Die Entscheidung fiel vom Punkt

Kessel vergibt Elfer für Fortuna – Janjic trifft hingegen für dezimierte Duisburger zum 1:0

Der Fortuna gelingt es in diesen Wochen einfach nicht Aufwand und Ertrag in Einklang zu bringen. „Wenn man die Leistung heute sieht, gibt es ein extremes Missverhältnis, zu dem, was dabei heraus gesprungen ist“, sagte Uwe Koschinat. Rund eine Stunde lang agierten die Kölner vor 4078 Zuschauern im Südstadion in Überzahl, nachdem Christopher Schorch wegen einer Notbremse Rot gesehen hatte. Den fälligen Strafstoß schoss Michael Kessel aber drüber (33.). Auf der anderen Seite machte es Zlatko Janjic für den MSV besser. Der vierte Saisontreffer des Duisburgers reichte für die Gäste zum Auswärtssieg. Bei den Südstädtern war nach der vierten Niederlage in Folge in der Dritten Liga hingegen Tristesse angesagt.
„Wir haben uns nichts vorzuwerfen, aber davon können wir uns jetzt auch nichts kaufen. Was bringt es, wenn wir sagen können, wir waren besser, aber wir verlieren die Spiele. Heute haben wir es spielerisch gut gemacht, aber wenn dabei nichts rum kommt…“, war Außenverteidiger Jan-Andre Sievers sichtlich ernüchtert, während ein müde gekämpfter Kristoffer Andersen nach dem Schlusspfiff mit herunter gezogenen Stutzen sein Gesicht auf der Ersatzbank in den Händen vergrub. Kopfschütteln allerorten war angesagt beim Aufsteiger auch bei Innenverteidiger Oliver Laux: „Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht, aber wenn man 60 Minuten lang in Überzahl ist, dann darf man das Spiel nicht verlieren. Uns fehlen im Moment ein bisschen das Glück und auch die Durchschlagskraft.“

Mut hatte der Fortuna-Coach bewiesen, indem er gleich vom Anpfiff weg dem 19 Jahre alten Cauly Oliveira Souza sein Vertrauen schenkte. Der junge Brasilianer dankte es Uwe Koschinat mit einem mehr als ansprechenden Auftritt. „Ich fand es sehr imponierend wie er heute gegen einen Sascha Dum gespielt hat. Wir können die Spiele im Profibereich ja mal gegenüber stellen. Und er ist mit Sicherheit ein Hoffnungsträger. Umgekehrt wünsche ich mir aber auch deutlich mehr Spieler, die das anbieten, was der Junge die letzten zwei, drei Wochen angeboten hat“, unterstrich der Trainer. Überaus couragiert trat der Rest der Mannschaft in der ersten Halbzeit auf. Es waren die wohl bislang besten 45 Minuten der Saison von den Südstädtern. Nach einem mustergültigen Konter über Andersen, Rahn, Souza und wieder Rahn bot sich den Kölnern die Chance sich dafür auch zu belohnen. Aber Michael Kessel vergab vom Punkt. „Das Spiel muss ich auf meine Kappe nehmen, wenn ich den Elfer reinmache, holen wir in Überzahl auf jeden Fall mindestens einen Punkt. Ich wollte den Ball erst unten links hin schießen, und beim Anlauf habe ich mich anders entschieden. Das ist Sch…“, streute sich der Mittelfeldspieler Asche aufs Haupt.
Naives Foul von Marquet - Alles eine Frage des Schicksals?
Trotz dieses harten Schlages in die Magengrube verlor die Fortuna das Ziel des ersten Heimsieges aber nicht aus den Augen. Auch nach dem Wechsel schien es zunächst noch nur eine Frage der Zeit bis zum Führungstreffer. „Wir haben komplett am Maximum dessen gespielt, was möglich ist. Die Mannschaft hat eine enorm hohe Lauf- und Einsatzbereitschaft gezeigt. Wir haben das Spiel sehr aktiv gestaltet und fußballerisch absolut überzeugt“, beschrieb Koschinat die Phase bis zum Rückstand. Doch dann gab es eine deftige Watschn für die Hausherren. Sascha Marquet leistete sich ein absolut überflüssiges Foul im Strafraum. Und Zlatko Janjic schoss den Ball mittig ins Netz. 0:1 (51.). Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt. „Wir wurden erneut für unsere Naivität im Zweikampf bestraft. Ich habe keine Idee, warum Sascha als unser schnellster zentraler Mittelfeldspieler in dieser Situation grätscht. Der Spieler läuft ansonsten mit dem Ball ins Aus. Wir sind in der Box in Überzahl. Die Art und Weise, wie wir da verteidigen ist dumm“, brachte es Koschinat auf den Punkt. Sein Gegenüber Gino Lettieri hatte indes leicht reden: „Es war klar, wer hier 1:0 in Führung geht, der wird es ein bisschen leichter haben. Was die Jungs heute kämpferisch und läuferisch abgeliefert haben, da muss ich sagen, Hut ab. Wir haben den Vorsprung dann mit vereinten Kräften über die Zeit gebracht.“

Allerdings bereitete die Fortuna den „Zebras“ nach dem 0:1 auch nicht mehr viel Kopfzerbrechen. Die Beine und Gedanken wurden schwer. „Danach waren wir in einer psychologisch schlechten Ausgangsposition“, so Koschinat. Die Aktionen der Gastgeber wurden zusehends hektischer und ungenauer. Das Engagement blieb unverändert hoch. Aber die Kölner rannten kopflos an, und wenn es die Möglichkeit zum Abschluss gab, geschah dies viel zu überhastet. Für Koschinat ist der Negativlauf eventuell auch eine Schicksalsfrage. „Vielleicht haben wir in einer Situation alles Glück dieser Welt aufgebraucht, und nun müssen wir es uns ganz, ganz schwer wieder erarbeiten. Immer wieder diesen Stein klopfen.“ Am besten baut die Fortuna in den nächsten Wochen gleich einen ganzen Steinbruch ab. Denn bei mittlerweile schon vier Punkten Abstand zum rettenden Ufer wäre dies dringend mal angebracht.

Autor: Stefan Kleefisch / rheinfussball.de