Bender und der Dosenöffner
Die Fortuna startet perfekt in die Saison: Tabellenführung nach 2:0 gegen Bremen II


Schon nach rund 120 Sekunden skandierten die Fans der Fortuna auf Stehplatz Mitte lautstark „Spitzenreiter, Spitzenreiter“. Kurz zuvor hatte Lars Bender die Kölner mit einem fulminanten Schuss unter die Latte aus 18 Metern mit 1:0 in Führung gebracht. Am Ende erlebten die 2.127 Zuschauer am Freitagabend einen 2:0-Erfolg gegen Werder Bremen II mit. Der Koschinat-Elf glückte somit der perfekte Start in die Drittliga-Saison. 5:0 Tore, sechs Punkte und Platz eins zumindest bis Samstagnachmittag.

Bereits vor dem Anpfiff hatte der Trainer für eine Überraschung gesorgt. Waren die Wechsel von Cimo Röcker und Marc Brasnic für Kusi Kwame und Johannes Rahn noch einigermaßen erwartet worden, so stand gegen die Reserve des Bundesligisten auch Tim Boss für Andre Poggenborg zwischen den Pfosten. Eine Entscheidung, die Koschinat aber bereits vor dem ersten Spieltag gegenüber seinen beiden Torleuten kommuniziert hatte: „Ich war schlichtweg unfähig, eine klare Entscheidung zu treffen. Deshalb werde ich die ersten vier Spiele wechseln. Tim hat sich einfach wahnsinnig gesteigert. Er strahlt eine enorme Souveränität aus und ist stark in der Spieleröffnung. Das war eine absolute Leistungsgleichheit. Beide gehen sehr respektvoll miteinander um, beide haben hart gearbeitet. Nach den vier Spielen werde ich eine neue Entscheidung treffen, wie die aussehen wird, das kann ich zum heutigen Tage nicht sagen.“

Nach dem frühen Tor durch Bender, dem ein Einwurf vorausgegangen war, hatte die Partie bis zur 30. Minute ihre unterhaltsamste Phase. Werder-Keeper Duffner war nach einem Schuss von Brasnic mit der Hacke auf der Hut (20.). Pazurek zog aus 20 Metern ab, stellte den Torhüter aber vor nicht allzu große Probleme (23.). Acht Minuten vor der Pause blieb dann die Pfeife von Schiedsrichter Günsch stumm, als Profi-Leihgabe Lorenzen zu Fall kam. Das war zumindest eine knifflige Szene.

In der zweiten Hälfte fand Bremen kein Mittel den gut organisierten Defensivverbund der Kölner aufzubrechen. Auch die Standards blieben ungefährlich und ohne Präzision. Aber auch Fortuna war kaum bemüht, sich Torszenen zu erarbeiten. Nach 57 Minuten musste Kapitän Flottmann nach einem Luftduell mit Blut überströmtem Trikot vom Platz. Für ihn kam Johannes Rahn. Bender rückte zurück auf die Rechtsverteidiger-Position. „Daniel hatte eine tiefe Platzwunde, die war am Spielfeldrand nicht so zu versorgen, dass er hätte weiter spielen können. Er hat aber wohl keine Gehirnerschütterung. Er wird im Krankenhaus genäht. Ich hoffe, dass er bis Dienstag entsprechend wieder hergestellt ist“, erklärte Koschinat den Wechsel. Es dauerte bis zur 81. Minute, dann war die Messe mit dem 2:0 gelesen. Markus Pazurek schlug einen langen Ball hinter die aufgerückte Werder-Abwehr und Cauly Oliveira Souza vollendete mit einem Flachschuss, der vom langen Innenpfosten ins Tor rollte.
Stimmen zum Spiel, Lars Bender (Fortuna)
„Das 1:0 war der perfekte Start für uns. Das war wie ein Dosenöffner. Das hat uns vieles erleichtert. Die Tabellenführung nehmen wir jetzt mal so hin für den Moment. Das ist wirklich eine schöne Situation. Aber, die Mannschaft weiß, dass die Saison sehr lange geht. Wir bleiben alle auf dem Teppich. Die Fans dürfen ruhig Spitzenreiter rufen, wir können das richtig einordnen.“
Hamdi Dahmani (Fortuna)
„Das ist eine schöne Momentaufnahme. Das genießt man schon. Das ist ja auch das erste Mal für uns in der 3. Liga, dass wir alleiniger Tabellenführer sind. Wir treten derzeit sehr selbstbewusst und souverän auf. Wir verfolgen konzentriert unseren Matchplan. Wir wollen in der Defensive stark stehen und in der Offensive kreativ sein und Gas geben. Wir gucken jetzt gerne auf die Tabelle, aber Dienstag ist schon das nächste Spiel.“
Markus Pazurek (Fortuna)
„Tabellenführer gab es bei Fortuna noch nicht in der 3. Liga, von daher ist das schon geil. Wir haben wie gegen Magdeburg das Zentrum dicht gehalten, das da nichts durch kam und immer wieder Nadelstiche gesetzt. Es freut mich, dass ich einen Scorerpunkt bekommen habe, aber wichtig sind nur die drei Punkte.“
Alexander Nouri (Trainer Bremen)
„Fortuna hat eine physisch sehr präsente Mannschaft. Durch das frühe Gegentor konnten wir uns gar nicht erst den Rhythmus erarbeiten. Wir sind dadurch direkt mit einem Rucksack auf dem Rücken ins Spiel gestartet. Das hat uns sehr passiv werden lassen. In der zweiten Hälfte waren wir auch nicht konsequent genug. Für uns wird das wieder ein sehr lehrreicher Weg werden.“
Uwe Koschinat (Trainer Fortuna)
„Wir haben einen absoluten Traumstart erwischt. Dadurch haben wir das Selbstvertrauen fast schon in einer Art Selbstverständnis münden lassen. So stelle ich mir Fußball vor, auf der einen Seite sehr physisch geprägt, auf der anderen Seite sehr strukturiert bei eigenem Ballbesitz. Das hat mir in vielen Phasen des Spiels gut gefallen. In der zweiten Hälfte haben wir zumindest so gut verteidigt, dass Bremen keine richtige Torchance hatte. Wie wir den Konter zum 2:0 ausspielen, das ist schon eine Steigerung. Diese stabile Defensivarbeit macht uns das Spiel nach vorne leicht. Die Mannschaft hat in beiden Spielen hundert Prozent Leistung auf den Platz gebracht."

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