„Der Sieger hat mit dem Abstieg nichts mehr zu tun“

Uwe Koschinat ist auf den VfB Stuttgart II nicht gut zu sprechen

Sowohl sportlich als auch persönlich hat Uwe Koschinat schon schönere Zeiten erlebt bei der Fortuna als dieser Tage. Der Tod des langjährigen Präsidenten Klaus Ulonska ist nach Aussage des Trainers „ein Stück weit verarbeitet und in seinem Sinne sind die Blicke nun in die Zukunft gerichtet“. Personell hat der engagierte Fußballlehrer allerdings in den zwei Wochen seit der hohen Niederlage in Rostock Nackenschläge hinnehmen müssen. Im Heimspiel am Samstag (14 Uhr) gegen den VfB Stuttgart II muss Koschinat nicht nur auf seine beiden erfolgreichsten Torjäger sondern auch auf zwei sehr zuverlässige Innenverteidiger verzichten.

Florian Hörnig und Daniel Flottmann erlitten Muskelfaserrisse und brachten damit ihren Coach ins Grübeln. „Da frage ich mich dann schon im Zusammenhang mit der Trainingssteuerung, woher kommen diese Dinge? Wir sind diese muskulären Verletzungen nicht gewohnt. Das macht mich nachdenklich.“ Wobei ein rechter Zusammenhang ist nicht zu erkennen. Flottmann hatte nach einem lockeren Steigerungslauf vor dem Test gegen den FSV Frankfurt Probleme, und war eigentlich vor dem Wettstreit mit dem Zweitligisten schmerzfrei. Hörnig knickte nach einem Zweikampf auf dem Trainingsplatz um. „Das ist natürlich ein Schlag ins Kontor, wenn in so einer wichtigen Phase gleich zwei Spieler auf einer identischen Position ausfallen. Da fehlt mir jetzt neben Bone Uaferro ein Spezialist im Abwehrzentrum.“

Der defensive Mittelfeldspieler Markus Pazurek, der diese Woche seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert hat, wäre eine Alternative. Koschinat hat aber wohl noch eine Überraschung in der Hinterhand. „Auf beiden Seiten war die Bereitschaft zu verlängern sehr hoch. Markus hat eine hervorragende Entwicklung genommen. Er war bei mir oft das erste Opfer bei der Nominierung des Kaders. Aber dann hat er sich die Sechser-Position geschnappt. Die Verlängerung ist eine logische Konsequenz daraus.“

Neben Flottmann und Hörnig fehlt mit Hamdi Dahmani wegen der fünften gelben Karte der zweitbeste Torschütze (fünf Treffer). Torjäger Johannes Rahn (elf Tore) wird aufgrund seiner Sprunggelenks-Operation sogar noch ein paar Wochen ausfallen. Als Dahmani-Vertreter legt sich Koschinat auf Sascha Marquet fest. Den Ex-Aachener nahm der Coach gegen Borussia Dortmund II 25 Minuten nach seiner Einwechslung wieder vom Feld. „Er hatte einige unglückliche Ballverluste. Ich sah das Ergebnis in Gefahr. Und da muss ich als Trainer reagieren. Sascha hat aber im Training eine hervorragende Reaktion gezeigt. Er passt von seinen physischen Eigenschaften perfekt in mein System.“

Und es gibt einen weiteren Lichtblick neben der Vertragsverlängerung von Pazurek. Michael Kessel ist nach dreieinhalbmonatiger Pause wieder eine echte Alternative. „Er verändert unser Spiel. Er ist immer anspielbar und hat eine hervorragende Ballbehandlung“, lobt Koschinat. Allerdings setzte Kessel zuletzt zwei Tage wegen einer Erkältung mit dem Training aus. Es ist denkbar, dass er gegen Stuttgart zunächst nur von der Bank kommt. Denn drei Tage später steht das Pokal-Halbfinale gegen die Viktoria auf dem Programm. Da gilt es Körner zu sparen.

Gar nicht gut zu sprechen ist Koschinat auf den morgigen Kontrahenten. „Von kompletter Wettbewerbsverzerrung“ ist da die Rede. „So war die U 23-Regel nicht gedacht, dass Spieler, die einen Marktwert von mehreren Millionen haben, dauerhaft in die zweite Mannschaft strafversetzt werden. Ein Konstantin Rausch hat Europa-League gespielt und war kurz davor Nationalspieler zu werden. Akteure wie Karim Haggui oder Mohammed Abdellaoue nehmen elementaren Einfluss auf die Ergebnisse der Stuttgarter. Da kann ich dann nur müde drüber lächeln, wenn Jürgen Kramny in Bielefeld sagt, wie stolz er auf sein Team sei. Bei dem Kader finde ich das dann gar nicht mehr so sensationell.“

Die Statistik gibt Koschinat Recht. An den ersten sieben Spieltagen lief die U 23 ohne einen der genannten Spieler auf. Die Bilanz: Ein Sieg, ein Remis und fünf Niederlagen. Insgesamt 33 ihrer 37 Punkte holten die Schwaben in dieser Saison bislang mit Beteiligung von mindestens einem der sechs Profi-Leihgaben. Dazu gehörten des weiteren Raphael Holzhauser (mittlerweile Austria Wien), Daniel Ginczek und Sercan Sararer. Nach fünf sieglosen Spielen in Folge, bekanntermaßen teilweise unter erschwerten Bedingungen, kehrt für Koschinat „morgen die Wahrheit zurück auf den Platz“. Eines ist für ihn aber jetzt schon gewiss: „Wer dieses Spiel gewinnt, hat mit dem Abstieg nichts mehr zu tun.“

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