Münster und die Sehnsucht nach der 2. Bundesliga

Mit Preußen Münster trifft die Fortuna am kommenden Freitag auf das nächste Spitzenteam der 3. Liga. Die Münsteraner zählen wie so häufig zum Kreis der Aufstiegsaspiranten. Nach dem die Preußen 2013 am Aufstieg schnupperten, glich die letzte Spielzeit einer Achterbahnfahrt. Mit Erfahrung soll nun die langersehnte Rückkehr in die 2. Bundeliga gelingen.

Die Sehnsucht ist groß in Münster: Kaum ein anderes Vereinsumfeld verzehrt sich so sehr nach der 2. Bundesliga, wie das der Preußen: 23 Jahre ist es her, dass man letztmals in der zweithöchsten deutschen Spielklasse spielte. Seitdem pilgerte man lange durch regionale Spielklassen. Mit dem Aufstieg in die 3. Liga kehrte man 2011 zumindest zurück auf die nationale Fußballbühne. Nun will der Traditionsclub den nächsten Sprung schaffen.

Gelingen soll das mit Erfahrung: Mit im Schnitt 27,7 Jahren stellen die Adlerträger den ältesten Kader der 3. Liga. Beim jüngsten 3:1-Derbysieg gegen Arminia Bielefeld betrug das Durchschnittalter der Startformation von Trainer Loose 28,5 Jahre. Nicht von ungefähr trägt der älteste Spieler der 3. Liga das Trikot der Preußen: Mit 37 Jahren führt Daniel Masuch diese Statistik vor dem Cottbuser René Renno (35) und Fortunas Ercan Aydogmus (35) an. Zudem stellt man den Rekordspieler der 3. Liga: Am 3. Spieltag beim 0:0 gegen Energie Cottbus absolvierte Jens Truckenbrod sein 210. Spiel in Liga und überholte damit den alten Rekordhalter Nils Pfingsten-Reddig. Mit Keeper Daniel Masuch, Innenverteidiger Dominik Schmidt, Flügelspieler Benjamin Siegert und Stoßstürmer Marcel Reichwein bildet Münsters Kapitän somit eine erfahrene Achse bei den Preußen.

Individuelle Qualität durch und durch

Neben viel Erfahrung verfügt die Loose-Elf aber besonders über viel individuelle Qualität, um gegen jeden Gegner jederzeit für die entscheidende Aktion zu sorgen. So konnte Marcel Reichwein im Angriff die Abgänge von Benyamina, Grote und Taylor weitestgehend auffangen. Sieben Tore in 14 Spielen sprechen für den Neuzugang vom VfR Aalen. Mit Kara und Piossek verfügt Ralf Loose zudem über offensivfreudige Außen: So legte Rechtsaußen Piossek im Sommer eine Extra-Vorbereitung ein und verlor sieben Kilo. Das macht sich beim 25-Jährigen direkt bemerkbar: Mit viel Zug zum Tor verbucht Piossek regelmäßig die größte Laufleistung verbucht bei den Adlerträgern. Nicht umsonst war Piossek gegen Arminia Bielefeld zuletzt an jedem Münster-Tor beteiligt: Seine Flanke erzwang den Elfmeter zum Ausgleich. Das 2:1 durch Krohne legte er mit einer scharfen Hereingabe direkt auf. Den Endstand markierte der Deutsch-Pole schließlich selbst.

Sein Gegenpart auf der linken Seite besticht vielmehr mit dem Ball am Fuß: Regelmäßig wandert der Ball bei Münster zu Mehmet Kara, der im Dribbling nur schwer zu stoppen ist. Nach einer Saison zum vergessen, in der Kara in 26 Spielen nur eine Torbeteiligung verbuchte, scheint der 30-Jährige in dieser Spielzeit die Wende geschafft zu haben: Zwei Tore und fünf Vorlagen unterstreichen bislang den Stellenwert von Kara in der Preußen-Offensive. Dabei sieht man in Münster auch mal über Eskapaden hinweg: Trotz eines Faustschlags im Training gegen Innenverteidiger Schmidt lief Kara gegen Bielefeld von Beginn an auf. Dabei war der Linksaußen aber ein Hauptgrund dafür, dass man einen 0:1-Rückstand noch in einen Derbysieg verwandeln konnte. Besonders bei der Vorarbeit zum 3:1-Endstand blitzte Karas Klasse auf, als er zwei Gegenspieler im Strafraum aussteigen ließ und die Übersicht für Piossek behielt.

Aufstiegsexperte Loose will Hattrick perfekt machen

Ralf Loose hat somit viele Puzzelteile beisammen, um den Aufstieg mit den Preußen zu schaffen. Im Zentrum verfügt der Fußballehrer mit Bischoff über einen klassischen Spielgestalter, während Zenga dem Franzosen den Rücken freihalten soll. Komplettiert wird die Offensive durch Benjamin Siegert, der mit 150 Einsätzen in der 2. Bundesliga über entsprechende Erfahrung verfügt. Dabei weiß keiner besser, wie Aufstiege in die 2. Bundesliga funktionieren, als Trainer Loose: Sowohl die Sportfreunden Siegen im Jahr 2005 als auch sechs Jahre später Dynamo Dresden führte der 51-Jährige in die zweithöchste deutsche Spielklasse. Mit Münster soll nun der Aufstiegshattrick gelingen.

Nach dem Erfolg gegen Konkurrent Bielefeld winkt nun zunächst erstmals nach fast zwei Jahren wieder die Tabellenspitze für Preußen Münster. Am 20. Oktober 2012 grüßte man nach einem 2:2 gegen die Kickers Offenbach letztmals von Platz 1. Die Aussicht auf die vorübergehende Spitzenposition dürfte Extra-Motivation sein für Kara, Piossek und Co. Zudem gilt es an der Auswärtsbilanz zu arbeiten: Die letzten beiden Spiele in der Fremde verlor Münster. Bei der U23 von Mainz 05 geriet man mit 0:4 deftig unter die Räder und auch beim 0:1 in Chemnitz kehrte man mit leeren Händen zurück nach Münster. Gegen die Fortuna wollen die Preußen diesen Negativlauf nun stoppen und den Platz weiter festigen, nach dem man sich so sehnt: Den 1. Aufstiegsplatz zur 2. Bundesliga.

Fortuna mit nächstem Traditionsduell im Südstadion

Die Fortuna will indes gegen das nächste Spitzenteam Punkte für den Klassenerhalt sammeln, nachdem man zuletzt gegen Cottbus und Dresden bereits etwas Zählbares mitnehmen konnte. Dabei baut die Koschinat-Elf auf die eigene Defensive: Wettbewerbsübergreifend blieb die Abwehr um Keeper Poggenborg in sechs von sieben Partien ohne Gegentor. Das könnte auch gegen Münster ein Schlüssel für Punkte sein. Verzichten müssen die Kölner indes weiterhin auf die Dienste von Bender, Flottmann, Kialka und Yilmaz.

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