Rechtzeitiger Weckruf nach Coaching-Fehler

Fortuna holt nach 0:2 gegen dezimierte Erfurter noch einen Punkt

Fehler gehören zum Fußball dazu, und machen den Reiz aus. Uwe Koschinat korrigierte seine Fehler vor dem Anpfiff erst nach 33 Minuten im Heimspiel gegen RW Erfurt vor 1.623 Zuschauern, da stand es aber schon 0:2 gegen die Fortuna. Am Ende sprang nach 40-minütiger Überzahl zumindest noch ein 2:2 im Südstadion gegen die Gäste aus Thüringen heraus. Es war der nächste Mini-Schritt in Richtung Klassenerhalt für die Kölner. Die Gäste hingegen feierten das Remis wie einen Sieg, konnten sie so zumindest ihre Serie von acht punktlosen Spielen in Folge beenden.
„Wir wollten es nicht mit aller Macht, zumindest nicht zu Beginn. Das Verhalten der Mannschaft beim Aufwärmen und in den ersten Minuten war ein klarer Coaching-Fehler von mir. Denn ich habe nicht scharf genug eingegriffen. Ich hätte vielleicht sogar vor dem Spiel radikal etwas ändern müssen. Leider hatten wir eine katastrophale Körpersprache. Wir haben unglaublich schlampig gespielt. Dinge gemacht, die bei mir in die absolute Verbotszone fallen“, bilanzierte Koschinat diese Phase nach dem Schlusspfiff.

Kompakt stehen und Nadelstiche setzen, wollte die Fortuna. Das klappte auch zu Beginn einigermaßen. Nach 14 Minuten hatte Thiemo-Jerome Kialka nach feinem Schnittstellen-Pass des starken Michael Kessel das 1:0 auf dem Fuß. Der Angreifer scheiterte aber am gut reagierenden Erfurter Keeper Klewin. Beinahe im Gegenzug wurde auf der anderen Seite Erfurts Kapitän Kammlott mit einem langen Ball freigespielt, und er schoss den Ball im Eins-gegen-Eins gegen Andre Poggenborg lässig zum 0:1 in die kurze Ecke. „Da spielen wir von außen nach innen einen 20-Meter-Pass, den es unserer Strategie gar nicht gibt. Jedem, der das im Training tut, wird direkt der Kopf abgeschlagen“, ärgerte sich Koschinat maßlos über die Vorgeschichte des Gegentreffers. Doch damit nicht genug. Nach einer Flanke von der rechten Seite landete der Ball nach einer Fehlerkette der Hintermannschaft der Fortuna erneut durch Kammlott zum 0:2 im Tor (30.). Koschinat reagierte unverzüglich nahm Rahn und Kialka raus und brachte Glockner sowie Aydogmus.

„Ich wollte der Mannschaft von außen neue Energie geben. Vor allem aber, dem Rest klar machen, dass das so nicht geht. Aydogmus und Kialka funktionieren nicht in einem gebundenen Spiel, dazu sind die beiden zu identisch. Deshalb hat es Thiemo getroffen. Johannes Rahn ist für mich der Führungsspieler schlechthin bei Fortuna. Er hat über einen langen Zeitraum in vielen Situationen fast im Alleingang dafür gesorgt, dass wir eine realistische Chance auf den Klassenerhalt haben. Und wenn er dann aber seine Rolle nicht über eine ganze Saison versteht, muss man Konsequenzen ziehen“, erklärte der Coach seine harsche Maßnahme, die schnellen Erfolg brachte.
Hamdi Dahmani steht kurz vor der Vertragsverlängerung
Nach einer Ecke von Kessel wuchtete Daniel Flottmann den Ball aus acht Metern mit dem Kopf in die Maschen. Nicht zuletzt aufgrund seines Assist lobte der Trainer später seinen Mittelfeldspieler. „Er steht sinnbildlich für unseren Weg. Vor vier Jahren hat er noch vor 200 Zuschauern in der fünften Liga gespielt. Mittlerweile ist das einer, von dem ich erwarte, dass er in einem Drittliga-Spiel den Unterschied machen kann. Das ist eine tolle Entwicklung.“ Nach dem schnellen Anschlusstreffer schwante auch Gäste-Coach Christian Preußer Böses. „Nach dem 1:2 merkte man die Verunsicherung innerhalb der Mannschaft. Da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis das 2:2 fiel. Wir haben es nach dem Platzverweis leidenschaftlich und mit aller Macht verteidigt. Wir sind wahnsinnig erleichtert, dass wir die Niederlagenserie stoppen konnten.“ Zumindest reichte es am Ende noch zu etwas Zählbarem.

Wenngleich Florian Hörnig nach einem Freistoß des eingewechselten Glockner den Ball mit dem Halbzeitpfiff zum 2:2 einköpfte. Und die Fortuna mit dem Momentum auf ihrer Seite dynamisch aus der Kabine kam. Doch die Gelb-Rote Karte für den Erfurter Odak (49.) bremste die Kölner eher in ihrem Tatendrang. Der Kapitän teilte das Spiel hernach gar in drei Halbzeiten ein. „Die ersten 30 Minuten war Sommertheater, da waren wir nett, und das ist nicht gut. Wir waren nicht dreckig genug. Das zweite Tor sah aus wie Slapstick. Danach war es Drittliga-Fußball und nach der Gelb-Roten Karte muss man sagen, da sind wir leider noch nicht gut und kreativ genug, dass dann zu nutzen. Das war zu viel mit dem Kopf durch die Wand. Der Platzverweis tat uns nicht gut. Nach dem 2:2 dachten die Erfurter, jetzt passiert uns das Ganze schon wieder. Normalerweise raste ich ja aus, wenn ich mal ein Tor mache, beim 1:2 konnte ich ja schlecht komplett ausrasten, gefreut habe ich mich trotzdem. Das schaue ich mir gerne nochmal im Video an“, analysierte Flottmann die 90 Minuten.

Die Fortuna sicherte im zweiten Abschnitt gut nach hinten ab, presste ordentlich, aber Zwingendes sprang nicht mehr dabei heraus, die beste Chance hatte Joker Aydogmus in der Schlussminute nach einem satten Schuss aus spitzem Winkel in Richtung Unterkante Latte, den Klewin aber parierte. „Wenn du so lange in Überzahl spielst, bist du mit dem Punkt nicht zufrieden. Die zwei unnötigen Tore haben uns total aus dem Konzept gebracht. Der Trainer hat dann mutig reagiert und er wurde auch etwas lauter. Das war für uns ein Signal, nochmal alles zu geben. Rechnerisch ist es noch möglich abzusteigen, deshalb müssen wir die Spannung hochhalten“, mahnte auch Hamdi Dahmani. Einer der Spieler, die ihren Vertrag noch nicht offiziell verlängert haben. „Die Gespräche sind schon weit fortgeschritten, ich bin nicht abgeneigt“, gab der Mittelfeldspieler zu Protokoll.

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