Aschermittwochsstimmung am Karnevalssonntag
Fortuna ist beim 2:3 im Südstadion nur ein Spielball der Gäste aus Kiel



Am Aschermittwoch ist bekanntlich alles vorbei. Für die Fortuna war dies bereits am Karnevalssonntag der Fall. Die närrischen Feiertage fanden ein abruptes Ende. Vor 1.400 Zuschauern verloren die Kölner zu Hause mit 2:3 gegen Holstein Kiel. Damit endete die Serie der Südstädter von zuletzt fünf ungeschlagenen Spielen und die Störche erwiesen sich als echte Fastelovends-Verderber.
Vom Anpfiff weg war die Fortuna zweiter Sieger in den Zweikämpfen. Die Hausherren stürzten von einer Verlegenheit in die andere. Und Kiel verhielt sich getreu dem Motto, drei Ecken, ein Elfer. Bei Holstein lautete die beliebte Variante allerdings zwei Ecken, zwei Tore. Nach fünf Minuten bugsierte Fabian Schnellhardt den Ball im Fünf-Meterraum über die Linie. Nach neun Minuten köpfte Rafael Czichos die Kugel aus kurzer Distanz ins Netz. Zwischendurch erzielte Marco Königs den Ausgleich aus kurzer Entfernung ins kurze Eck (8.). Vorausgegangen war seinem 13. Saisontreffer wieder einmal eine scharfe Hereingabe von Julius Biada. Eigentlich über die kompletten 90 Minuten wirkten die Kölner geistig ein wenig abwesend. Teilweise wurde dem Gegenspieler der Ball unbedrängt aus ein paar Metern in den Fuß gespielt, oder es gab gleich mehrfach haarsträubende Bogenlampen zu bewundern. Die Fortuna konnte froh sein, dass es zur Pause nur 1:2 stand. Lewerenz zirkelte den Ball nach 17 Minuten aus zentraler Position bei einem Freistoß punktgenau an die Latte.

Uwe Koschinat hatte für den nach einer Erkältung geschwächten Oliver Schröder diesmal Daniel Flottmann ins defensive Mittelfeld beordert. Ein taktischer Schachzug, der nicht aufging. „Daniel Flottmann ist für die Truppe sehr wichtig, auf der anderen Seite haben Hörnig/Uaferro als Innenverteidiger-Duo sehr gut funktioniert die letzten Wochen. Ich wollte ihn heute als Kontrolleur vor der Abwehr, der dort richtig abräumt, das hat nicht gut funktioniert. Ich fand ihn am Boden nicht schlecht. Um ihn rum wurde aber kaum ein Zweikampf gewonnen. Das war nicht wie ich mir das gewünscht habe, weil das Spiel auch sehr schnell weit auseinander gegangen ist. Die Maßnahme hat nicht gegriffen“, gab der Trainer unumwunden zu.

Waren die Gegentore in Halbzeit eins schon schnell gefallen, ging es im zweiten Abschnitt im Affentempo in Richtung Andre Poggenborg. Keine 60 Sekunden waren gespielt, da zappelte der Ball erneut im Netz. Nach dem Anstoß kam der Ball zu Marc Heider, der nach einem Dribbling bis in den Kölner Strafraum aus spitzem Winkel das 1:3 erzielte. Koschinat versuchte es nach einer Stunde mit einer taktischen Umstellung auf ein 3-5-2-System. Cedric Mimbala und Michael Kessel kamen für Hamdi Dahmani und Dennis Engelman. Für Kessel ging Cauly Oliveira Souza auf die rechte offensive Außenbahn. Doch auch dies blieb wirkungslos.

Nach 69 Minuten kassierte Mittelfeldstratege Kristoffer Andersen zu allem Überfluss nach einem Foulspiel auch noch die fünfte gelbe Karte und fehlt nun in Magdeburg. „Kris neigt zu Übersprungs-Handlungen, wenn das Spiel zu hektisch wird und er eine gewisse Unzufriedenheit mit sich über den Platz schleppt. Die fünfte gelbe Karte war in dieser Szene absolut in Ordnung. Das macht natürlich die Aufgabe in Magdeburg ohne unseren Aggressiv-Leader im Zentrum nicht einfacher“, kommentierte Koschinat die Sperre. Zwei Minuten vor dem Ende zirkelte dann Julius Biada einen Freistoß von der rechten Seite zum Anschlusstreffer ins Tor der Kieler (88.). Doch das kurzzeitige Aufbäumen der Fortuna gegen die Niederlage im Anschluss zeitigte keinen nennenswerten Erfolg mehr.
Stimmen zum Spiel: Bone Uaferro (Fortuna)
„Wir haben das Spiel schon in den ersten Minuten verloren. Wir waren vom Kopf her einfach nicht da, wir waren nicht wach. Die ersten beiden Gegentore nach Standards sprechen absolut nicht für uns. Es hat immer ein Schritt gefehlt. Das müssen wir schnell abhaken, man darf auch nicht vergessen, dass wir fünf Spiele nacheinander nicht verloren haben.“
Florian Hörnig (Fortuna)
„Wir sind nur hinterhergelaufen. Selbst der Ausgleich hat uns keine Sicherheit gegeben. Ich hoffe, das Gequatsche darüber, dass wir nach oben gucken können, hört damit auf. Für uns geht es nur um den Klassenerhalt, das hat man heute gesehen. Das 1:3 war Slapstick. So ein Tor habe ich noch nie bekommen. Das Tor war ein Spiegelbild unserer Leistung. Wir waren überhaupt nicht auf dem Platz.“
Karsten Neitzel (Trainer Kiel)
„Wir haben ein kurzweiliges, engagiertes Drittligaspiel gesehen. Wir wollten die in den letzten Wochen starke Anfangsphase der Fortuna überstehen und selber Nadelstiche setzen. Dass das Spiel dann so eine Entwicklung nimmt, konnte man vorher nicht erahnen. Dass wir zwei Standards über die Linie drücken, ist auch eine Qualität der Mannschaft. Wir sind fahrlässig mit unseren Konterchancen umgegangen, dadurch wurde es nochmal eng. Wir haben gegen eine robuste Mannschaft gut dagegen gehalten und im richtigen Moment Fußball gespielt. Wir bewegen uns in eine Richtung, wo uns die Saison vielleicht doch noch mal richtig Freude machen kann.“
Uwe Koschinat (Trainer Fortuna)
„Das hätte heute für uns in einem Fiasko enden können. Wir hätten sechs, sieben, acht Stück kriegen können. Das war ein Rückfall in längst vergessene Zeiten. Wir haben die Zweikämpfe nicht angenommen, in den ersten fünf, sechs Minuten alle verloren. Dadurch ergibt sich automatisch eine Richtung in einem Spiel. Unser Defensivverhalten wurde nach dem 1:1 noch schlechter. Da haben wir uns viele Slapstick-Einlagen erlaubt. Wenn wir nicht mit hundert Prozent mit dem Kopf bei der Sache sind, dann sind wir ein Spielball für Mannschaften wie Holstein Kiel. Das Gelaber darüber, ob ich eventuell nach oben gucke, hört heute auf, das ist das einzig Positive. Wir haben da oben gar nichts verloren. Wir sollten mal richtig froh sein, über die 32 Punkte. Wenn das heute hart war, nächste Woche in Magdeburg wird es schlimmer.“

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