Fortuna Köln: Betonierte Defensive bringt Stabilität und Erfolg

Die Auftaktpartie des 15. Spieltags ist für die Fortuna gleichbedeutend mit dem nächsten Highlight-Spiel in dieser Saison. Die Kölner empfangen am Freitagabend im heimischen Südstadion den SC Preußen Münster und dürfen sich zudem derzeit mit dem inoffiziellen Titel des „besten Aufsteigers“ schmücken. Ein Blick in die sonst so staubigen Statistiken lüftet das aktuelle Erfolgsgeheimnis des Südstadtclubs.

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Koschinat: “Wir können jedes Tempo mitgehen”

Heimlich, still und leise hat sich nämlich die Defensive der Fortuna in den letzten Wochen zu einer der besten Abwehrreihen der 3. Liga entwickelt. Mit Chemnitz (8), Cottbus (11) und Kiel (13) gibt es lediglich nur drei Teams, die weniger Gegentore in der laufenden Saison kassierten als die Kölner (15). Die aktuelle Quote des Aufsteigers ist beeindruckend. In den letzten sechs Spielen stand hinten fünf Mal die Null. Auch das zwischenzeitliche Pokalspiel auf Verbandsebene gegen den FC Inde Hahn gewann die Mannschaft von Uwe Koschinat ohne ein Gegentor zu bekommen. Der Cheftrainer empfindet die jüngste Serie als „sehr angenehm.“ Nicht nur die betonierte Defensive um Schlussmann Andre Poggenborg sowie den formstarken Innenverteidigern Boné Uaferro und Florian Hörnig ist die derzeit die Basis für den Aufschwung der Fortuna. Auch die Pärchen in der Zentrale (Pazurek/Andersen) und in der Spitze (Rahn/Kraus) sieht Koschinat „auf einem hohen Niveau“ und ergänzt: „Derzeit macht sich unsere körperliche Qualität bemerkbar. Wir können jedes Tempo mitgehen und teilweise sogar selbst bestimmen.“ Aktuell beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsplätze sechs Punkte. Ein komfortabler Zustand, aus dem sich selbstverständlich auch das Selbstvertrauen der Mannschaft nährt.

Balanceakt zwischen Mut und Risiko

Da der primäre Fokus derzeit auf der Defensive liegt, ist es eine natürliche Reaktion, dass dieser defensivbasierende Zustand zu Lasten der Offensive geht. Koschinat hatte sich bereits im letzten Spiel, beim torlosen Remis gegen Dynamo Dresden, im Nachhinein mehr Mut nach vorne gewünscht. „Wir haben noch nicht die einhundertprozentige Überzeugung, aus unserem eigenen Ballbesitz über Kombinationen zu Torchancen zu kommen“, erkannte der 43-Jährige nach dem Spiel an. Für seine Mannschaft ist es ein wahrer Balanceakt, da „mehr Mut nach vorne“ gleichbedeutend ist mit „mehr Risiko“ für den Defensivverbund. Trotz aller erfolgsbringender Stabilität in den letzten Partien, gilt es für die Mannschaft nun in Zukunft auch ihr Potential in der Offensive häufiger zu präsentieren. Die lediglich 15 erzielten Tore bedeuten mitunter die schwächste Offensive der Liga. Dabei ist der Aufsteiger zudem ein stückweit Abhängig von seinem Angreifer Johannes Rahn. Der Neuzugang ist in der teaminternen Torschützenliste mit sieben Treffern weit enteilt. Kein anderer Spieler trifft so konstant wie der 28-Jährige.

Münster kommt zum nostalgischen Duell

Am Freitag erwartet die Fans in der Südstadt derweil das nächste Highlight. Dann gastiert wieder einmal der SC Preußen Münster im Südstadion. Die letzten beiden Duelle liegen schon über ein Jahrzehnt zurück. Damals gewannen die Adlerträger in der Regionalliga Nord zweimal sehr deutlich mit 6:2 und 4:1. Auch insgesamt hat die Fortuna eine negative Bilanz gegen die Münsteraner (9 Siege – 4 Remis – 12 Niederlagen). Diesmal reisen die Preußen mit dem Schwung des 3:1-Derbysieg gegen Bielefeld nach Köln. Die Mannschaft von Trainer Ralf Loose ist heiß auf das Flutlichtspiel im Südstadion. Das zeigt auch die Tatsache, dass die Spieler selber den eigentlich trainingsfreien Dienstag dazu nutzen, um sich auf die Partie gegen die Fortuna vorzubereiten. Im Hinterkopf steckten dabei wahrscheinlich auch die zuletzt schwächelnden Auftritte in der Fremde, bei denen die Preußen nur ein Sieg aus den letzten vier Auswärtsspielen holten. Auch Uwe Koschinat sieht vor allem in der Drucksituation des Gegners eine mögliche Chance für seine Mannschaft. Münster kann mit einem Sieg (zumindest kurzfristig) auf Platz Eins springen, allerdings „haben sie in der laufenden Saison nach Highlights immer einen kleinen Einbruch erlebt.“ Beispielhaft dafür steht die 0:4-Auswärtsniederlage bei der Mainzer Bundesliga-Reserve.

Koschinat wieder zu Veränderungen gezwungen

Auf Seiten der Fortuna ist bereits jetzt ist klar, dass Uwe Koschinat seine Startformation im Vergleich zum Spiel am letzten Samstag verändern muss. Michael Kessel kassierte beim Spiel in Dresden seine fünfte gelbe Karte und fehlt somit gesperrt. Sollte sich der Fußball-Lehrer, wie in den letzten Wochen auch, für das erfolgreiche 4-4-2-System entscheiden ist es wahrscheinlich, dass Cauly Oliveira Souza für Kessel in die Startformation rückt. Eventuell setzt Koschinat aber auch aufgrund der Qualitäten des Gegners („Münster ist ein Team mit herausragenden Individualisten“) auf die kompaktere 4-2-3-1-Variante. Neben Kessel fehlen weiterhin die Langzeitverletzten Flottmann, Yilmaz, Bender und Kialka. Innenverteidiger Oliver Laux ist dagegen nach seiner Kehlkopfentzündung wieder fit und dürfte in den Kader rücken.

So könnte die Fortuna spielen: Poggenborg – Engelmann, Hörnig, Uaferro, Fink – Pazurek, Andersen – Dahmani, Oliveira Souza – Rahn, Kraus


Yannick Bakic / liga3-online.de