Akustische Webcam
Laberthier labert hier über die Fortuna und ihr Fanradio



Beim 1. FC Köln am Geißbockheim schaut Bruno Laberthier an jedem freien Tag, den der Herrgott Training sein lässt, vorbei und sieht nach dem Rechten. Die Fortuna aus der Südstadt hat er seit ewigen Zeiten als kölscher Unterhund ins Herz geschlossen. Und dass schöner Fuppes auch auf der anderen Rheinseite gespielt wird, weiß er ebenfalls. Außerdem schreibt er Romane: „Alle Böcke beißen …“ ist der erste (Un)Sittenroman über den 1. FC Köln, nun folgte mit "Alle Heiner freu'n sich ..." ein Fußball-Krimi über Darmstadt 98. Bruno Laberthiers Kolumnen erscheinen offline und online, also in der RHEINFUSSBALL Printausgabe und bei rheinfussball.de.
Dass es endlich auch bei der Fortuna ein Fanradio gibt, war (a) höchste Zeit. Außerdem war es (b) nach einigen Anlaufschwierigkeiten das Aufschließen zu den Vereinen im SNO (Sehr Nahen Osten), die so etwas schon länger richtig gut machen. Und (c) war es bei beim zweiten Einsatz im Heimspiel gegen Preußen Münster gestern ein absoluter Hinhörer.

Die kölsche Sabine Töpperwien und der südstädtische Manni Breuckmann gaben – und geben hoffentlich weiterhin mit demselben Know-How und Engagement – ihr Bestes. Als da wäre: Herzblut gekoppelt mit Ahnung vom Spiel und der Gabe, das Spielgeschehen „auf Ballhöhe“ ins Mikro zu plappern. Auch gesagt werden muss, dass die Technik in der ersten Halbzeit gegen Münster eine Hürde darstellte, die es den zahlreichen Fortunafans in Bulawayo (Simbabwe), Córdoba (Argentinien und Spanien) oder Sapporo (nur Japan) nicht immer einfach macht, sich auf die Tonspur der Radioreporter durchzuhören.

Denn vor lauter Stadionatmosphäre aus dem Hintergrund fiel es schon ein bisschen schwer, sich auf das Heraustexten des Spielgeschehens einzuhören: übrigens ein Phänomen, das schon Nick Hornby zur Verzweiflung brachte, der für Radiofußball nur wenig übrighatte, weil ihm das lauthalsige Anspannen und Abseufzen der Stadionbesucher im Moment des sich abspielenden Geschehens immer schneller zu Ohren kamen als die Wortwerdung der Spielszenen durch die Heraustexter des Geschehens in den Äther.
Das lag beim Fanradio der Fortuna wie gesagt vor allem an der Technik. Man hatte vor dem Notebook-Lautsprecher das Gefühl, besonders weithörig zu sein, analog zur Weitsichtigkeit bei denen, die zwar Lesebrillen brauchen, aber genau mitkriegen, was sich zwei Kilometer entfernt tut. In der zweiten Hälfte gegen die Westfalen wurde diese weitwinkelige akustische Webcam dann deutlich besser.
Die Fortuna schließt damit auf in die Liga der digital verdrahteten Vereine, die in Echtzeit übertragen, was Sache ist – zumindest akustisch.

Und genau das kann es bringen, egal ob in Asien, Afrika oder Lateinamerika:
„Wir rasten aus, wir rasten aus!“ (20.44 Uhr, 53 Sekunden beim Siegtreffer der Fortuna durch Oliveira Souza)
„Ich bin gerade ein bisschen gefläscht, das war ein so geiles Tor von Cauly“ (20.48 Uhr und 5 Sekunden)
„Drei Minuten kriegen wir hier angezeigt“ (20.49 Uhr, 14 Sekunden)
„Ich hab’s vorher prophezeit, ich hab 2:1 getippt!“ (20.52 Uhr, zwei Sekunden)
„Wir feiern wo auch immer, feiert Ihr auch!“ (20.53 Uhr, 20 Sekunden)

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