„Es wird nicht leichter, wenn wir uns die Bälle selber reinschießen“
Das 1:1 der Fortuna zu Hause gegen den VfR Aalen stellte niemanden zufrieden



Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Unentschieden bei allen Beteiligten wenig bis gar keine Endorphine freisetzt. Insofern strahlten weder Peter Vollmann noch Uwe Koschinat nach dem 1:1 am Samstag im Südstadion vor 1.579 Zuschauern um die Wette. Die Statements der beiden Trainer waren im fachlichen Einklang. Die Punkteteilung zwischen der Fortuna und dem VfR Aalen gefiel letztlich beiden nicht am 2. Spieltag der Drittliga-Saison 2015/16. Beide konnten aus der jeweiligen Sichtweise heraus zu Recht für sich beanspruchen, das mehr drin gewesen wäre, und beide ärgerten sich über wiederkehrende Fehler ihrer Schützlinge.
„Es war ein Auf- und Ab-Spiel. Irgendwo hätte alles passieren können. Am Ende spielt man Unentschieden und ist nicht wirklich zufrieden. Keine Mannschaft hat es geschafft den entscheidenden Schlag zu setzen“, kommentierte Vollmann und Koschinat ergänzte: „Ich bin sehr verärgert darüber, dass wir heute hier nicht gewonnen haben, denn in den Heimspielen musst du den Grundstein für den Klassenerhalt legen. Da brauchst du wie in der vergangenen Saison 30 Punkte, wenn du permanent Unentschieden spielst, dann kommst du nicht so wirklich voran. Der Start mit einem Punkt aus zwei Spielen ist schlecht. Es kommt in dieser Liga auf Nuancen an. Wenn ich mir die Bälle selber reinschieße und mir die Negativ-Erlebnisse antue, wird es nicht leichter. Heimspiele, die sehr eng sind, musst du in Summe für dich entscheiden, sonst spielst du bis zum letzten Tag um den Klassenerhalt.“

Zielstrebig, dominant begann die Fortuna das Match. Es gab einige schöne Balleroberungen und auch Torabschlüsse, gleich zweimal durch Lars Bender in der Anfangsviertelstunde. Doch die erste dicke Chance hatte Aalen nach einer missglückten Abseitsfalle in Person von Kartalis nach Pass von Drexler. Aber Fortuna-Keeper Andre Poggenborg verhinderte den Rückstand reaktionsschnell (8.). Und so flog nach 28 Minuten wieder einer dieser langen Bälle der Südstädter aus der eigenen Hälfte nah an den gegnerischen 16er. Kartalis bekam die Kugel nicht richtig unter Kontrolle. Marco Königs setzte sich durch, lief ein paar Meter und schloss trocken zum 1:0 ab (28.), was dem Neuzugang aus Regensburg ein großes Kompliment seines Trainers einbrachte: „Ich finde, er ist ein geiler Stürmer. Er hat Zug zum Tor, er hat dann auch mal diesen Tunnelblick, wenn es darum geht in die Tiefe zu starten. Und er hat eine hervorragende Abschlusstechnik. Er ist immer da, wo es brennt.“ Peter Vollmann hingegen hatte auf diese Situation eine ganz andere Sicht der Dinge. Wie ein Rumpelstilzchen hüpfte der Aalener-Trainer nach dem Gegentor wutentbrannt auf der Tartanbahn herum: „Da haben wir ein fast zu erwartendes Tor bekommen, worauf wir uns eigentlich die ganze Zeit eingestellt hatten. Wir wussten ja, wie die Fortuna spielt. Das der eine absichert, und dann sofort der lange Ball kommt. Wir überlassen einem jungen Spieler die Verantwortung und der Torsten Schulz steht einfach zu weit weg davon, anstatt hintereinander zu stehen. Dann wäre es vielleicht nicht passiert.“

Schien die Fortuna nun alle Trümpfe in der Hand zu haben, warf Florian Hörnig unmittelbar nach dem Wechsel alle taktischen Vorgaben mit einem Blackout über den Haufen. Sein Rückpass geriet viel zu kurz. Der Aalener Morys sagte danke und schob eiskalt zum 1:1 ein (46.). „Ein komplett unerklärlicher Fehler, der jetzt das zweite Mal passiert. Im Vorbereitungsspiel gegen den 1. FC Köln kommt Johannes Rahn auf die Idee aus 35 Metern den Ball zurück zu spielen. Diesen Ball gibt es in unserem Spielsystem überhaupt nicht. Der wird auch so nie trainiert. Im Gegenteil, das ist ein komplettes Tabu. Ich weiß nicht auf welche Idee Flo da gekommen ist, über seinen Körperschwerpunkt hinaus den Ball mit dem falschen Fuß zurück zu spielen, anstatt an der Kugel zu bleiben und die Aktion eine Minute nach der Pause offensiv fortzusetzen. Das ist dann eben dumm und wird in jeder Spielklasse bestraft“, nahm Koschinat kein Blatt vor den Mund und fügte hinzu: „So ging das Spiel eben bei null wieder los, mit dem Unterschied Aalen hat gelebt, hat ein positives Erlebnis gehabt und wir waren ein Stück weit geschockt.“

Im zweiten Spielabschnitt war denn auch erheblich mehr Sand im Getriebe als noch in den ersten 45 Minuten. Spielerisch war Schmalhans Küchenmeister. Fortuna lauerte auf die Standardsituation. Aalen hätte in der letzten Viertelstunde den Sack zumachen müssen. Die einzige sehr gute Möglichkeit der Fortuna vergab Königs. Nach einem Pass in die Tiefe von Michael Kessel schoss der Angreifer knapp über die Latte (60.). Am Tag der Unzufriedenen gab es neben Königs zumindest noch einen weiteren persönlichen Gewinner. Lars Bender spielte wie schon in Stuttgart seinen Part auf der rechten Mittelfeldseite sehr passabel. „Ich freue mich, dass ich an die guten Leistungen der Vorbereitung anknüpfen kann und damit der Mannschaft auch helfe. Der Gegner hat es in der zweiten Hälfte besser gemacht. Wir hätten das 2:1 machen können. Aber jetzt ist es eh wurscht. Das müssen wir abhaken und in zwei Wochen weiter machen.“

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