HOLSTEIN KIEL GEGEN FORTUNA KÖLN
Alles bereit für ein torreiches Duell

Im Durchlauferhitzer Profifußball hat es die Nummer zwei einer Stadt üblicherweise nicht leicht. Ob die Stuttgarter Kickers (hinter dem VfB), 1860 München (hinter den Bayern) oder der FC St. Pauli (hinter dem HSV), sie alle müssen sich sportlich und wirtschaftlich hinter dem Primus einreihen, mehr oder weniger zähneknirschend.

Köln/Kiel. Doch tief im Westen gibt es einen Drittliga-Klub, der sich in der Rolle des Underdogs pudelwohl fühlt: Fortuna Köln, am Sonntag (14 Uhr) Gastgeber von Holstein Kiel. In der Hauptstadt des rheinischen Frohsinns, in der Karneval und Klüngel das öffentliche Leben nicht unerheblich beeinflussen, zieht der „Effzeh“ nahezu die gesamte Aufmerksamkeit des geneigten Publikums auf sich – kein Problem für die kleine Schwester Fortuna, die dank es legendären, 2005 verstorbenen Mäzens und Präsidenten Jean Löring 1973/74 eine Saison lang selbst in der Bundesliga mitmachen durfte. „Wir spielen unter dem Radar des 1. FC, wir sind die Übersehenen“, sagt Trainer Uwe Koschinat und liefert gleich die Gründe hinterher, warum dieser Status im Südstadion (14944 Plätze) Zufriedenheit produziert. Die hektischen Kölner Medien lassen das „Nebenprodukt“ Fortuna weitgehend in Ruhe, die Zusammenarbeit der Klub-Verantwortlichen ist – ganz „unkölsch“ – von Vertrauen, Geduld und Seriosität geprägt.

Gegenseitige Wertschätzung
„Geschäftsführer Michael W. Schwetje ist in Personalunion auch unser wichtigster Investor, der den derzeit noch defizitären Verein so lange unterstützen wird, bis er profitabel wirtschaften kann. In zwei Jahren wollen wir diesen Punkt erreichen“, erläutert Koschinat, der selbst ein gutes Beispiel für Kontinuität ist. Der 44-Jährige übernahm die Fortuna im Sommer 2011 und formte aus dem Regional- einen etablierten Drittligisten.

Einen Sportdirektor gibt es nicht, der Trainer regelt die Dinge wie ein englischer Teammanager, kurze und geräuschlose Entscheidungswege sind angesagt. Eine „Luxussituation“ nennt der gebürtige Koblenzer dieses Konstrukt, das ihm „unheimlich viel Spaß macht“. Eine Wertschätzung, die auf Gegenseitigkeit beruht, denn das Gespräch mit Schwetje über die Verlängerung von Koschinats Vertrag bis 2018 dauerte im vergangenen April fünf Minuten.

Letzte Niederlage im November
Das gute Standing des Coaches konnte allerdings nicht verhindern, dass die Mannschaft miserabel in die Saison startete und am zwölften Spieltag nach nur zwei Siegen, drei Remis (darunter das 2:2 in Kiel) und sieben Niederlagen die Rote Laterne überreicht bekam. „Das lag auch am Trainer“, sagt der Trainer. „Ich habe einen Teil der Spieler nicht in Topform bringen können, außerdem nicht für eine gute Gruppendynamik gesorgt.“

Diese Defizite sind längst behoben, die Fortuna gehört aktuell als Siebter zum oberen Tabellendrittel. Die letzte Niederlage datiert vom 29. November (0:2 in Aue), danach folgten vier Siege in Folge sowie das 0:0 in Cottbus, gemessen an den Chancen ein „gefühlter“ Dreier. Großen Anteil an dieser Serie hat das Torjäger-Duo Marco Königs und Julius Biada mit zwölf bzw. sieben Saisontreffern. Sie stehen für den offensiven, aber mit Abwehr-Risiken behafteten Kölner Stil, der zu dem seltsamen Torverhältnis von 37:40 geführt hat. Nur Spitzenreiter Dynamo Dresden (47) und die SG Sonnenhof Großaspach (42) trafen öfter, auf der anderen Seite können nur die Stuttgarter Kellerkinder VfB II (41 Gegentore) und Kickers (40) mit der rheinländischen Schießbude mithalten. „Wir spielen ähnlich wie Holstein Kiel: schnell nach vorn, kurzweilig, attraktiv“, sagt Uwe Koschinat. Alles bereitet also für ein torreiches Duell.

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