Stürmt Fortuna das Fort Knox der Liga?
Die Würzburger Kickers sind am Samstag im Südstadion zu Gast



Keine Frage, die Ausgangslage der Fortuna ist brenzlig und beunruhigend vor dem Heimspiel am Samstag (14 Uhr) gegen die Würzburger Kickers. Dennoch kann sich Uwe Koschinat an vergleichbar haarige Situationen erinnern. An Tiefschläge, für deren Verarbeitung er sich schon mal ein paar Tage Zeit nehmen musste. Im ersten Jahr seiner Trainertätigkeit schied er mit seinem Team im FVM-Pokal früh beim krassen Außenseiter SF Düren aus. Und auch im letzten Jahr waren die Kölner nach der Niederlage bei den Stuttgarter Kickers mit nur vier Punkten nach acht Spielen ebenfalls am Boden zerstört.
„Auch da war ich zunächst jeweils niedergeschlagen und deprimiert. Jetzt stehen wir vor einer anderen Herausforderung. Ich bin aber zu hundert Prozent davon überzeugt, dass die Lösung unserer Probleme diesmal einfacher ist, als im Vorjahr“, betont der Fußballlehrer. Gerüchte, die nach dem 0:3 beim VfB Stuttgart aufgekommen waren, er wolle vorzeitig in den Sack hauen, tritt er energisch entgegen. „Wir wurden nach dem 0:2 phasenweise von 18-, 19-Jährigen vorgeführt, dass du da nicht lächelnd nach Hause fährst, ist doch logisch. Da hat man auch erst mal ein Problem mit sich selbst, hinterfragt seine Arbeit, die Hinführung zum und das Coaching während des Spiels. Aber ich laufe nicht vor einer Sache davon, die ich mit aufgebaut habe und in die ich wahnsinnig viel investiert habe.“

Nach nur einem einen Punkt aus den letzten fünf Spielen und 16 Gegentoren ist die Fortuna aufgrund des schlechteren Torverhältnisses gegenüber Cottbus auf einen Abstiegsplatz abgerutscht und hat mit mittlerweile 26 Gegentoren die schlechteste Abwehr der Liga. Damit war angesichts von 14 zu Null-Spielen in der Vorsaison nicht zwangsläufig zu rechnen. Doch Koschinat wehrt sich gegen Panikmache. „Unser Geschäftsführer Michael W. Schwetje hat mir nie Sand in die Augen gestreut. Ich wusste von vorneherein, dass kann ganz eng werden. Mannschaften wie Wiesbaden oder Cottbus hatten da schon ganz andere Erwartungen.“ Auch Schnellschüsse in Sachen Neuverpflichtungen schließt der Coach der Kölner aus: „Ich habe den Kader vor der Saison so zusammengestellt, dass ich mit allen Spielern über eine ganze Saison zusammen arbeiten möchte. Natürlich wäre es fahrlässig den Markt nicht zu beobachten. Falls es im Winter eine Möglichkeit gibt, perspektivisch etwas zu machen, werden wir das intern besprechen.“

Zuvorderst gilt es auch zunächst einmal die harte Nuss Würzburg zu knacken. Deren Abwehr kommt derzeit als eine Art Fort Knox der 3. Liga daher. Spiele mit Beteiligung des Aufsteigers zeichneten sich bis dato durch wenig Torjubel hüben wie drüben aus. Fünf Gegentoren stehen in elf Partien auch nur fünf selber erzielte Treffer gegenüber. Beinahe folgerichtig gab es auch schon sechs Remis. Dennoch legt Koschinat sein Hauptaugenmerk auf die eigene Art und Weise des Auftretens. Und da weiß er, worauf es ankommen wird. „Unsere Offensive ist in einer guten Verfassung, die Spielanlage funktioniert, wir arbeiten uns viele Großchancen heraus. Wir haben diese Woche brutal daran gearbeitet, um uns in der Defensive wieder die Automatismen zu erarbeiten. Nicht der Kopf muss die Entscheidung treffen, sondern die Intuition. Wir müssen wieder in der Lage sein, zu Null zu spielen. Ein Tor machen wir zu Hause immer.“

Fußball ist nun Mal ein Ergebnissport. Und insofern nützt es der Fortuna auch nicht, dass man die Stuttgarter eine halbe Stunde lang an die Wand spielte. Dennoch ist Koschinats Einwand nicht gänzlich von der Hand zu weisen: „Hätten wir am vergangenen Mittwoch gegen Großaspach ein vernünftiges Gespann gehabt und hätten wir beim VfB eine unserer drei Hundertprozentigen zum 1:0 genutzt, wären es jetzt fünf Punkte mehr und wir würden uns über ganz andere Dinge unterhalten.“

Großartige Umstellungen plant Koschinat gegen Würzburg auf jeden Fall nicht. Neben Oliver Schröder und Kristoffer Andersen fällt auch Andre Poggenborg weiter aus. Seinen langjährigen Stammtorwart vermisst der Coach durchaus. „Tim Boss macht das als sein Vertreter sehr unaufgeregt. Er macht einen guten Job. Aber Pogge fehlt als absolute Persönlichkeit auf dem Platz, als jemand, der die Mannschaft auch mal wachrüttelt.“ Mit „großer Wahrscheinlichkeit“ kehrt Hamdi Dahmani nach abgelaufener Gelb-Rot-Sperre und aufgrund seines starken Spiels gegen Großaspach wieder als Achter in die Anfangsformation zurück. Ansonsten setzt Koschinat auf Kontinuität. „Es gibt keine Veranlassung jetzt in Aktionismus zu verfallen.“ Tobias Fink „ist nach langer Anlaufphase“ auf dem Weg zurück zum Leistungsträger. Biada, Königs und Rahn machen auf den Trainer „einen selbstbewussten und fokussierten Eindruck“. Immerhin 33 Minuten kam am vergangenen Sonntag auch Ozan Yilmaz zu seinem Saisondebüt. In der letzten Saison standen für den 27-Jährigen nach einer schweren Beckenverletzung zwei Kurzeinsätze in den letzten beiden Spielen zu Buche. „Er ist ein Wettkampftyp. Ich bin ein großer Fan von dem Jungen, ich wollte seine Form mal in einem Spiel überprüfen, ich will ihn langsam wieder heranführen“, so Koschinat zu dessen Einwechslung.

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