Furiose Fortuna belohnt sich nicht

Münster trifft im Südstadion in Unterzahl spät zum 1:1 - Fink fehlt in Erfurt gesperrt

Wie das 1:1 am Freitag im Südstadion gegen Preußen Münster letztlich zu bewerten war, darüber schieden sich die Geister. War es ein gewonnener Punkt, oder doch eher zwei verlorene Zähler gegen einen der großen Aufstiegsfavoriten? So manch ein Anhänger der Fortuna hätte vor dem Anpfiff das Remis wohl blind unterschrieben. Das sah nach den 90 Minuten vor 3.705 Zuschauern freilich anders aus. Die Südstädter vergaben in der Schlussphase in Überzahl fahrlässig klare Chancen auf das entscheidende 2:0.

Dass sich Uwe Koschinat trotz des bitteren Gegentores in der 87. Minute nach einer vor allem in der ersten Halbzeit glänzenden Leistung seiner Mannen als moralischer Sieger fühlen durfte, darüber gab es aber an diesem Abend keine zwei Meinungen. „Hätte mir vor ein paar Wochen einer gesagt, ein 1:1 gegen Münster fühlt sich an wie eine Niederlage. Dann hätte ich das kaum glauben können. Wir haben heute vor allem in den ersten 45 Minuten ein spektakulär gutes Spiel gemacht. Wir haben eine sehr mutige Fortuna gesehen. Wir haben es heute wieder geschafft, uns mit einer absoluten Top-Mannschaft einen offenen Schlagabtausch zu liefern. Die Zuschauer sind absolut auf ihre Kosten gekommen. Wenn wir diese Spielweise konservieren können, sind wir eine Bereicherung für diese Liga. Und dann können wir am Ende unser Ziel Klassenerhalt auch tatsächlich erreichen“, betonte der Trainer zurecht, wenngleich sein Kollege dies ein wenig anders interpretierte: „Nach dem Rückstand war es schwer für uns gegen eine Mannschaft, die robust spielt und klug verteidigt, wieder zurück zu kommen. Aber wir haben uns in die Partie reingebissen. Die Gelb-Rote Karte hat unsere Ausgangsposition nicht gerade verbessert. Und trotzdem hat die Mannschaft Moral bewiesen. Ich denke, am Ende war der Punkt verdient“, erklärte Gäste-Trainer Ralf Loose und hatte diese Sichtweise über den Ausgang der Parte ziemlich exklusiv für sich.
Aufgrund des großen Zuschauerandrangs begann die Paarung 15 Minuten später. Koschinat hatte die Elf vom 0:0 in Dresden auf einer Position verändert. Für den zuletzt sehr starken Dennis Engelman lief auf der rechten Abwehrseite Kusi Kwame auf. Dies war einer taktischen Maßnahme geschuldet. In der Tat passte der „Special Agent“ sehr gut zu Münsters Dribbler Mehmet Kara. Kwame ließ ihn eigentlich nie zur Entfaltung kommen. Die Fortuna übernahm sogleich die Initiative. Und nach 180 Sekunden führten die Hausherren bereits mit 1:0. Nach einem weiten Einwurf von Kristoffer Andersen traf Hamdi Dahmani aus der Drehung. Münster kam fortan nicht in den Rhythmus. Gefahr drohte den Kölnern nur nach Standards. Fortuna hingegen kombinierte munter weiter mit hohem Tempo und Intensität. Nach einem Pass in die Schnittstelle des bärenstarken Tobias Fink lief Thomas Kraus alleine auf Preußen-Keeper Daniel Masuch zu, scheiterte aber (36.). Linksverteidiger Fink sah im Übrigen in Abschnitt zwei die fünfte gelbe Karte und fehlt in Erfurt.

In Halbzeit zwei bekam Münster ein wenig mehr Zugriff auf die Partie und hatte auch Torchancen, wie zum Beispiel durch Marcus Piossek, der plötzlich alleine vor Andre Poggenborg auftauchte. Der Fortuna-Torwart parierte aber gekonnt (69.). Dann folgten die drei Minuten des Dominik Schmidt. Zweimal stoppte der Preußen-Akteur innerhalb kurzer Zeit (72., 75.) den davon eilenden Johannes Rahn unsanft und sah dafür jedes Mal den gelben Karton. In der ersten Aktion ließ Schiedsrichter Patrick Alt fatalerweise den Vorteil bei einer 2 gegen 1-Situation 25 Meter vor dem Tor nicht weiter laufen und somit sah er bei seiner Entscheidung auch sehr alt aus. Und bei der zweiten Szene hätte der Referee auch direkt glatt Rot wegen einer Notbremse ziehen können. Nur wenig später hätte Rahn alles klar machen können. Der Goalgetter drang von links in Strafraum ein und schoss aus zehn Metern an den Innenpfosten (79.). Und nachdem Dahmani zwei exzellente Kontermöglichkeiten verschenkte, erst war das Zuspiel auf den eingewechselten Ercan Aydogmus zu ungenau und dann verzog er (83., 84.), kam es wie es meistens in solchen Fällen kommt. Amaury Bischoff steckte den Ball durch zu Rogier Krohne und der Joker der Gäste traf zum mehr als schmeichelhaften 1:1 (87.).
Weitere Stimmen zum Spiel:
Tobias Fink: „Das war unglücklich. Nichtsdestotrotz haben wir ein gutes Spiel gemacht.“

Thomas Kraus: „Wir haben Münster ein intensives Spiel geliefert. Wir wussten, wenn es auf einen Eins-zu-Eins-Vergleich hinaus läuft, werden wir den Kürzeren ziehen. In den ersten 45 Minuten waren wir die bessere Mannschaft. Wenn man die Chancen nicht nutzt, wird man bestraft. In Überzahl ist das doppelt bitter.“

Hamdi Dahmani: „Wir sind eine schwer zu bespielende Mannschaft, wir haben uns gefunden, und das zeigen wir jede Woche auf dem Platz.“

Ercan Aydogmus: „Wir haben die Konterchancen gehabt, wir haben sie nicht genutzt. Das war unsere eigene Dummheit. Aber es geht weiter. Wir haben einen Punkt gewonnen.“

Johannes Rahn: „Münster ist sehr gut besetzt. Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen, waren eklig. Nach dem Platzverweis müssen wir das 2:0 machen, dann ist das Ding gegessen. Da waren wir leider zu fahrlässig, das müssen wir uns ankreiden. Fünf Punkte gegen Cottbus, Dresden und Münster, das hätte vorher jeder unterschrieben.“

Stefan Kleefisch / rheinfussball.de