Die Fortuna steht an einem Wendepunkt

Bei Dortmund II zu Gast _ Ex-FC-Profi Tancer Yalcin trainiert mit

Ein Spiel dauert 90 Minuten, und es kann vieles verändern. Die Fortuna beendete mit dem Heimsieg am vergangenen Samstag gegen Unterhaching gleich drei Negativ-Serien auf einen Schlag und fand wieder Anschluss ans untere Mittelfeld. Nun stehen die Südstädter am Samstag (14 Uhr) bei der Reserve von Borussia Dortmund nach Aussage ihres Trainers „an einem Wendepunkt“. Im Stadion Rote Erde haben die Kölner nach Auffassung von Uwe Koschinat „die Möglichkeit, den Trend zu bestätigen. Andernfalls wäre der Erfolg gegen die SpVgg leider nur ein einmaliges Ausrufezeichen gewesen.“
Mit der Reserve des Champions League-Teilnehmers trifft die Fortuna auf eine mit viel Talent gesegnete Elf, der zuletzt aber ihre spielerische Leichtigkeit abhandengekommen ist Die Folge waren fünf Spiele in Serie ohne dreifachen Punktgewinn. Dass die Schwarz-Gelben um Joseph-Claude Gyau, Marian Sarr, Khaled Narey oder Tammo Harder es auch deutlich besser können, das erlebte Koschinat mit eigenen Augen beim 5:1 gegen Jahn Regensburg am vierten Spieltag. „Die Mannschaft versucht die Spielweise der Ersten zu kopieren. Sie spielen mit hohem Tempo, wenn man ihnen die Räume lässt, wird es eklig. Regensburg wurde damals komplett überfahren. Allerdings fällt dir mit Erfolgen im Rücken auch vieles leichter.“

21 verschiedene Akteure brachte BVB-Trainer David Wagner bereits zum Einsatz. Wer gegen die Fortuna morgen im Kader stehen wird, hängt auch zu einem großen Maße mit der derzeit vorhandenen personellen Not der Elf von Cheftrainer Jürgen Klopp zusammen. „Das hat einen großen Einfluss“, so Koschinat, der weiß: „Wir haben die Chance, direkten Einfluss auf das Tabellenbild zu nehmen. Und bei einem Sieg verlassen wir die Abstiegsplätze.“
Dass der Fußballlehrer sein erfolgreiches Gefüge wieder auseinanderbrechen wird, ist wahrscheinlich. Die Frage ist nur, in welchem Ausmaße. Die zuletzt von Koschinat ins kalte Wasser geworfenen Dennis Engelman, Thiemo-Jerome Kialka, Markus Pazurek und Florian Hörnig erhalten vom Vorgesetzten durchweg gute Beurteilungen. „Dennis hat etwas gebraucht, um ins Spiel zu kommen. In der zweiten Hälfte hat er geräuschlos agiert, sich der Situation angepasst und seine Seite zugemacht. Flo hat ein gutes Spiel abgeliefert, er war sehr präsent. Markus hat einen ausgesprochen guten Job erledigt, er sollte die Spielweise von Zinke imitieren. Und Thiemo zeigt aufsteigende Tendenz, er hat viele Meter gemacht.“

Dieses Quartett wird wohl weitere Einsatzzeiten erhalten, die sind für einen Neuzugang vorerst ausgeschlossen. Lange Zeit herrschte kaum Bewegung im Krankenstand der Fortuna. In dieser Woche kam aber ein neuer Patient hinzu. Lars Bender erlitt im Training eine Fraktur des dritten und vierten Mittelhandknochens. „Er wird uns zunächst etwa sechs Wochen fehlen“, schätzt Christian Osebold, Leiter der medizinischen Abteilung, die Ausfallzeit des 26-Jährigen ein. Der von Eintracht Trier verpflichtete Akteur wurde bislang viermal eingewechselt. Sascha Marquet nahm hingegen nach einem Magen-Darm-Infekt bereits am Mittwoch das Training wieder auf und ist „eine Alternative“, so Koschinat. Positive Nachrichten gibt es auch von einem Langzeitverletzten. Sebastian Zinke kann nach seinem Bandscheibenvorfall mittlerweile wieder Passübungen absolvieren. „Ich hoffe, dass seine vollständige Eingliederung in den Trainingsbetrieb im Laufe des Septembers von statten gehen kann“, so der Coach. Bis der Routinier aber wieder ernsthaft für einen Einsatz in Frage kommt, werden aber noch mehrere Wochen ins Land ziehen.

Begrüßen kann die Fortuna seit ein paar Tagen auch einen Gastspieler bei den Übungseinheiten. Nachdem ein geplantes Engagement in der Schweiz gescheitert war, hält sich der offensive Mittelfeldspieler Taner Yalcin momentan in der Südstadt fit. Der 24 Jahre alte gebürtige Kölner bestritt 35 Bundesliga-Spiele für den 1. FC von 2008 bis 2011 und war zuletzt in der Türkei unter Vertrag. „Ich kenne seinen Berater Rolf Dohmen gut, und so lange es der Trainingsbetrieb zulässt, kann er gerne bei uns mitmachen. Er hat ja auch in der Jugend für die Fortuna gespielt“, erklärt Koschinat. Eine Neuverpflichtung sei aber wie schon mehrfach ausdrücklich betont kein Thema.

Autor: Stefan Kleefisch/rheinfussball