Preußer stellt Rot-Weiß Erfurt auf den Prüfstand

Das Große Schlagwort bei Rot-Weiß Erfurt war lange Zeit „Mission 2016“. Doch anstatt bis zum 50. Jahrestag am 26. Januar 2016 zweitklassig zu sein, stecken die Thüringer in dieser Saison im Niemandsland der Tabelle fest. Vielmehr will man nach der jüngsten Niederlagenserie einen Negativrekord vermeiden. In der neuen Saison könnte mit neuen Charakteren eine neue Mission geschrieben werden.

Am 21. Februar war noch alles gut in Erfurt: Soeben hatte man den VfL Osnabrück mit 3:1 bezwungen . Aydin, Czichos und Kammlott schossen die Rot-Weißen auf den zweiten Tabellenplatz. Zugleich unterstrich RWE mit dem Sieg seine Macht im Steigerwaldstadion. Mit nur einer Niederlage in 13 Partien war RWE das heimstärkste Team der 3. Liga zum damaligen Zeitpunkt. Erfurt lag voll im Plan der Mission 2016 und mischte kräftig im Aufstiegsrennen der 3. Liga mit.

Exakt 8 Spieltage später ist der Glanz verflogen: Erfurt hat inzwischen die zweitschlechte Auswärtsbilanz der 3. Liga. Als Tabellenzehnter mit 16 Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz hat man mit dem Aufstieg nichts mehr zu tun. Daran konnte auch der Trainerwechsel Ende März nichts ändern, als man den Österreicher Walter Kogler durch Christian Preußer ersetzte. Den Absturz von RWE konnte auch der gebürtige Berliner nicht verhindern: Alle acht Spiele seit dem Heimsieg gegen Osnabrück gingen für die Erfurter verloren. Damit kratzen die Thüringer am Negativrekord der 3. Liga. Den hält bislang die U23 von Werder Bremen, die in der Saison 2011/12 mal neun Spiele am Stück verlor.

Preußers Blick auf die richtigen Charaktere

Damit es gegen die Fortuna nicht zur Einstellung dieses Negativrekordes kommt stellt Erfurt-Trainer Preußer ab sofort alles auf den Prüfstand. Trotz glücklosem Debüt zogen die Vereinsverantwortlichen letzte Woche die Option für eine weitere Saison und sprachen damit dem mit 31 Jahren jüngsten Trainer im deutschen Profifußball ihr Vertrauen aus. Preußer dürfte spätestens nach der 0:4-Niederlage gegen Bielefeld ganz genau hinschauen: „Es war eine sehr deutliche Analyse – auch in den verschiedenen Einzelgesprächen“, äußerte sich der Trainer nach der Partie. „Man muss wenigstens erkennen können, dass wir uns wehren“, monierte Preußer die Art und Weise der jüngsten Niederlage. „Wir werden alles und jeden auf den Prüfstand stellen. Wenn es etwas Positives an der Krise gibt, dann die Erkenntnisse, wer Charakter besitzt und auf wen wir uns in Zukunft verlassen können“, kündigte Preußer in der Thüringer Allgemeine an.

Das Transferkarussell dürfte in den kommenden Wochen in Erfurt Fahrt aufnehmen. Mit Patrick Schikowski steht der erste Neuzugang bereits fest. Der 22-Jährige Mittelfeldspieler von Rot-Weiß Oberhausen passt ideal ins Beuteschema der Rot-Weißen: Jung und erfolgshungrig. Bereits in dieser Saison stellte Erfurt mit im Durchschnitt 24,9 Jahren das jüngste Team der vermeintlichen Spitzenmannschaften. Mit 27 Jahren ist Sebastian Tyrala der älteste Leistungsträger im Team. Vielmehr prägen Akteure wie Rafael Czichos oder Kevin Möhwald den Charakter des Teams. Beide stehen aber vor dem Absprung. Mit dem gebürtigen Erfurt Möhwald verliert dabei die Identifikationsfigur. Der 21-Jährige wechselt zum 1. FC Nürnberg. Zudem wird Linksverteidiger Czichos nach seinen sieben Toren und fünf Assists mit Aufstiegskandidat Holstein Kiel in Verbindung gebracht. Außerdem steht der 23-Jährige Wiegel nach seinen neun Torbeteiligungen vor einem Wechsel zum MSV Duisburg. Als positives Signal für die Zukunft und den angepeilten Aufstieg gilt die Vertragsverlängerung von Kapitän und Toptorschütze Carsten Kammlott, der seinen Kontrakt Anfang April, Mitten im Negativlauf, bis 2018 verlängerte. In den kommenden Wochen dürfte sich zeigen, mit welchem Personal Preußer in der nächsten Saison Erfurt zu einer neuen Aufstiegsmission führen will.

Fortuna will Klassenerhalt mit Heimsieg weiter nähern kommen

Die Fortuna will ihrerseits ihre Teilnahme an der kommenden Drittliga-Saison auch rechnerisch absichern. Dafür brauchte man jedoch Schützenhilfe aus Großaspach: Gewinnt die Koschinat-Elf das Heimspiel gegen Rot-Weiß Erfurt und Sonnenhof Großaspach punktet bei der U23 von Mainz 05, so kann die Fortuna nicht mehr auf einen Abstiegsplatz rutschen. Dafür steht Fortuna-Trainer Uwe Koschinat mit Johannes Rahn nach seiner abgesessenen gelb-roten Karte wieder zur Verfügung.
Definitiv fehlen der Fortuna am Samstag die verletzten Andersen, Fink und Pazurek.

Fortuna Köln