Serie vor dem Start der 3. Liga
Für Fortuna Köln geht es erst mal nur um den Klassenerhalt

Von Christian Krämer

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Baufällig: Das Kölner Südstadion, die Spielstätte der Fortuna. Foto: imago/Herbert Bucco

Köln Am 27. Juli startet die Saison 2018/19 in der 3. Fußball-Liga. In einer Serie stellen wir die Klubs vor. Heute: Fortuna Köln.

Geschichte & Tradition: Der SC Fortuna Köln wurde deutschlandweit als ewiger Zweitligist bekannt. 26 Jahre lang – von der Ligagründung 1974 bis 2000 – war der Klub aus der Südstadt ununterbrochen zweitklassig, ehe der finanzielle und sportliche Absturz begann. Der Tiefpunkt war 2005 erreicht, als die Fortuna in der Oberliga den Spielbetrieb einstellen musste. Nach zwei Aufstiegen am Grünen Tisch und einem sportlichen kehrten die Kölner 2014 ins Profigeschäft zurück.

Stadion & Stimmung: Seit 1979 spielt die Fortuna im Südstadion. Den Namen „altehrwürdig“ verdient es nicht: Die baufällige Spielstätte ist bei Verein und Fans unbeliebt. Eine Tartanbahn trennt die Tribünen vom Spielfeld, überdacht ist lediglich die Haupttribüne. Da es die Fortuna in der Vergangenheit zudem versäumte, sich klar vom großen Platzhirsch der Stadt abzugrenzen hält sich das Zuschauerinteresse in Grenzen. In der abgelaufenen Saison lag der Schnitt bei knapp 2450 und damit rund 20 Prozent höher als im Jahr zuvor. Doch selbst zu Fortunas Zweitligazeiten war das Südstadion fast nie ausverkauft.

Trainer & Team: Uwe Koschinat führt seit 2011 die Geschicke der Fortuna. Er ist nicht nur Trainer, sondern auch Kaderplaner und Sportdirektor in Personalunion. Mit Erfolg: Der ehemalige Abwehrrecke des VfL Wolfsburg und der TuS Koblenz hat dank seiner direkten Art Kultstatus bei den Fans. Im deutschen Profifußball kann in Frank Schmidt (Heidenheim) nur ein Trainer eine noch längere Amtszeit als Koschinat vorweisen.

Führung & Management: Medienunternehmer Michael W. Schwetje kam 2008 im Zuge des Demokratie-Projekts „deinfussballclub.de“ als Investor zur Fortuna. Der Versuch, Fans gegen Bezahlung an Klub-Entscheidungen teilnehmen zu lassen, scheiterte und wurde 2012 eingestellt. Schwetje konnte jedoch für den Verein begeistert werden, blieb als Investor erhalten und ist seit Juli 2013 zudem Geschäftsführer der Spielbetriebs-GmbH. Unternehmer Hanns-Jörg Westendorf ist seit 2015 Präsident des Klubs.

Finanzen & Etatplan: Alle Themen, die irgendwie mit Geld zu tun haben, werden auf Schwetjes Anordnung hin wie Staatsgeheimnisse gehütet. Durch Spielerverkäufe, mehr TV-Gelder und den Liga-Vertrag mit Adidas ist der Etat laut Schwetje „um einige Prozentpunkte“ höher als in der Vorsaison. Ohne sein Geld müssten die Ansprüche massiv zurückgeschraubt werden.

Kommen & Gehen: Die Fortuna muss die Abgänge von 15-Tore-Stürmer Daniel Keita-Ruel (Fürth) und Stammtorwart Tim Boss (Dresden) verkraften. Trainer Koschinat will Keita-Ruels Verkauf durch mehr Tiefe im Kader kompensieren: Bekanntester Zugang ist die erstligaerfahrene Ingolstadt-Ikone Moritz Hartmann. In Kwame Yeboah (Mönchengladbach U23), Benjamin Pintol (Halle) und Michael Eberwein (Dortmund U23) kamen drei weitere potenzielle Stammkräfte für die Offensive. Torwart Boss wird durch die Bielefelder Leihgabe Nikolai Rehnen ersetzt, Sebastian Schiek (Großaspach) soll als Linksverteidiger auf Markus Pazurek (Mönchengladbach U23) folgen.

Stars & Talente: Neuzugang Hartmann ist zwar der prominenteste Fortune, doch Kapitän Hamdi Dahmani und Spielmacher Maik Kegel sind unersetzlich. Christoph Menz und Boné Uaferro haben zudem die Anlagen für eine der besten Innenverteidigungen der Liga. Falls Rechtsaußen Robin Scheu seine furiose letzte Saison bestätigen kann, dürfte der 23-Jährige kaum zu halten sein.

Auf & Ab: Fortuna Köln startete herausragend in die vierte Drittliga-Saison tummelte sich lange in den Aufstiegsplätzen. Erst eine unerwartete 1:2-Pleite beim Tabellenletzten Erfurt am 31. Spieltag brachte den Klub aus der Spur. Es folgten sechs weitere Niederlagen und ein Unentschieden bis zum Saisonende. Fortuna hatte lange über den eigenen Verhältnissen gespielt. Nach dem Rückschlag in Erfurt konnte sich das Team nicht mehr richtig motivieren.

Chancen & Pläne: Durch finanzstarke und namhafte Aufsteiger wie Uerdingen und 1860 München sowie der Einführung des vierten Abstiegsplatzes will sich die Fortuna zunächst auf das Ziel Klassenerhalt fokussieren. Sollten am Saisonende Platz acht und die 54 Punkte der letzten Spielzeit bestätigt werden können, wäre man laut Schwetje „hochzufrieden“. Wenn Keita-Ruels Abgang aufgefangen werden kann, ist ein Platz im Mittelfeld sicherlich keine Utopie. Zweites Ziel ist der Gewinn des Mittelrheinpokals und die Qualifikation für den DFB-Pokal – das gelang zuletzt 2013.


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