehen. Das ist uns nicht gelungen. In der zweiten Halbzeit waren wir nicht mehr ganz so griffig und zielstrebig nach vorne. Unter dem Strich steht das Ergebnis, das ist das, was zählt.“
Uwe Koschinat (Trainer Fortuna)
„Heute ging es für uns darum, dass unfassbar schnelle Umschalten der Kieler nach Ballverlusten zu vermeiden. Kiel hat eine enorme Schärfe in den Zweikämpfen und verteidigt strukturiert nach vorne. In der ersten Halbzeit ist es uns nicht gelungen, die Einbrüche von außen zu verhindern, da muss zwingenderweise ein Tor fallen. In diesem einen Moment waren wir hellwach, das ist in solchen Spielen dann entscheidend. Ich bin begeistert über die Reaktion der Truppe nach dem Wehen-Spiel. Wir haben heute eine andere Fortuna gesehen. Ich konnte mir im Vorfeld der Saison nicht ausmalen, dass wir mit neun Punkten aus vier Spielen jetzt relativ weit oben stehen.“

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