Rahn, Rahn und nochmal Rahn

Der Stürmer der Fortuna bringt Cottbus beim 3:0 die erste Auswärtsniederlage bei

„Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt, Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“, die legendären Worte der Radio-Übertragung von Herbert Zimmermann anno 1954 hätten auch wunderbar zur 83. Minute am Samstag im Kölner Südstadion gepasst. Nur war es diesmal nicht Helmut sondern Johannes, und es war nicht der Treffer zum 3:2, sondern zum 3:0, der die erste Auswärtsniederlage der Saison von Energie Cottbus vor 1.911 Zuschauern besiegelte. Der kölsche Rahn traf insgesamt sogar dreimal an diesem Nachmittag (7., 61., 83.) für eine überzeugende Fortuna, die sich nach dem Dreier auf Platz zwölf der Dritten Liga verbesserte und nun sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge hat.
„Die individuelle Klasse von Johannes hat heute den Unterschied ausgemacht. Er hat uns mit den Toren zum richtigen Zeitpunkt auf den Weg gebracht. Er hat jetzt seine optimale Position gefunden“, konstatierte Uwe Koschinat. 90 Minuten lang hatte der Trainer das Spiel am Rande mit einem gelben Auswärtstrikot und der Rückennummer 33 wie gewohnt lautstark begleitet. Nach dem Grund dafür befragt, antwortete er folgendes: „Das ist nicht die Punktezahl, die ich anstrebe, da würden wir große Probleme bekommen in dieser Saison. Da die Schiedsrichter auch schwarze Kleidung hatten, habe ich mir das ausgewählt, um den Linienrichter nicht zu irritieren. Es hat den Verein repräsentiert, man sah alle Sponsoren-Logos und am Ende hat es auch ein bisschen Glück gebracht.“

Gleich mehrere Kleeblätter hatte der Ex-Bielefelder Rahn wohl tags zuvor gefunden. Denn schon nach acht Minuten fiel im der Ball beinahe aus heiterem Himmel vor die Füße. Der Angreifer vollstreckte eiskalt zum 1:0 und gab sich danach sehr bescheiden. „Es gibt so Tage, da gehen die Bälle alle rein. Man steht halt glücklich, beim Kopfball vom Flo kriege ich den Abpraller zum 2:0, normalerweise kann ich auch nicht so gut schießen, wie beim dritten Tor. Bei meiner Auswechslung die Fans klatschen zu hören, war echt ein tolles Gefühl. Die Mannschaft hat heute eine super Leistung gezeigt und an das Spiel in Stuttgart angeknüpft, da haben wir nur die Tore nicht gemacht. Wir haben heute sehr gut verteidigt und schnell nach vorne gespielt.“
Zinke gab nach zweieinhalb Monaten Pause sein Comeback
Die Tore-Gala, insbesondere das frühe 1:0, erfreuten auch Mitspieler Hamdi Dahmani: „Das war der Türöffner, dadurch konnten wir uns auf die Defensive konzentrieren und immer wieder Nadelstiche setzen und auf das zweite Tor gehen. Jo ist sehr wichtig für uns, er bringt Geschwindigkeit in unser Spiel, er läuft immer in die Räume. Heute hat er alles getroffen. Mit dem 2:0 war das Thema durch.“ Die Gemütslage von Gäste-Coach Stefan Krämer war verständlicherweise eine gänzlich andere: „Wir machen ein Eigentor, wo wir total bescheuert stehen. Nach sieben Minuten auswärts so offen zu stehen, das hat mit Profifußball nicht so viel zu tun. Die einzige Phase, in der das Spiel hätte kippen können, war die Viertelstunde nach der Pause, wo wir ein, zwei gute Chancen hatten. Wir hatten heute zu viele Spieler, die nicht an ihr Limit gekommen sind. Jetzt sieben Stunden in den Bus zu steigen, macht keinen Spaß. Das ist nach einem 0:3 eine Katastrophe. Aber wenn ich schon verliere, was ich ungerne mache, dann gegen meinen Freund Koschi.“

Der Angesprochene hatte sich im Vorfeld der Partie für Hamdi Dahmani als Ersatz für den gesperrten Mittelfeldlenker Kristoffer Andersen entschieden. Dennis Engelman verteidigte rechts in der Kette, da Jan-Andre Sievers nach einer im Training erlittenen Verletzung nicht rechtzeitig fit geworden war. Und beide Maßnahmen erwiesen sich als richtig. Der Deutsch-Tunesier schwankte zwar teilweise in seinen Aktionen zwischen Welt- und Kreisklasse, bei besserer Chancenverwertung hätte er aber auch Mann des Tages werden können anstelle von Rahn. Und der von Leverkusen ausgeliehene Engelman schaltete den gefährlichen Sven Michel aus, der es nicht einmal schaffte, frei hinter die gegnerische Viererkette zu gelangen.

Das waren aber nicht die einzigen erfreulichen Aspekte eines sonnigen Nachmittags für die Südstädter. Dino Bisanovic durfte in der zweiten Halbzeit endlich sein Saisondebüt geben und mit Sebastian Zinke kehrte kurz vor Schluss einer der Aufstiegshelden nach einem zu Saisonbeginn erlittenen Bandscheibenvorfall auf das Spielfeld zurück. „Ich war jetzt zweieinhalb Monate weg und normalerweise braucht man auch genauso lange, bis man wieder hundertprozentig fit ist. Klar ist es grundsätzlich mein Anspruch zu spielen, ich nutze nun jede Minute Spielzeit, die ich bekomme. Die Jungs haben es aber bis jetzt auch ohne mich sehr gut gemacht“, betonte Zinke.

Autor: Stefan Kleefisch / www.rheinfussball.de