SC-Keeper André Poggenborg bringt den kontrollierten Wahnsinn zurück



Sieben Wochen ist es her, dass Fortuna Kölns Trainer Uwe Koschinat den Verlust seines Lautsprechers auf dem Rasen hinnehmen musste. Anfang September zog sich Keeper André Poggenborg beim 2:1-Sieg gegen Magdeburg einen Muskelbündelriss zu, zunächst war sogar eine noch schlimmere Verletzung befürchtet worden. Mit dem 31-Jährigen ging Fortunas Defensive auch ein Stück ihrer Ausstrahlung verloren. Vertreter Tim Boss braucht sich zwar rein sportlich nicht hinter Poggenborg zu verstecken, doch seine Aura ist nicht dieser spezielle Mix aus kontrolliertem Wahnsinn und absoluter Sicherheit.

Ohne dass Boss schwere Fehler unterliefen, ging es für die Fortuna in den folgenden Wochen bergab - die defensive Ordnung war dahin. Zwar lag das auch an der Verletzung von Spielgestalter Kristoffer Andersen, doch Boss kassierte in seinen ersten sechs Einsätzen von Beginn an sage und schreibe 19 Gegentore. "Da kann ich ihm keinen Vorwurf machen, im Gegenteil", sagt Trainer Uwe Koschinat. "Die Abwehr hat ihn oft im Stich gelassen, Tim hat hinten raus oft noch viel gehalten."

Doch die ersten gegnerischen Torschüsse fanden eben auch stets den Weg ins Netz. Das änderte sich erst beim Pokalerfolg gegen Alemannia Aachen, als Boss die Fortuna mehrfach spektakulär im Spiel halten konnte. Seinem ersten Match ohne Gegentor folgte beim 2:0 gegen Erfurt gleich das zweite. "Er hat sich ein hohes Standing innerhalb der Mannschaft erarbeitet", lobt Koschinat. "Die Spiele haben ihm noch einmal richtig Selbstvertrauen gegeben."

Tim Boss hat überzeugt

Doch all das ändert nichts an der Tatsache, dass sich Boss wieder mit dem Platz auf der Bank anfreunden muss, sobald Poggenborg wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist - womöglich ist das schon am Samstag im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 II (14 Uhr, Südstadion) der Fall. "Pogge ist meine unumstrittene Nummer eins", macht Koschinat klar. "Es geht nicht darum, ob er zurück ins Tor kommt, sondern nur um den Zeitpunkt." Der 31-Jährige habe während des gesamten Reha-Prozesses keinerlei Rückschläge erlitten. "Ich muss mir nur darüber klar werden, ob er seine Explosivität schon wieder zurück hat", erklärt Koschinat.

Dass der Zeitpunkt, um Boss aus dem Tor zu nehmen, momentan nicht der günstigste ist, ist dem Coach durchaus bewusst: "Tim hat definitiv großen Anteil daran, dass uns zuletzt wieder ein Schritt in die richtige Richtung gelungen ist. Aber Pogge wird zurückkehren. Vor zwei oder drei Wochen sah es ja noch so aus, als ob ohne ihn und seine Art überhaupt nichts funktionieren würde." Neben Boss wird sich am Samstag vermutlich auch Fortunas derzeit nicht allzu gefährlicher Top-Torjäger Johannes Rahn auf der Bank wiederfinden. Da auf den Flügeln Hamdi Dahmani und Michael Kessel die Nase vorn haben, sieht Koschinat Rahns Platz eher im Sturmzentrum. Dort bilden aber Julius Biada und Marco Königs ein harmonisches Duo. "Im Gegensatz zu früher ist es gerade nicht so, dass Johannes auf jeden Fall und egal wo spielen muss", erklärt Fortunas Trainer. "Er muss den Konkurrenzkampf aufnehmen."

ksta.de