Ein Veilchen-Spiel zwischen Wehmut und Vorfreude

Fußball-Drittligist FC Erzgebirge Aue trifft am Sonntag im Lößnitztal auf den SC Fortuna Köln. Es ist die letzte Partie, bevor der Abriss des Traditionsovals beginnt.
Von Kjell Riedel
erschienen am 27.11.2015

Aue. Es ist eine Stätte der Triumphe und der Tragödien gewesen, dieses malerisch im Lößnitztal gelegene Oval, dass heute Sparkassen-Erzgebirgsstadion heißt. Wenn es läuft, wie alle in der hiesigen Region hoffen, so kommt am Sonntag ein weiterer kleiner Triumph hinzu. Dann bezwingen die Drittliga-Kicker des FC Erzgebirge Aue in der Partie ab 14 Uhr den SC Fortuna Köln und feiern das im Anschluss mit den Fans.

Allerdings dürfte sich in den Jubel auch ein bisschen Wehmut mischen. Werden sich die Spieler doch aller Voraussicht nach zum allerletzten Mal vor genau diese Fankurve begeben, um mit ihren Anhängern die gekreuzten Hämmer zu zelebrieren. Denn es ist der letzte Heimauftritt der Veilchen, bevor mit dem Abbruch eben jener Zuschauerblöcke der Abriss des Traditionsovals und damit zugleich der Stadionneubau beginnt. Insofern ist das Duell zwischen dem FC Erzgebirge und Fortuna Köln über seinen sportlichen Wert hinaus quasi von historischer Bedeutung.

Die mit Kosten von um die 20 Millionen Euro veranschlagte Anlage im Lößnitztal ist umstritten, aber beschlossene Sache. Der Landkreis hat den Hut auf, und bis Ende 2017 soll das Schmuckstück stehen. Die Befürworter sind einfach nur froh, dass es endlich losgeht. Die Gegner werden sich auch nach der Fertigstellung der modernen Arena daran reiben, ob das Ganze nötig und sinnvoll war. Für alle mit lila-weißem Herzen heißt es indes jetzt erst einmal, Stück für Stück Abschied zu nehmen von ihrem alten Stadion. Dessen wunderbarem, vielleicht sogar deutschlandweit einzigartigem Charme konnte nicht einmal das Sanierungsstückwerk der vergangenen Jahrzehnte - erwähnt sei nur das Dach über der Gegen- geraden - etwas anhaben. Das liegt nicht zuletzt an der traumhaften Lage. Im Frühjahr 1928 war auf dem Areal das "Städtische Stadion" eröffnet worden. Am gleichen Ort weihte am 20. August 1950 Otto Grotewohl jenes Stadion ein, das den Namen des damaligen DDR-Ministerpräsidenten dann bis 1991 trug. Seitdem heißt die Arena Erzgebirgsstadion und fand trotz ihres Alters auch bei Gästefans oft großen Anklang.

Die herrliche Lage im Lößnitztal bleibt auch dem neuen Stadion erhalten. Wie es mit dem Charme aussieht, wird man sehen. Viele der modernen Arenen wirken ja eher wie Produkte von der Stange. Der vorliegende Entwurf für das neue Domizil der Veilchen weist zumindest eine ganze Reihe von Alleinstellungsmerkmalen auf.

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